
In Jacob Italiano hat Borussia Mönchengladbach mal wieder einen Australier in seinen Reihen. Die Fohlen nahmen den 19-Jährigen 2018 von Perth Glory unter Vertrag, ehe er im Sommer 2019 an den linken Niederrhein wechselte. Im Interview mit unserer Redaktion spricht der Angreifer unter anderem über seine bisherige Zeit in Deutschland und beim VfL, sich als Stürmertyp, seinen nächsten sportlichen Traum und die ‚Berührungspunkte‘ mit den Profis.
Fohlen-Hautnah: Jacob, im Juni wirst Du zwei Jahre in Deutschland und bei Borussia sein. Wie schaust Du auf die bisherige Zeit zurück und wie hast Du Dich generell eingelebt? Gibt es ab und an noch Heimweh nach „Down Under“?
Jacob Italiano: Natürlich vermisse ich meine Heimat und auch meine Familie. Ich glaube, das ist aber ganz normal. Die ersten drei Monate in Deutschland waren wirklich am schwierigsten, ich musste mich erstmal an das Leben hier gewöhnen. Auch wenn es am Anfang schwierige Zeiten gab, fühle ich mich auf und neben dem Platz mittlerweile sehr wohl. Alleine zu Leben ist manchmal schwierig. Aber ich nutze die Zeit, um viel über Fußball, aber auch das alltägliche Leben zu lernen. Es war bisher eine Achterbahnfahrt, aber ich habe es nicht bereut.
Fohlen-Hautnah: Wie gestaltest Du Deinen Alltag außerhalb des Platzes und wie klappt es da mit der Kommunikation?
Jacob Italiano: Jeder im Verein ist sehr offen und herzlich mir gegenüber und spricht dazu auch noch sehr gut Englisch. Auch die Mitspieler und Trainer sprechen Englisch, das hilft natürlich enorm. Ich verstehe aber die deutsche Sprache mittlerweile ganz gut, nur die Aussprache ist noch schwierig, das muss ich noch lernen. Aber das hilft mir natürlich in meinem Alltag. Ansonsten lerne ich immer noch dazu. Auch was das Kochen angeht (lacht).
Fohlen-Hautnah: Wie sieht es mit Deinen Deutschkenntnissen aus. Hast Du auch aufgrund der aktuellen Lage oft Unterricht und wie gut kannst Du schon Deutsch?
Jacob Italiano: Als ich nach Deutschland gekommen bin, hatte ich wöchentlichen Unterricht. Aufgrund der Corona-Pandemie ist das aber leider ein Stück weit eingebrochen. Ich schaue allerdings sehr viele Filme, Shows und auch Fußballspiele auf Deutsch, um die Sprache besser zu lernen. Nur die Aussprache muss ich, wie erwähnt, noch lernen. Auf dem Platz verstehe ich die Anweisungen der Trainer mittlerweile aber sehr gut.
Fohlen-Hautnah: Stimmt es eigentlich, dass du neben der australischen auch die italienische Staatsbürgerschaft hast? Das zumindest ergab unsere Recherche im Internet…
Jacob Italiano: Nein, ich bin ein waschechter Australier. Vielleicht kommen die Leute wegen meinem Nachnamen darauf (lacht). Meine Großeltern sind zwar in Italien geboren, aber ich bin Australier.
Fohlen-Hautnah: Du bist also im Juni 2019 zur Borussia gekommen. Für wie viele Jahre hast Du unterschrieben und warum hast Du dich generell für die Borussia entschieden?
Jacob Italiano: Ich habe für fünf Jahre in Mönchengladbach unterschrieben. Borussia hatte großes Interesse an mir und hat mir das auch schnell signalisiert. Deshalb ist mir die Entscheidung, Australien zu verlassen, nicht schwer gefallen. In Australien ist Borussia Mönchengladbach ein großer Verein und sehr bekannt. Als ich gehört habe, dass Borussia an mir interessiert ist, war die Entscheidung für mich somit sehr schnell klar.
Fohlen-Hautnah: Wie ist eigentlich damals der Kontakt zustande gekommen?
Jacob Italiano: Ich war mit der U20 in Doha in Katar auf einem Turnier, als die Scouts von Borussia mich beobachtet haben. Anschließend hat der Verein mit meinem Berater gesprochen und es hat auf Anhieb gepasst.
Fohlen-Hautnah: Du bist ein offensiver Spieler. In welchem System fühlst Du Dich am wohlsten?
Jacob Italiano: In dieser Saison habe ich schon ein paar verschiedene Positionen gespielt. Auf der linken Außenbahn fühle ich mich aber aktuell am wohlsten. Ich möchte aber einfach immer auf dem Platz stehen und Fußball spielen, egal auf welcher Position. Da lege ich mich nicht allzu sehr fest.
Fohlen-Hautnah: Hast du auch ein Vorbild – und wenn ja, welches?
Jacob Italiano: Als ich aufgewachsen bin, war ich ein großer Fan vom FC Chelsea London. Dabei habe ich Frank Lampard immer sehr gerne zugesehen. Er ist sicherlich mein größtes Vorbild mit seiner Art Fußball zu spielen und Tore zu erzielen.
Fohlen-Hautnah: In wie weit hat Dich die Regionalliga und das Training bei den Profis schon weiterentwickelt?
Jacob Italiano: Physisch hat mich das auf jeden Fall enorm weitergebracht, denn auch die Regeneration und die Ernährung spielten plötzlich eine ganz andere Rolle. Bei den Profis muss man immer total fokussiert sein, ansonsten verliert man ziemlich schnell den Ball.
Fohlen-Hautnah: Du hast auch schon einige Male bei den Profs trainiert, wie groß ist da der Unterschied zur U23?
Jacob Italiano: In der ersten Mannschaft geht alles viel schneller, man muss auf dem Platz seine Entscheidung viel schneller fällen. Außerdem sind die Spieler sehr erfahren und wissen, wie man einem den Ball streitig machen kann.
Fohlen-Hautnah: Lebst du noch im Internat oder hast Du schon eine eigene Wohnung?
Jacob Italiano: Ich lebe alleine in einem Appartement.
Fohlen-Hautnah: In der Regionalliga läuft es für euch eher mäßig. Aus den letzten sechs Spielen gab es nur ein Remis und fünf Niederlagen. Auch Du hast seit dem Doppelpack am 6. Spieltag nicht mehr getroffen. Wie bewertest Du eure und Deine bisherige Saison und wo siehst Du generell noch Luft nach oben?
Jacob Italiano: Meine Saison war bisher Ein auf und Ab, wir hatten eine sehr lange Corona-Pause im November. Der Start war ganz gut für mich, da habe ich auch die Tore erzielt. Ich hatte auch ein paar Probleme mit der Achillessehne, das hat mich ein bisschen zurückgeworfen. Wir können auf jeden Fall noch mehr auf dem Platz abrufen, dafür arbeiten wir im Training sehr hart. Auch ich möchte mich noch verbessern, mehr Tore erzielen und ein paar Vorlagen geben. Hoffentlich kann ich mein Potenzial in den Spielen bald schnell abrufen.
Fohlen-Hautnah: Im November vergangenen Jahres war nahezu die komplette U23 in Quarantäne und konnte weder trainieren noch Spiele absolvieren. Wie war diese Zeit für Dich?
Jacob Italiano: Es war etwas frustrierend, weil der Zeitpunkt sehr ungünstig war. In dieser Phase lief es etwas besser bei uns, wir haben uns gerade alle so richtig kennengelernt und gute Ergebnisse eingefahren. Wir mussten sehr viel alleine trainieren.
Fohlen-Hautnah: Was fehlt Deiner meiner Meinung nach noch in Deinem Spiel, um sich dauerhaft bei den Profis festzubeißen?
Jacob Italiano: Ich muss vor dem Tor einen Killer-Instinkt entwickeln und versuchen, etwas cooler zu werden. Manchmal bin ich etwas zu hektisch und nehme die Chancen nicht so richtig wahr, daran muss ich mental arbeiten. Wenn ich das schaffe, kann ich vielleicht auch mal über einen längeren Zeitpunkt mit den Profis trainieren.
Fohlen-Hautnah: Nächste Saison wird Marco Rose nicht mehr auf der Trainerbank sitzen, es gibt einen neuen Trainer bei Borussia. Ist das gleichzeitig auch eine neue Chance für Dich, um bei den Profis vorzuspielen?
Jacob Italiano: Es ist für jeden im Verein eine neue Möglichkeit, da alle von Null starten. Der neue Trainer legt den Fokus vielleicht auf andere Dinge, als es Marco Rose getan hat. Ich hatte ein gutes Verhältnis zu ihm, er hat oft mit mir gesprochen. Wenn ich zum Ende der Saison meine Leistung steigere und besser trainiere, habe ich vielleicht eine Chance unter dem neuen Trainer.
Fohlen-Hautnah: Welche Rolle spielt Eugen Polanski? Er ist ja der Übergangstrainer zwischen U23 und den Profis…
Jacob Italiano: Er schaut sehr oft unsere Spiele und nach dem Spiel schaut er sich oft noch Videomaterial an. Er hat auch zu mir gesagt, dass ich vor dem Tor etwas effizienter werden muss. Mein Stellungsspiel hingegen ist sehr gut, sagt er. Das konnte ich schon stark verbessern.
Fohlen-Hautnah: Du bist aus Australien nach Deutschland gezogen und hast alles auf Deine Profi-Karriere gesetzt. Gibt es auch Alternativen für den Fall das es nicht klappt?
Jacob Italiano: Ich wollte schon immer Fußballprofi werden. Deshalb habe ich auch den Schritt gewagt. Als ich nach Deutschland gekommen bin, habe ich aber alles auf die Karte Fußball gesetzt. Vielleicht werde ich in den nächsten Jahren ein Studium beginnen, welche Richtung weiß ich aber noch nicht.
Fohlen-Hautnah:Was hast Du Dir abschließend generell für die Zukunft vorgenommen?
Jacob Italiano: Die Olympischen Spiele stehen bevor, mit Australien konnten wir uns qualifizieren. Es wäre ein Traum, daran teilnehmen zu dürfen. Natürlich möchte ich auch weiterhin alles geben, um dauerhaft bei den Profis zu spielen. Aber auch in der U23 möchte ich weiterhin helfen, dass wir Spiele gewinnen und Punkte einfahren. Zudem träume ich auch von meinem Bundesliga-Debüt. Aber das sind viele Dinge, die ich nicht beeinflussen kann.