
Kaan Kurt gehört beim VfL zu den großen Talenten. Foto: Heiko van der Velden/Amafuma.de
Kaan Kurt gehört bei Borussia Mönchengladbach zu den Top-Talenten des Fohlenstalls. Der 18-Jährige unterzeichnete im Dezember des letzten Jahres seinen ersten Profivertrag und darf aktuell seine Visitenkarte bei den Profis abgeben, in den Spielen gegen Union Berlin und Wolfsburg stand der Youngster im Bundesligakader. Im Interview mit unserer Redaktion spricht der Abwehrmann unter anderem über die bisherige Zeit bei den Profis, die Gerüchte um seine Person und seine weiteren Ziele.
Fohlen-Hautnah: Kaan, es gibt nicht viele, die Kaan Kurt richtig kennen. Was ist Kaan Kurt für ein Typ Mensch? Kannst Du da mal ein paar Einblicke geben…
Kaan Kurt: Ich bin im Sommer 2014 in die U14 von Borussia gekommen. Davor habe ich beim FC Schalke und MSV Duisburg gespielt. Ich bin bei Borussia sehr zufrieden, ich habe mich über die vergangenen Jahre sehr gut entwickelt. Der Verein ist mit mir im ständigen Austausch und gibt mir regelmäßig ein Feedback zu meinen Leistungen. Die Kadernominierungen gegen Union Berlin und Wolfsburg sehe ich als Anerkennung meiner Leistungen. In meiner Freizeit trainiere ich auch sehr gerne, um mich stetig zu verbessern. Auch da bin ich mit Borussia im ständigen Austausch. Gerade die Athletiktrainer geben mir da immer Pläne mit an die Hand, um das Pensum in der Freizeit auch in einem ausgeglichenen Rahmen zu halten.
Fohlen-Hautnah: Viele Fußballer haben mitunter ein Vorbild. Hast Du eins und wenn ja, warum gerade diesen Spieler?
Kaan Kurt: Joshua Kimmich ist mein Vorbild. Er spielt auch im Zentrum und auf der Position des Außenverteidigers. Bis vor eineinhalb Jahren habe ich auch als ‚Achter‘ gespielt. Seitdem spiele ich als Außenverteidiger, mal links und mal rechts.
Fohlen-Hautnah: Du dürftest Dich sehr gefreut haben, als Dich Marco Rose erstmals zum Training der Profis geholt hat. Ansonsten wäre die Saison für Dich wohl gelaufen gewesen, weil die Regionalliga und die U19 ihre Spielzeiten aufgrund der Corona-Pandemie abbrechen mussten…
Kaan Kurt: Ich habe mich natürlich sehr gefreut. Die Mannschaft kenne ich schon aus der Sommervorbereitung, insofern war es nicht komplett neu für mich. Marco Rose hat vor kurzem auch noch mal mit mir gesprochen und mir gesagt, dass er sehr zufrieden mit meiner Trainingsleistung ist und er mich deshalb zweimal in den Kader berufen hat.
Fohlen-Hautnah: Waren denn die ersten Tage mit den Profis jetzt großartig anders als im Sommer, oder war jetzt für Dich alles schon etwas vertrauter?
Kaan Kurt: Es war definitiv schon vertrauter. Aber die Mannschaft hat mich im Sommer auch schon sehr gut aufgenommen. Als ich jetzt in der Corona-Pause wieder zu den Profis gekommen bin, haben sie mich direkt wieder gut aufgenommen. Es macht schon viel aus, wenn man alle Jungs kennt und sie dich kennen. Es war kein angespanntes Gefühl, alles war top. Es macht großen Spaß, mit so erfahrenen Spielern zu trainieren. Die Intensität ist hoch und man lernt sehr viel.
Fohlen-Hautnah: Nimmt das Trainerteam einen jungen Spieler eher mal an die Seite, oder gibt es da keine ‚Schonfrist‘ und man muss direkt abliefern?
Kaan Kurt: Eugen Polanski ist bei Borussia ja zuständig für den Übergangsbereich, er hat ein Auge auf uns junge Spieler. Er nimmt schon mal den einen oder anderen Spieler zur Seite, gibt Tipps und ein Feedback.
Fohlen-Hautnah: Du sprichst Eugen Polanski schon an. Wie ist die Kommunikation mit ihm, was gibt er Dir mit auf den Weg und in wie weit hilft er Dir auch auf deinem Weg?
Kaan Kurt: Ich bin mit Eugen im ständigen Austausch, auch nach dem Training bekomme ich viel Feedback von ihm. Eugen kümmert sich sehr gut um mich, sowohl auf als auch außerhalb des Platzes. Er hat immer ein offenes Ohr für einen und unterstützt einen in vielen Dingen.
Fohlen-Hautnah: Du warst jetzt insgesamt zweimal im Kader. Wie fühlt sich die Bundesliga an, auch wenn Du bisher ‚nur‘ auf der Tribüne Platz genommen hast?
Kaan Kurt: Es ist etwas ganz anderes als in der Jugend oder der U23. Natürlich fehlen einfach die Fans, das macht die Sache anders. Die Anspannung vor einem Spiel ohne Fans ist anders als die, wenn man in ein ausverkauftes Stadion kommt. Auf jeden Fall ist es ein großartiges Gefühl, in der Bundesliga dabei zu sein und eventuell die Möglichkeit zu haben, eingewechselt zu werden.
Fohlen-Hautnah: Apropos: Wie ist das denn, in einem fast menschenleeren Stadion zu sitzen, legt man dann den Fokus eher aufs Spiel?
Kaan Kurt: Ich denke, auch als Ersatzspieler legt man den Fokus ohnehin immer aufs Spiel, das Drumherum spielt nicht die große Rolle. Aber klar, wenn die Fans da sind, ist es nochmal etwas ganz anderes für das gesamte Team. Denn die Fans geben einem mehr Motivation und sind eine Art Verstärkung. Aber der Fokus ist generell immer auf das Spiel gerichtet.
Fohlen-Hautnah: Gab es mit Borussia schon Gespräche, ob Du in einem der beiden letzten Spiele zum Einsatz kommst oder hängt das von verschiedenen Faktoren wie Spielstand ab? Immerhin gibt es aktuell doch eine dünne Personaldecke…
Kaan Kurt: Bisher war das noch kein Thema. Aber natürlich spielt auch der Spielstand bei einer eventuellen Einwechslung eine Rolle. Marco Rose hat aber schon oft im Interview betont, dass er keine Bedenken hätte, uns junge Spieler auch mal reinzuwerfen, wenn er uns braucht. Ich arbeite weiter hart und warte auf meine Chance. Und wenn der Trainer mich reinwirft, werde ich voll da sein.
Fohlen-Hautnah: Auf Deiner Position als rechter Verteidiger ist Stefan Lainer gesetzt, der Konkurrenzkampf ab Sommer wird groß sein, denn Jordan Beyer kehrt nach Mönchengladbach zurück, auch Tony Jantschke kann da spielen. Haben Max Eberl und/oder Marco Rose schon mit Dir gesprochen, wie es weitergehen kann?
Kaan Kurt: Ich möchte auf jeden Fall bei Borussia bleiben. Mein Ziel ist es, fester Bestandteil des Bundesligakaders zu werden.
Fohlen-Hautnah: Um Profi zu werden, sprich Bundesliga zu spielen, gehört viel zu. Auch ein bisschen Glück. Was macht Dich aber zuversichtlich, dass du den Sprung zu den Profis schaffen wirst? Zuletzt gab es ja bis auf Jordan Beyer keinen aus der Jugend, der den Sprung geschafft hat…
Kaan Kurt: Ich setze mich da nicht unter Druck. Ich weiß, dass ich im Training und den bisherigen Spielen in der U19, U23 und den Profi-Testspielen gute Leistungen gezeigt habe. Der Trainer hat zu mir gesagt, dass ich geduldig bleiben soll. Das werde ich sein. Ich gebe einfach weiter Gas und warte auf meine Chance. Wenn ich sie bekomme, will und werde ich sie nutzen.
Fohlen-Hautnah: Zuletzt gab es Gerüchte um Deine Person. Vor allem zwei große Klubs aus der Premier League und einer aus der Türkei sollen ein Auge auf Dich geworfen haben. Das zeigt ja schon, dass Kaan Kurt im Fokus steht. Hast Du das mitbekommen, ist da mit Dir drüber gesprochen worden?
Kaan Kurt: Ich habe das über die Medien mitbekommen und bin auch darauf angesprochen worden. Mein Vater hält mich aber von diesen Themen fern, so dass ich mich voll auf den Fußball konzentrieren kann. Mein Vater hat meinem Berater klar gesagt, dass man mich nicht mit anderen Vereinen konfrontieren soll. Ich lege den Fokus nur auf mich und meine Leistung, alles andere regelt mein Vater. Ich beschäftige mich aber auch sowieso nicht damit. Ich habe nicht umsonst meinen Vertrag bei Borussia bis 2022 verlängert. Mein Fokus liegt auf Borussia.
Fohlen-Hautnah: Du sprichst es an: Im Dezember hast Du einen Profivertrag bis Sommer 2022 unterschrieben…
Kaan Kurt: Ich habe mich natürlich riesig über die damit verbundene Wertschätzung des Vereins gefreut. Erreicht ist damit aber noch nichts. Jetzt muss ich erst recht Gas geben und dranbleiben.
Fohlen-Hautnah: Beschäftigst Du Dich auch mit dem Fall, dass Du es vielleicht nicht schaffst – Was würde Kaan Kurt dann tun?
Kaan Kurt: Für mich lag der Fokus immer schon auf dem Fußball. Seit dieser Saison konzentriere ich mich aber voll darauf. Ich will mich durchsetzen und mein Ziel erreichen.
Fohlen-Hautnah: Generell bist Du als Beidfuß auf der rechten Seite und auch links flexibel einsetzbar. Ist das eher Fluch oder Segen, dass sich so Deine Chancen erhöhen?
Kaan Kurt: Auf jeden Fall. Links habe ich bei Borussia noch nicht so oft gespielt, hier wurde ich zum rechten Verteidiger umgeschult. Eher habe ich bei der Nationalmannschaft als linker Verteidiger gespielt. Erst nach und nach bin ich dann bei Borussia links zum Einsatz gekommen, auch bei den Testspielen mit den Profis habe ich eher links als rechts gespielt. Ich finde es generell gut, wenn man flexibel einsetzbar ist und so wie ich auf beiden Seiten spielen kann.
Fohlen-Hautnah: Du bist nun seit sechs Jahren im Verein. 2014 bist Du von den Zebras zu den Fohlen gewechselt. Wie würdest Du die Zeit bis heute resümieren?
Kaan Kurt: Die Zeit ist sehr schnell vergangen. Ich habe mich hier top entwickelt und jede Saison immer mehr dazu gelernt. Natürlich hatte ich Höhen und Tiefen und war auch mal verletzt. Ich hatte zwei Knieoperationen. Auch in diesen für mich schwierigen Zeiten stand der Verein stark hinter mir, das tat mir damals sehr gut und hat mich natürlich sehr gestärkt. Der Verein stand auch in für mich nicht so tollen Zeiten immer hinter mir und hat mir immer geholfen. Dafür bin ich Borussia auch dankbar. Das tat mir gut, vor allem auch mental.
Fohlen-Hautnah: Kommen wir mal zur Nationalmannschaft. Bei der U19 des DFB kommst du regelmäßig zum Einsatz. Du hast bekanntlich zwei Pässe. Zu welcher A-Nationalmannschaft tendierst Du aktuell, wenn Du es Dir aussuchen darfst?
Kaan Kurt: Ich habe mit meinem DFB-Trainer schon über dieses Thema gesprochen. Er kam auf mich zu und wollte von mir wissen, für welchen Verband ich mich denn entscheiden würde – den deutschen oder den türkischen. Er gab mir eine Woche Bedenkzeit für diese Entscheidung. Ich habe ihn aber schon direkt am nächsten Tag angerufen und ihm gesagt, dass ich weiterhin für den DFB spielen möchte. Darüber musste ich auch nicht viel nachdenken. Es war für mich klar, dass ich für Deutschland spielen möchte.
Fohlen-Hautnah: Wenn Du mal deine Stärken und Schwächen beschreibst – Was kannst Du besonders gut und wo musst Du vielleicht noch dran arbeiten?
Kaan Kurt: Meine Stärke ist auf jeden Fall, dass ich als Außenverteidiger links und rechts spielen kann. Außerdem komme ich im Spiel mit Tempo und einer gewissen Aggressivität. Meine Schwäche hingegen ist das Kopfballspiel, das könnte ich noch verbessern.
Fohle-Hautnah: Wie bewertest Du deine Ausbildung bei Borussia generell? Immerhin findet ihr am Fohlen-Campus beste Bedingungen vor…
Kaan Kurt: Das Gesamtpaket bei Borussia ist einfach top. Schon die Trainingseinheiten der jüngeren Mannschaften sind sehr intensiv, es gibt viele Spezial-Trainer für verschiedene Bereiche. Bei Borussia ist man in der Jugend sehr professionell und top aufgestellt. Junge Spieler finden optimale Bedingungen vor, um sich zu entwickeln. Deshalb habe ich mich damals auch für die Borussia entschieden. Mein Vater hatte sich zuvor die gesamte Entwicklung der jungen Spieler angeschaut, wie sie gefördert wurden. Das ist einfach spitze und deshalb ist die Wahl auf Borussia gefallen. Ich kann sagen, dass ich bisher eine super Ausbildung genossen habe.
Fohlen-Hautnah: Wie kann man sich den Alltag eines Nachwuchsspielers vorstellen und Wie ist das Leben zwischen Schulabschluss und Fußballplatz?
Kaan Kurt: Das ist schon stressig, muss ich sagen. Als ich noch zur Schule gegangen bin, hatte ich überhaupt keine Freizeit. Nach der Schule habe ich kurz etwas gegessen, dann ging es schon los zum Training. Die Hausaufgaben musste ich teilweise in Freistunden oder den Pausen in der Schule machen. Denn nach dem Training war man einfach zu kaputt, da hat man eher regeneriert. Man hatte aber auch einen Tag in der Woche frei und konnte dann etwas mit Freunden und der Familie machen. In der Jugend hat man nicht viel Freizeit. Es ist mit viel Entbehrungen verbunden, aber das nimmt man für sein großes Ziel gerne in Kauf.
Fohlen-Hautnah: In der kommenden Spielzeit ist Heiko Vogel euer Trainer in der U23. Hast Du schon mit ihm gesprochen und was erwartest Du für eine Saison?
Kaan Kurt: Mit dem neuen Trainer habe ich noch nicht gesprochen. Aber ich habe viel Gutes über ihn gehört. Er ist ein sehr, sehr guter Trainer, der schon viel mit jungen Spielern gearbeitet hat. Auch in der U23 wird es in der neuen Saison viele junge Spieler geben. Viele Spieler kommen so wie ich aus der U19 nach oben. Mal schauen, wie es wird, wir sind sehr alle sehr aufgeregt und freuen uns auf die neue Aufgabe.
Fohlen-Hautnah: In der Regionalliga hast Du schon ein paar Spiele absolviert. Was ist gravierend anders im Vergleich zur Junioren-Bundesliga?
Kaan Kurt: Der Unterschied zwischen der U23 und der U19 liegt vor allem im Zweikampfverhalten und im Spieltempo, das ist alles schneller und etwas aggressiver. Die Fehler werden direkt bestraft, in der Jugend ist das noch etwas anders. In den Top-Spielen gegen Schalke, Leverkusen und Dortmund habe ich in der U19 noch ausgeholfen, deshalb konnte ich den Unterschied nochmal gut spüren.
Fohlen-Hautnah: Was hast Du Dir abschließend für die nahe und ferne Zukunft vorgenommen und was möchtest Du in Deiner Karriere noch erreichen?
Kaan Kurt: Ich möchte auf jeden Fall irgendwann einmal in der Champions League spielen, aber das ist noch weit weg. Der Fokus liegt erstmal auf den nächsten Jahren bei Borussia, da möchte ich mich weiterhin gut entwickeln und Gas geben. Ich vertraue dem Verein und der Verein vertraut mir. Die Stimmung ist sehr gut. All das möchte ich mit viel Arbeit und guten Leistungen zurückgeben, um dann mal im Borussia-Park auflaufen zu können.