Tony Jantschke war noch nie jemand, der durch große Reden oder leere Worthülsen aufgefallen ist. Viel mehr ist er einer, der das flotte Profigeschäft sehr reflektiert betrachtet und weiß, dass es am Ende nur auf eines ankommt: Leistung. Und darauf kann man sich bei ihm seit über einem Jahrzehnt verlassen.
In der aktuellen Ausgabe des Fohlenpodcast spricht Jantschke mit Moderator Christian Straßburger über viele Geschichten und Anekdoten, die er in seiner Fußballerlaufbahn schon so erlebt hat. Dabei hat er viel zu erzählen, denn der Weg vom Kind zum „Fußballgott“ war lang. So richtig begonnen hat dieser Weg für ihn schon recht früh und mittlerweile ist er seit über 11 Jahren in Mönchengladbach.
Denn im Juli 2006 kommt er als 16-jähriger aus Dresden an den Niederrhein. Weit weg von seinem gewohnten Umfeld, seiner Familie und seinen Freunden muss er sich von nun an durchboxen. Das heimische Hoyerswerda verlässt er bereits fünf Jahre zuvor, um im Jugendinternat von Borea Dresden unterzukommen, das zum damaligen Zeitpunkt gemeinsam mit Dynamo Dresden eine Vormachtstellung der Talentschmieden in Ostdeutschland besitzt. Als „Baracke“ bezeichnet Jantschke die damalige Unterkunft der Jugendlichen, deren Alltag sich komplett nach dem Fußball richtet.
Durchgerasselt bei Dynamo Dresden
Durch einen Leistungstest kurz zuvor bei Dynamo fiel er übrigens durch und das, weil er einfach das machte, was man bis heute bei Borussia an ihm schätzt. Er zeigte, dass auf ihn Verlass ist und stellte nicht sich selbst, sondern den Teamerfolg in den Mittelpunkt. »Wir hatten ein Spiel und ich war damals schon eher der Mannschaftsspieler und das war nicht gewünscht, denn man sollte sich ja präsentieren. Dann war das Problem, dass ich mich hinten in die Verteidigung gestellt habe und geschaut habe, dass wir das Spiel gewinnen. Aber das war halt nicht das, was man sehen wollte. Man wollte sehen, dass du Tore schießen willst und dann habe ich das halt nicht geschafft«, spricht er über die damalige Entscheidung der Verantwortlichen von Dynamo Dresden.
Der Wechsel zu Borea Dresden war keine schlechte Alternative, denn schließlich wurden dort die Scouts vieler Klubs auf ihn aufmerksam. Und Jantschke wählte letztendlich den Verein, der am weitesten von der Heimat entfernt lag – Borussia Mönchengladbach. »Ich glaube, das kommt nicht von ungefähr, dass wir als familienfreundlichster Klub ausgezeichnet wurden. Und genau das leben wir auch im Verein und im Inneren der Mannschaft. Ich weiß gar nicht, ob es überhaupt Jahre gab, wo ich in der Kabine das Gefühl hatte, dass wir charakterlich überhaupt nicht zusammenpassen«, sagt er und fährt fort: »Das war auch die Entscheidung, warum ich zu Borussia wollte. Ich kannte das aus Dresden schon und das war eine Sache, die mich sofort gepackt hat, dass man dieses Familiäre im Verein hat. Das ist etwas, auf das Borussia sehr, sehr stolz sein kann.«
Zweite Familie gefunden
Einen entscheidenden Anteil daran, dass er sich im Internat des VfL wohlfühlte, war Familie Lintjens, die sich bis heute sehr fürsorglich um die jungen Talente kümmert. Ihnen ist Jantschke, der zugibt, dass er zu seiner Anfangszeit öfter weinen musste und sich hin und wieder fragte, ob er mit dem weiten Umzug die richtige Entscheidung getroffen habe, bis heute dankbar und eng verbunden: »Das ist meine zweite Familie, das kann man ganz klar so sagen. Wir haben jetzt noch ein sehr, sehr gutes Verhältnis. Wir könnten uns wahrscheinlich zehn Jahre nicht sehen und wüssten immer noch, dass wir irgendwie zusammengehören«, betont er.