Empfängt Borussia Mönchengladbach den FC Bayern München, dann wirft dieses Duell seine Schatten voraus. Auf der Pressekonferenz tummelten sich am Donnerstagmittag gleich acht Kameras, die einfingen, wie Dieter Hecking über die bevorstehende Aufgabe sprach. Doch wie man es von ihm gewohnt ist, lässt er sich dabei nicht in die Karten schauen. Michael Cuisance und Josip Drmic fallen zudem verletzungsbedingt aus.
»Wer weiß«, lautete seine kurze Antwort auf die Frage, ob Raffael denn eine Option für die Startelf sei, um die Bayern eventuell ein wenig zu überraschen. Im Hinspiel gelang Hecking nämlich der Schachzug, seinen Kapitän Lars Stindl in die Anfangsformation zu werfen, obwohl er nach seiner Genesung zunächst nur auf der Bank erwartet wurde. Stindl sorgte mit seinem Treffer in der Anfangsphase dann dafür, dass der Coup gelang.
Raffael wird auf jeden Fall zum Kader gehören, das ist sicher. Klar ist auch, dass Michael Cuisance (schwere Fersenprellung) und Josip Drmic (kleiner Muskelfaserriss im Oberschenkel) ebenso wie Ibrahima Traoré (Leisten-OP) und Mamadou Doucouré (Muskelbündelriss) nicht dabei sein können.
Lang, Hofmann und Plea von Beginn an?
Ansonsten deutete Hecking im Trainingsspiel beim 11-gegen-11 am Mittwoch an, dass Lang, Hofmann und Plea zurück in die Startelf kehren könnten und Johnson, Zakaria und Herrmann somit zunächst wieder auf der Bank Platz nehmen würden. Ob das tatsächlich so kommt und Hecking damit exakt der Elf aus dem Hinspiel vertraut, bleibt abzuwarten.
Der 3:0 Auswärtssieg bei den Bayern war damals das Paradebeispiel in Sachen Effektivität und Konsequenz, die die Fohlenelf in den letzten Spielen hat vermissen lassen. »Wir haben keinen Grund, verunsichert zu sein oder eine Trotzreaktion heraufzubeschwören. Das Wichtigste ist, dass du bei dir bleibst«, so Hecking. »Im Spiel nach vorne müssen wir die Effektivität haben und versuchen, immer wieder Ballbesitz zu haben«, fordert er. Dazu gehört auch, sich nicht komplett hinten reinzustellen, sondern immer wieder zu versuchen, das Spiel an sich zu reißen. »Nur abzuwarten, was Bayern uns anbieten wird, wird nicht unsere Aufgabe sein. Ich kann schon versprechen, dass wir natürlich mutig sein und nach vorne spielen wollen.«
»Andere Voraussetzungen als im Hinspiel«
Während die Gladbacher gerade etwas am schwächeln sind, läuft es bei den Münchenern mit Blick auf das Saisonfinale wieder. »Die Voraussetzungen sind andere als vor dem Hinspiel. In der Phase haben wir sie sehr, sehr gut erwischt. Sie wirkten instabil, waren am nachdenken. Sie hatten viele Fragen, die sie beantworten mussten. Diese schwierige Phase haben sie für mich hervorragend gelöst. Sie wirken wieder stabil. Die Art und Weise in Liverpool fand ich sehr beeindruckend. Nichtsdestotrotz glaube ich, dass man gegen sie eine Chance haben kann. Man muss einen Top-Tag erwischen«, unterstreicht Hecking.
»Ich kann es nicht erklären«
Dreimal in Folge hat die Borussia nicht gewonnen. Gegen den Rekordmeister ist es – bei allem Optimismus – gut möglich, dass ein weiteres Negativerlebnis hinzukommt, wenngleich kaum eine andere Mannschaft so eine gute Bilanz gegen die Bayern hat wie der VfL. Warum das so ist, darüber wollte Hecking nicht philosophieren. »Ich kann es auch nicht erklären, warum man als Borussia Mönchengladbach in Freiburg nicht gewinnen kann. Genauso wenig kann ich erklären, warum Gladbach vielleicht nicht Bayern München liegen sollte«, sagte Hecking.
»Druck? Das sind für mich Klischeewörter«
Von den aktuellen Ergebnissen seiner Mannschaft möchte sich Hecking nicht beeinflussen lassen. Auch seine Spieler betonten zwar in der Trainingswoche immer wieder, dass sie sich keine allzu großen Gedanken machen, doch gänzlich davon befreien kann sich wohl niemand. Folglich spricht die Öffentlichkeit gerne von ›Druck‹, der auf den Beteiligten lastet. »Das Wort Druck wird so oft in Verbindung mit dem Fußball gebraucht. Ich kann damit relativ wenig anfangen. Der Druck wird von Außen gegeben«, befand Hecking und ergänzte: »Das sind für mich Klischeewörter. Wir wollen jedes Spiel aufs Neue positiv gestalten. Ich spüre keinen Druck und ich hoffe, dass sich meine Mannschaft davon auch nicht beeindrucken lässt.«