Borussia Mönchengladbach hat es am letzten Spieltag nicht „nur“ verpasst, noch einmal nach Europa schielen zu können, sondern sich vor allem zumindest mit einem guten Gefühl in die Sommerpause zu verabschieden. Beim Hamburger SV unterlagen die Borussen am Ende verdient, weil sie nahezu auf ganzer Linie enttäuschten.
Was war das nicht in den letzten Wochen und vor allem auch letzten Tagen für eine Rechnerei in Bezug auf Europa. Sogar Platz sechs war für die Borussen vor dem Spiel beim Bundesliga-Dino theoretisch noch drin. Doch damit man überhaupt auf die anderen Ergebnisse hätte schauen können, mussten erst mal »die eigenen Hausaufgaben erledigt werden«, wie auch Dieter Hecking vor der Partie forderte.
Doch genau das Vorhaben ging in der Hansestadt gründlich in die Hose – weil die Borussen im Volksparkstadion so ziemlich alles vermissen ließen. Lediglich Josip Drmić unterstrich seine in den letzten Wochen aufsteigende Form nachhaltig. Der Schweizer erzielte den zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich und traf im Borussia-Trikot erstmals zwei Bundesliga-Spiele in Folge. Dies war ihm zuletzt vor über vier Jahren als Spieler des Aufsteigers 1. FC Nürnberg gelungen.
Nach einer Stunde war die Luft raus
Dem übrigen Teil der Borussen gelang indes wenig bis gar nichts. »Heute war es von der ersten Minute an nichts von uns«, fand Christoph Kramer hinterher deutliche Worte. Und spätestens, als der VfB Stuttgart in München überraschend deutlich führte und die drei Punkte im Sack hatte, war bei den Borussen die Luft raus. »So ab der 60. Minute hat es mir persönlich nach dem Zwischenergebnis aus München auch ein bisschen den Stecker gezogen, das muss ich sagen«, gab Kramer zu und gab Einblicke in seine Gefühlswelt. »Das war dann gefühlt: „Ja komm, dann pfeif die Scheiß-Saison endlich ab.“.«
»Wir hatten am Anfang ordentlich Probleme, bis wir das System geändert haben. Dann hatten wir das Spiel besser im Griff und haben ein schönes Tor gemacht«, sagte Yann Sommer. »Der Druck war aber draußen, als wir von den anderen Ergebnissen erfahren haben.«
Das ist alles durchaus nachvollziehbar. Dennoch war es gerade auch bis zu den klaren Zwischenergebnissen herzlich wenig, was die Fohlen zu Stande gebracht hatten. »Der HSV hat es gut gemacht, uns früh beschäftigt und ist dann auch verdient in Führung gegangen. Wir sind mit unserer ersten richtigen Aktion zum Ausgleich gekommen. Dann hatten wir eine Phase, in der wir das System umgestellt haben und besser im Spiel waren«, sagte Dieter Hecking und wusste: »Trotzdem war es nicht das, was wir uns erhofft haben. Wir waren im Spiel nach vorne nicht zwingend genug.«
»Ich habe mich jetzt nicht unsicher gefühlt«
Und weil dem tatsächlich so war, mussten die Borussen ohne etwas zählbarem im Gepäck die Heimreise antreten. »Wir haben uns mit einer Niederlage verabschiedet. Es war kein gutes Spiel zum Abschluss von uns«, stimmte Max Eberl zu. »Es war aber auch relativ früh klar, dass Europa nicht mehr möglich war. Deshalb hat das letzte Quäntchen gefehlt, dafür muss man dann auch mal Verständnis haben. Auf der anderen Seite hat sich der Bundesliga-Dino in einer großartigen und bravourösen Art und Weise verabschiedet.«
Ganz im Gegensatz zu einer Minderheit an HSV-Chaoten, die mit einer „Pyro-Show“ für eine 15-minüptgie Unterbrechung gesorgt hatten, ehe Schiedsrichter Dr. Felix Brych die Partie mit einem Schiedsrichterball noch zu Ende bringen konnte. »Ich habe mich jetzt nicht unsicher gefühlt. Du hast heutzutage im Fußball diese 20, 30, vielleicht 50 Idioten, die die Plattform Fußball nutzen für andere Interessen. Es ist sehr schade, aber irgendwie nicht zu ändern und gehört mittlerweile fast schon dazu«, sagte Kramer. Eigentlich hätte die Partie abgebrochen werden müssen und hätte erst nicht mehr weitergespielt werden dürfen. Eine Wertung für die Fohlenelf die logische Konsequenz. Hier sollte vor allem der DFB sein Regelwerk überdenken.
Europa nicht erst in Hamburg verspielt
Für die Borussen steht so nach der verdienten dreizehnten Saisonniederlage unter dem Strich Platz neun und erneut keine Teilnahme am internationalen Geschäft. »Wir haben die vorderen Plätze sicherlich nicht heute verspielt, das muss man auch sagen«, stellte der Weltmeister klar und ergänzte: »Aber es ist eigentlich ein Lob an die Arbeit des Vereins, dass wir als Spieler, der Trainer und das Umfeld nicht so richtig zufrieden sind mit dieser Saison, obwohl du Neunter wirst. Weil du jahrelang gut gearbeitet hast, ist das einfach so eine Erwartungshaltung, die so eine Unzufriedenheit ziert.«
Und mit genau dieser verabschieden sich die Borussen nun in die Sommerpause. »Es ist uns einfach nicht gelungen, dieses Jahr Konstanz reinzubringen. Es war ein großes Auf und Ab mit vielen Rückschlägen«, resümierte Sommer. »Wir haben unsere Hausaufgaben heute nicht gemacht. Wir müssen als Mannschaft wieder mehr Winner-Mentalität reinbekommen. Ich freue mich jetzt sehr auf die WM.«
»Bis auf heute hat mir das in der Saison alles sehr viel Spaß gemacht. Ich freu mich, dass Sommerpause ist. Nicht unbedingt körperlich, sondern vom Kopf her. So eine Saison ist schon sehr intensiv«, sagte Kramer. »Eigentlich gehe ich mit einem durchweg positiven Gefühl in die Sommerpause. Aber auch mit dem Wissen, dass sicherlich irgendwo auch mehr geht – was ich positiv finde.«