Der Trainer Gerado Seoane im Pressegespräch – Foto: Dirk Päffgen
Am letzten Tag des Trainingslagers am Tegernsee hat Borussia Mönchengladbachs Trainer Gerado Seoane unter anderem Einblicke in seine Arbeit mit der Mannschaft gegeben. Es ging im Pressegespräch darum, mit welchen Ansprüchen er hergekommen ist, die Kapitänsfrage, die Situation der Innenverteidiger, die Eindrücke der Neuzugänge, Chris Kramer sein Fazit gesprochen.
Gerado Seoane über…
… die Ansprüche, mit denen man hergekommen ist:
Ohne die Erkenntnisse überzubewerten, sind wir mit dem Trainingslager sehr zufrieden. Das Wetter hat dieses Jahr sehr gut mitgespielt und wir hatten ideale Platzbedingungen. Wir haben viele Spieler zur Verfügung gehabt. Das freut einen, weil alle Spieler die Inhalte mitbekommen. Aber man hat den Spielern auch angemerkt, dass der Start in die Trainingseinheiten nicht mehr so einfach ist. Man hat eine gewisse Müdigkeit, die man natürlich mitnimmt. Jetzt gilt es noch ein letztes Testspiel zu spielen und gewisse Dinge, die wir in den ersten Testspielen ansatzweise gezeigt haben, zu bestätigen und die anderen Dinge, an denen wir noch gearbeitet haben, umzusetzen.
… Philipp Sander, der heute passen musste:
Wir entscheiden morgen früh, ob er spielt. Er hat Fußbeschwerden und ein bisschen gehumpelt. Das sollte keine Risikofrage sein. Wenn der Schmerz ist vorhanden, dann spielt er nicht.
… die Neuzugänge:
Sie haben einen gewissen Drive mitgenommen, kamen mt sehr viel Selbstvertrauen aus der letzten Saison. Kevin Stöger zum Beispiel aus dem Ende der letzten Saison. Wenn man den Klub wechselt, ist eine gewisse Frische und Energie dabei. Das hat uns gut getan und das Gefühl, dass alle Spieler mit der richtigen Einstellung zu dieser Vorbereitung gekommen sind. Alle haben gut im Urlaub gearbeitet. Wir haben das Gefühl, dass wir viel investiert haben. Kein Spieler hatte physische Probleme. Alles zahlt darauf ein, welche Einstellung man hat. Junge Spieler, die richtig Bock haben, bei der ersten Mannschaft zu sein. Spieler aus dem letzten Jahr, die in diesem Jahr Leistungen bestätigen wollen. Ein gewisser Konkurrenzkampf auf vielen Positionen. Das belebt die Intensität im Training.
… sein Fazit, was dieses Trainingslager über die Saison aussagen kann:
Für uns ist es ein positives Fazit nach einer Woche. Es bedeutet aber nichts, welche Resultate wir einfahren. Wir haben das Gefühl, dass gewisse Dinge langsam anfangen zu fruchten. Wir haben eine Entwicklung in der Mannschaft und eine veränderte Spielweise. Ein positives Fazit zum Trainingslager gibt keinen Aufschluss über das erste Spiel. Das gibt uns Vertrauen über den Weg, den wir gehen wollen. Jetzt kommen noch Interessante Spiele, die auch einen Wert für eine Bewertung haben. Der Wettkampf in der Bundesliga oder im Pokal ist eine ganz andere Geschichte. Bei einem Testspiel nimmt man alles sehr ernst aber es ist kein Druck da. In der Bundesliga ist der Druck ganz anders und auch die Intensität ist anders. Das ist der Unterschied. Ich habe als Spieler und als Trainer alles mögliche erlebt. Testspiele verloren und gut gestartet. Das gilt es nicht zu bewerten. Aber jedes Testspiel wollen wir erfolgreich gestalten. Gegen Sittard und Kiel waren wir defensiv sehr stabil und mit mehr Ballbesitz als zum Ende der Saison. Das gilt es auszubauen und in der Bundesliga zu zeigen.
… die größten Fortschritte:
Im Fußball gibt es ja nicht, wie bei einer großen Firma die Quartalzahlen, bei denen man das berechnen kann. Es gibt nur das Gefühl. Wenn ich die zwei Spiele nehme, haben wir schon eine gewisse Intensität gegen den Ball gezeigt und eine Akzeptanz der Duelle. Die Idee ein bisschen aktiver zu spielen. Wir haben mehr Ballbesitz. Das Umschaltspiel hat darunter etwas gelitten. Das hat uns letztes Jahr ausgezeichnet. Das werden wir in den nächsten Wochen in unser Spiel bringen, so dass wir einen guten Mix zwischen Ballbesitz und Umschaltspiel haben. Standartsituationen sind noch nicht zu bewerten. Die geraten erst in den nächsten zwei bis drei Wochen mehr in den Fokus. Es gibt sicherlich das eine oder andere, was statistisch in eine gute Richtung geht, ohne das überbewerten zu wollen.
… die Wechsel in den kommenden Testspielen:
Wir werden das noch eingehend im Staff besprechen und auch mit der Performanceabtelung, wie die Daten der Woche aussehen. Es gut möglich, dass morgen der eine oder andere länger spielt. Ob im zentralen Mittelfeld oder in der Inneverteidigung und auf der Seite zu variieren. Wir können nicht fünf Testspiele mit der gleichen Elf spielen. Am ersten Spieltag sind dann fünf verletzt. Wir trainieren täglich zusammen. Jeder muss den anderen kennen. Aber klar werden in den nächsten zwei Spielen gewisse Gedanken so sein, wie die ersten zwei bis drei Partien aussehen könnten. Das heißt aber nicht, dass das die definitive Aufstellung sein wird. Es ist ein ständiger Konkurrenzkampf für alle Spieler, die auf der Wiese sind. Der eine oder andere Spieler braucht vielleicht ein bisschen länger. Das wird sich die nächsten Wochen zeigen.
… die Kapitänsfrage:
Wenn es keine personellen Veränderungen gibt in einer Mannschaft, ist das nicht so, dass man die Ämter neu verteilen muss. Aber klar setzen wir uns im Staff zusammen welche Charaktere es gibt und wir sehen dann, ob es da eine Veränderung geben wird oder nicht.
… die Analyse der letzten Saison:
Wir haben mit den verschiedenen Abteilungen Brainstorming betrieben. Es ist immer wichtig, was von den verschiedenen Abteilungen kommt. Darüber haben wir diskutiert. Es war uns wichtig, gewisse Entschlüsse zu treffen. Wo macht es Sinn, sich zu verändern und wo können wir etwas verändern. Das war dann schlussendlich Inhalt der sieben Tage. Einige Dinge sieht man auf dem Platz, andere passieren hinter den Kulissen. Wir sind immer lösungsorientiert, um Abläufe, die Kommunikation und die Inhalte auf dem Trainingsplatz zu verbessern. Ob mit vermehrt kleinen Gruppen oder individuell. Wir haben nicht jeden Stein umgedreht, wir haben uns selbst reflektiert. Wir haben die Chance genutzt, nach der Pause alle noch da zu sein und gewisse Dinge verändert. Jedes Mal, wenn es im Sommer einen Trainerwechsel gibt, dann ist es schwierig, für verschiedene Abteilungen gewisse Dinge anzupassen.
… Cvancara und seine Rolle in der Offensive:
Für uns ist es positiv, dass er die ganze Vorbereitung mitmachen konnte. Er war bei der Europameisterschaft nicht dabei. Durch die vielen kleinen Rückschläge war das nicht möglich. Er hat die ganze Vorbereitung mitgemacht und in allen Spielen physisch gut performt. In seiner Position am Flügel vielleicht nicht der ideale Flügeltyp. Vielmehr durch seine physische Präsenz am zweiten Pfosten im 16er. Ein bisschen ein anderer Spielstil. Er braucht noch etwas Eingewöhnung in dieser Struktur. Aber es ist klar, dass wir ihn als Neuner oder Neuneinhalber sehen. also Zweimannsturm mit Kleindienst oder mit Plea. Mit seinen Fähigkeiten auch ganz vorne zu spielen und auch als Einwechselspieler. Es ist wichtig für uns einen guten Stamm an Spielern zu haben. Auch ein kleiner Teil der variabel einsetzbar ist um verschiedenen Optionen zu haben. Schlussendlich sind alle Jungs Konkurrenten. Er ist ein Konkurrent für alle Positionen vorne. Wir haben mit Ngoumou auch einen Spieler der rechts oder links spielen kann.
Vielleicht ist er nicht der ideale Flügeltyp. Es braucht noch Eingewöhnung für die Mitspieler. Wir sehen ihn als Zweimannsturm mit Plea oder ganz vorne zu spielen. Egal ob von Anfang an oder als Einwechselspieler. Es ist wichtig für uns einen guten Stamm an Spielern zu haben die auch variabel einsetzbar sind. Ich weiß, das man gerne eine Elf am Anfang der Saison im Kopf hat, aber dann wechselt man schon nach dem fünften Spieltag, weil es Verletzte oder gesperrte Spieler gibt. Wichtig ist es einen Stamm an Spielern zu haben, manche mit Varibilität. Die wenigstens Klubs können es, dass man alle Spieler auf dem selben Niveau hat. Von daher muss es einen Anteil geben, die mit dieser verantwortungsvollen Aufgabe zu recht kommen. Junge Spieler die Tag für Tag dran sind und auf ihre Chance warten und eventuell überraschen.
… Tim Kleindienst, der eventuell vorne gesetzt ist:
Es ist schwierig im Prozenten auszudrücken. Wir haben gewisse Bemühungen gemacht, um Tim Kleindienst zu uns zu holen und haben eine gewisse Überzeugungs-Phantasie, welche Rolle er bei uns spielen soll. Ich glaube, dass er uns auch von der Robustheit und von der gesunden Aggressivität einiges bringt, was uns gefehlt hat.
… die Rolle von Christoph Kramer:
Im zentralen Mittelfeld haben wir viel Personal. Es ist ein Konkurrenzkampf. Letztes Jahr war er nicht so oft auf dem Platz. Er hatte da zwei oder drei Krankheiten. Es ist klar, dass wir auf dieser Position Spieler haben, die die Nase vorne haben. Anderen Spielern gehört vielleicht die Zukunft. Chris hat seine Trainingseinheiten hier komplett erfüllt. Ältere Spieler brauchen dann vielleicht auch ein bisschen länger, um eine gewisse Frische zurückzugekommen. Aber es wird sich zeigen, welche Rolle jeder Spieler bekommt. Ich bin da nicht festgefahren und schaue auf die Leistung.
… Fabio Chiarodia und ob er bereit ist für seine Rolle:
Ich sehe einen möglichen nächsten Schritt für Fabio. Den muss er sich mit Leistungen verdienen. Er hatte letztes Jahr schon Einsätze. Er kann mit seinem linken Fuß in der Spielauslösung in der Innenverteidigung eine prädestinierte Rolle haben. Er ist im Konkurrenzkampf mit Itakura, Elvedi und Friedrich. Wir haben da vier Spieler denen ich zutraue, Bundesliga von Anfang an zu spielen. Ich hoffe, dass wir auf dieser Position keine längeren Ausfälle haben. Wenn ein Innenverteidiger ausfällt, kann eine Situation immer schnell kritisch sein. Personell habe ich keine Bauchschmerzen, bei keinem der vier Spieler. Die vielen Gegentore, die wir bekommen haben, sind nicht speziell Personen oder Abteilungen zuzusprechen. Vielmehr unserem gesamten Verteidigen als Mannschaft. Natürlich gibt es immer mal wieder individuelle Fehler.
… seine persönliche Erfahrung:
Unser Job macht hundertprozentig Spaß. Wir sind alles sehr gerne auf dem Platz. Natürlich gibt es eine gewisse Vorarbeit, die man gerne macht und die sich auch für den Coach verändert hat mit den Jahren. Im Staff-Meeting sind schon einige Leute dabei. Da gilt es zu koordinieren und Meinungen von Spezialisten einfließen zu lassen. Es hat viel Spaß gemacht, auch für die Zuschauer. Da konnte man sich daran vergüngen, an fünf verschiedenen Orten zuzuschauen. Es hat viel Spaß gemacht, aber das geht auch an die Substanz. Es gilt immer auf die Energie zu schauen. Man hat aber kurze Wege. Vom Theorieraum zum Essen und dann zum Schlafzimmer ist es nicht weit. Aber es ist schon so, dass wir alle mit unserer Uhr unterwegs sind und schon auf ein paar tausend Schritte kommen.
… die veränderten Abläufe:
Um mehr in die Details gehen zu können ist es einfacher fünf Spieler zu coachten als 25. Auch um gewisse Belastungen auf die Positionen anzupassen. Die Außenverteidiger müssen andere Freilaufbewegungen haben als ein Mittelfeldspieler. Es macht auch dem Spieler spaß. Das ist eine Stärke von uns oder soll es sein, mit dem großen Trainerteam was wir hier zur Verfügung haben die Kompetenz bestmöglich einzusetzen.
… das Integrieren von kurzfristigen Zugängen oder etwas bei Abgängen zu verändern:
Das erschwert nicht meine Arbeit. Die die da sind, die zählen. Unabhängig wie das in drei Wochen aussieht. Wir versuchen jeden Spieler bestmöglich zu trainieren und zu betreuen, das alle in ihren Abläufe sind. Es kann im Fußball immer Wechsel geben. Wer drei Spieltage vielleicht eine weniger wichtige Rolle gespielt hat, der kann am fünften Spieltag eine wichtige Rolle spielen. Wir versuchen mit jedem Spieler so gerecht wie möglich umzugehen. Das da hinter den Kulissen in der sportlichen Führung gewisse Überlegungen da sind und wie man vielleicht handeln würde. So fest tangiert das meine Arbeit auf dem Platz nicht.
Wenn ein Spieler am 30. August gehen würde, da würde das Timing nicht passen. Da hat jede Partei ein Vetorecht. Wenn es so ist, dass ein Spieler auf dem letzten Drücker zu uns kommt, dann wird das gerne von uns angenommen. Man kann man davon ausgehen, dass wir dann den Bedarf haben. Wir werden dann mit dem neuen Spieler individuell arbeiten. Wie wollen wir den Spielaufbau haben etc. Wir arbeiten nicht nur auf dem Platz sondern es gibt auch indoor Termine wo wir über die Spielideen und das Verhaltensmuster sprechen. Es ist klar wenn ein Spieler später kommt, dass es eine Aufarbeitung gibt.