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Im Stile einer Schülermannschaft

Das zarte Pflänzlein der Hoffnung, dass sich Borussia Mönchengladbach nach den Auftritten in Leipzig und gegen Stuttgart wieder im Aufschwung befinden könnte, war spätestens am Samstagabend gegen 19:15 Uhr vollständig verwelkt. Zur Halbzeit hätte es bereits 5:0 stehen können.

Macht man das 1:0 nicht, steht’s 0:1. Macht man das 1:1 nicht, steht’s 0:2, macht man das 1:2 nicht, steht’s 0:3. Die Geschichte der ersten 45 Minuten ist schnell erzählt. Nach dem Führungstreffer der Dortmunder brachen die Gladbacher nach und nach auseinander, kamen zwar nochmal zu zwei vielversprechenden Angriffen, liefen aber überwiegend Ball und Gegner hinterher.

Kein Zweikampfverhalten

Sobald der BVB nach einer kurzen Abtastphase ein bisschen aufs Gaspedal drückte, sahen die Borussen vom Niederrhein plötzlich wie eine kleine Schülermannschaft aus, die sich dem großen Lehrmeister aus Dortmund gegenübersah. Statt in die Zweikämpfe zu gehen, wurde zugeschaut, wie die Dortmunder den Ball um die beiden hinteren Ketten zirkulierten. Statt Philipp und Aubameyang auf den Füßen zu stehen, standen diese im Sechszehner bei ihren jeweiligen Treffern völlig blank. Die Gegentreffer zeigten die Schwächen der Gladbacher Defensive schonungslos auf. Katastrophale Stellungsfehler, Fehlpässe ohne Bedrängnis im eigenen Spielaufbau und ein völlig zurückhaltendes Zweikampfverhalten.

Erschreckende, aber passende Statistik: Borussia gewann in keinem der bisherigen sechs Bundesligaspiele mehr Zweikämpfe als der jeweilige Gegner, auch bei den beiden Heimsiegen gegen Köln und Stuttgart nicht. Sicher ist es nach Abpfiff wichtig, dass man die entscheidenden Duelle gewinnt, aber davon war die Fohlenelf in Dortmund meilenweit entfernt.

Wo war die Gegenwehr?

Zugegeben, gegen die kreative und flotte Offensive um einen der treffsichersten Stürmer Europas herum, braucht es schon einen Sahnetag, um unbeschadet aus einem Spiel zu kommen. Auf dem Papier ist der BVB in der Bundesliga qualitativ mindestens 16 Teams überlegen, aber ist das ein Grund, sich so abschlachten zu lassen? Wo war die Gegenwehr? Wo war die Borussia, die bis zum Umfallen kämpft und zeigt, dass sie den Schwergewichten der Bundesliga einen heißen Fight liefern kann? Wo war einer, der mal dazwischen haut?

Wo waren Spieler, die sich zerreißen, um in der zweiten Halbzeit zumindest Schadensbegrenzung zu betreiben? Wo waren die Verteidiger, als der Ball bei den Dortmunder Toren von den Flügeln in die Mitte gespielt wurde? Wo waren die Gier und die Entschlossenheit vor dem gegnerischen Kasten, die die Stürmer des BVB beispielhaft verkörperten? Wo war die Unterstützung für Tobias Sippel, der völlig alleingelassen wurde? Wo war die taktische Disziplin der Anfangsphase nach dem ersten Gegentor?

Brave Welpen

Dass es am Samstag selbst mit einer überzeugenden Leistung gegen die spielfreudigen Dortmunder nicht gereicht hätte, kann kein Trost sein. Im Vorfeld rechnete zwar keiner ernsthaft mit drei Punkten, aber alle waren gespannt darauf, wie sich die Elf vom Niederrhein im Signal-Iduna-Park verkaufen würde. Viel Einsatz, Wille und vor allem Leidenschaft waren gefordert – und gerade deshalb kommt man, wenn man das Spiel völlig unabhängig vom Ergebnis betrachtet, zu einer niederschmetternden Erkenntnis. Es mangelte von A bis Z an den Grundtugenden. Und nicht nur das – man ergab sich einfach so dem eigenen Schicksal.

Natürlich macht auf dem Platz niemand mit Absicht einen Fehler, aber wenn an einem Tag mal gar nichts zusammenläuft, muss wenigstens die Absicht zu erkennen sein, dass man sich nicht aufgibt. Es wirkte, als wäre die Borussia stiller Beobachter des eigenen Spiels. Wie brave Welpen tapsten sie auf dem Feld herum. Konsequentes Positionsspiel inklusive geordneter Zuweisungen und Abstimmung? Fehlanzeige, auch das klappte nicht. Vier Minuten nach der Pause konnte Aubameyang eine Freistoßflanke so vogelfrei an den Pfosten köpfen und anschließend per Nachschuss im Tor unterbringen, dass jedem Anhänger der Auswärtself klar war, dass der sowieso schon bittere Abend weiter seinen Lauf nehmen würde.

Kollektives Versagen

Die Mannschaft hat an diesem Samstagabend im Kollektiv versagt. Sicher gehören Spiele, in denen das eigene Team absolut chancenlos ist, in einer langen Saison dazu. Das ist jedem Anhänger bewusst. Sicherlich bekommt man von einer Mannschaft, die sich in 90 Minuten in einen Rausch spielt, schon mal „auf die Fresse“. Diejenigen, die selbst schon mal gegen den Ball getreten haben, wissen das. Aber sich deswegen so kampflos hinzugeben? Das darf nicht sein. Natürlich kann das Team von Dieter Hecking es besser. Sehr wahrscheinlich wird man das gegen Hannover schon wieder sehen.

Besorgniserregend ist allerdings die Tatsache, dass man in dieser Saison noch nicht einmal über 90 Minuten überzeugen konnte. Hochgelobte Stammspieler scheinen sich ihrer Rolle zu sicher zu sein und sich auf den Vorschusslorbeeren auszuruhen. Jungs wie Cuisance, Villalba und Routinier Bobadilla brennen darauf, auf dem Platz zu stehen. Das Risiko, sie einzusetzen, geht gegen Null – schlechter als ihre Kollegen gegen den BVB werden sie nicht aussehen.

Neuanfang gegen Hannover

Vielleicht ist es gut, dass das Spiel sogar in dieser Höhe verloren ging. Ein 3:1 wäre erwartungsgemäß gewesen und hätte nicht für so viel Diskussionsstoff gesorgt. Jetzt aber sind alle im Verein gefordert, damit es gegen Hannover mit einem kleinen „Neuanfang“ klappt. „Eine Klatsche zur rechten Zeit“, könnte man in ein paar Wochen rückblickend sagen. Doch dafür ist viel, viel Arbeit und eine konsequente Fehleranalyse notwendig. Die Fans jedenfalls stehen weiter hinter der Mannschaft, müssen sich aber zunächst genauso wie die Spieler von Begriffen wie „Europa“ und „internationales Geschäft“ verabschieden, denn leistungstechnisch ist Borussia Mönchengladbach aktuell weit davon entfernt.

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