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Kai Ebel: »Man muss allen Verantwortlichen ein Denkmal setzen«

Kai Ebel in seinem vollen Element, hier im Gespräch mit Formel-1-Star Max Verstappen. Foto: Michael Kunkel/ Hochzwei

Er ist eine Reporter-Legende in der Formel 1 und bekennender Fan von Borussia: Kai Ebel. Ständig auf Reisen und auf der Jagd nach dem nächsten Gesprächspartner ist für den gebürtigen Mönchengladbacher am Ende des Jahres bei RTL mit der ‚Königsklasse‘ Schluss. Im Exklusiv-Interview mit unserer Redaktion spricht der 55-Jährige unter anderem über seine Arbeit als Reporter, was Heimat für ihn bedeutet und über seine Liebe Borussia Mönchengladbach. 

Fohlen-Hautnah: Kai, zunächst vielen Dank, dass Du dir Zeit für uns nimmst. Fangen wir vorne an: Wir hoffen Dir gehts gut und Du hast die Corona-Krise bisher gut überstanden. Durch den verspäteten Saisonstart in der Formel 1 warst Du ja wie viele andere auch direkt von der Krise betroffen…

Kai Ebel: Bisher konnte ich meinen Job nicht ausüben, das war natürlich alles andere als schön. Auch Moderationen und kleinere Auftritte sind alle weggefallen. Es war nicht schön, die ganze Phase war für mich sehr erschreckend. 

Fohlen-Hautnah: Bleiben wir doch direkt mal in der Formel 1. Aktuell bist Du in Spielberg unterwegs, die F1 muss auch ein Hygienekonzept umsetzen. Wie fühlt es sich an, unter diesen Umständen zu arbeiten?

Kai Ebel: Es macht deutlich weniger Spaß. Mein Job lebt davon, dass ich mich viel bewege, kreativ bin und vor allem spontan auf die Ereignisse reagieren kann. All das ist nicht gegeben, da man alle Interviews anmelden muss und den Mindeststand einhalten muss. Ich bin immer ein Freund der Nähe gewesen in der Startaufstellung. Zudem hat jeder einen Mund- und Nasenschutz auf, sodass man die Mimik des anderen nicht sieht und keine schlagfertige Rededuelle erwarten kann. Ein Interview ohne Mimik ist fast schon reizlos. In die Startaufstellung dürfen wir auch nicht gehen. Wir haben eine abgesperrte Fläche, in der wird Interviews führen dürfen. Es ist zwar, und das sagen alle, schön dass es weitergeht, aber gewöhnen möchte ich mich an diese Umstände nicht. Ein Geisterrennen in der Formel 1 ist noch halbwegs machbar, weil der Sound der Motoren natürlich alles übertönt. Aber ein Geisterspiel im Fußball ist eine Vollkatastrophe. Das erinnert mich einfach an meine Zeit, als ich für die Rheinische Post über die Landesliga berichtet habe.

Fohlen-Hautnah: Wir waren jetzt auch zweimal vor einer Geisterkulisse im Borussia-Park – das fühlte sich einfach beklemmend an, ohne all die Zuschauer und Emotionen von den Rängen…

Kai Ebel: So macht das auch keinen Sinn und keinen Spaß. Normalerweise waren Masken im Fußballstadion wegen Vermummungsverbot nicht erlaubt, und jetzt sollen die Fans in Zukunft Masken tragen? Davon halte ich nichts… 

Fohlen-Hautnah: RTL wird nach 30 Jahren die Formel 1 im nächsten Jahr nicht mehr übertragen, auch für Dich geht es beim Sender zumindest in diesem Bereich nicht weiter. Wie sehr hat Dich die Nachricht getroffen und weißt Du schon, wie es für Dich persönlich weitergeht? Für uns ist eine Formel 1 ohne Kai Ebel in der Boxengasse kaum vorstellbar… 

Kai Ebel: Letztlich habe ich es nicht viel früher erfahren als alle anderen auch. Am Vorabend haben wir eine E-Mail bekommen, dass am nächsten Tag eine Videokonferenz stattfindet. In diesem Video-Call habe ich dann davon erfahren, dass die Formel 1 im nächsten Jahr nicht mehr bei RTL übertragen wird. Parallel dazu ging dann auch noch die Pressemeldung raus. Man muss immer damit rechnen wenn ein Vertrag ausläuft, wie in unserem Fall, dass er mal nicht verlängert wird. Ich werde jetzt aber kein Trübsal blasen. Man weiß auch nicht, wie sich die Formel 1 in der nächsten Saison entwickelt. Möglicherweise fährt dann gar kein deutscher Fahrer mehr mit. Aber wo ein Kapitel endet, wird auch wieder ein Neues aufgeschlagen. Damals war ich auch traurig, als die Bundesliga nicht mehr bei RTL zu sehen war. Und wenig später haben wir beim Boxen Rekord-Quoten geschrieben und die Formel 1 in Zeiten von Michael Schumacher aufgebaut. Die Medienlandschaft hat sich im Laufe der Zeit auch total verändert: Als ich angefangen habe, gab es nur Lokalradio, mittlerweile hat jeder seinen eigenen YouTube-Kanal. 

Fohlen-Hautnah: Wie kam es denn dazu, dass Du Reporter in der Formel 1 geworden bist? Du hast ja gerade schon die Anfangsphase angedeutet… 

Kai Ebel: Das ist wirklich durch einen Zufall entstanden. Ich war auf Boxen spezialisiert und habe mich um Henry Maske und Axel Schulz gekümmert. Daraufhin sagte mein Chef, dass ich sicherlich nicht mit fünf, sechs Boxkämpfen pro Jahr über die Runden komme. Anschließend sollte ich mir mal die Formel 1 etwas genauer anschauen, anfangs war ich etwas skeptisch. Aber ich habe dem Ganzen eine Chance gegeben und festgestellt, dass das eine ganze Menge für mich ist. Deshalb sage ich ja auch, dass sich immer eine Tür öffnet, wenn sich die andere schließt. Ich bin auch in der jetzigen Situation immer ein Optimist und sage dass das Glas halb voll ist. 

Fohlen-Hautnah: Wie ist es das ganze Jahr auf Reisen zu sein? Ein Mitglied unserer Redaktion hat auch jahrelang im Umfeld der Formel 1 gearbeitet und kennt den Formel-1-Zirkus. Aber wie erlebst Du das Jahr aus Deiner Sicht? Wünschst Du Dir manchmal nicht etwas Urlaub oder Ruhe in der heißen Saisonphase? 

Kai Ebel: Ich habe jetzt 488 Rennen hinter mir und wenn man alles schonmal gesehen hat denke ich mir, dass weniger manchmal auch etwas mehr wäre. Es werden ja fast schon jährlich immer mehr Rennen. Ich habe teilweise Angst, dass ich mir selber entgegen komme, weil ich nur mit dem Koffer unterwegs bin. In den letzten Monaten habe ich aber auch gemerkt, dass ich es zu Hause ganz gut aushalte. Satt fühle ich mich aber noch nicht, so lange der Job noch Spaß macht. Aber der Job wird auch immer schwieriger, weil wir vor Ort mehr und mehr Vorschriften einhalten müssen. Vielleicht hat man mir da eine Entscheidung abgenommen, mit der ich sonst lange gehadert hätte… 

Fohlen-Hautnah: In diesem Zusammenhang: Was bedeutet Dir Heimat bzw. Deine Heimatstadt Mönchengladbach, in der Du ja nach immer noch lebst? 

Kai Ebel: Heimat ist extrem wichtig für mich, vor allem wenn man so viel unterwegs ist wie ich. Gerade dann braucht man einen Hafen, bei dem man immer wieder zu Hause ist, genau das ist Mönchengladbach für mich. Ich bin auf der Bökelstraße aufgewachsen, meine Mutter lebt auch noch dort. Wann immer ich auch zu Hause bin, geht mir das Herz auf. Ich bin einfach gerne dort. 

Fohlen-Hautnah: Zu Beginn des Jahres warst Du zu Gast im Fohlen-Radio und hast mit Christian Straßburger das Spiel gegen Mainz kommentiert. Du warst schon zum zweiten Mal zu Gast, aber wie ist das für Dich, ein Spiel von Borussia zu kommentieren? Immerhin hast Du ansonsten die ganzen Formel-1-Stars vorm Mikrofon… 

Kai Ebel: In erster Linie hat es mir richtig Spaß gemacht, es war eine Abwechslung zur sonstigen Tätigkeit. Ehrlich gesagt war auch sehr viel Herz dabei, da ich schon als kleiner Junge ein Fan von Borussia war. Als Netzer sich selbst eingewechselt hat im Pokalfinale gegen Köln war ich auch vor Ort. So etwas prägt. Ich kenne die ganze alte Garde, egal ob Jupp Heynckes, Günter Netzer, Rainer Bonhof oder Berti Vogts. Letzten Sommer saß ich mit Günter Netzer in der Sansibar auf Sylt zusammen. Da haben wir uns viele alte und tolle Geschichten erzählt. 

Fohlen-Hautnah: Könntest Du dir denn nochmal vorstellen, als Kommentator bei einem Fußballspiel zu sein, oder hast Du mit diesem Kapitel abgeschlossen?

Kai Ebel: Man sollte niemals nie sagen, aber dort stehe ich jetzt nicht in der ersten Reihe. Ich sehe meinen Platz nicht so sehr am Kommentatorenplatz, sondern eher vor der Kamera. Das war immer meins. 

Fohlen-Hautnah: Kommen wir mal zur Borussia: Du bist in Mönchengladbach geboren und aufgewachsen. Was war Dein erstes Erlebnis mit Borussia? War es tatsächlich das angesprochene Spiel mit Netzer?

Kai Ebel: Nein, das fing alles schon viel früher an. Ich war natürlich immer auf dem Bökelberg und habe auswärts sehr viele Spiele gesehen. 

Fohlen-Hautnah: Inwiefern erinnerst Du Dich noch an die glorreichen Siebziger? Bist Du froh, dass Du diese erfolgreiche Zeit miterleben durftest? 

Kai Ebel: Darüber bin ich unfassbar froh, es war eine mega geile Zeit, die ich nie mehr vergessen werde.

Fohlen-Hautnah: Was bedeutet Dir Borussia? 

Kai Ebel: Borussia ist Freude, Begeisterung, Leidenschaft und immer der Underdog. Borussia ist für mich einfach auch ein Stück Lebensfreude.

Fohlen-Hautnah: In der Boxengasse berichtest Du über reichlich Pferdestärken, auch die Fohlen haben in der abgelaufenen Spielzeit die PS auf die Straße gebracht. Was hat Dir besonders gut gefallen in der abgelaufenen Saison? 

Kai Ebel: Ich fand die Saison überragend. Um ehrlich zu sein, habe ich aber schon etwas damit gerechnet. Ein Kollege aus Österreich hat das voraus gesagt. Er kennt den Fußball dort sehr gut und meinte folgendes: „Gratuliere, Kollege. Ihr werdet mindestens Zweiter. Vergesst Dortmund, Leipzig und so weiter. Der Marco Rose ist so riesig, das ist ein Gott. Ihr werdet mindestens Zweiter. Denk an meine Worte.“ Nun sind wir zwar Vierter geworden, aber wir waren lange Tabellenführer. Er lag also nicht so falsch. Wäre Denis Zakaria nicht verletzt gewesen und auch Marcus Thuram oder Alassane Pléa im Endspurt fit gewesen, wäre Platz zwei überhaupt nicht so unrealistisch gewesen. Hätten wir die Champions League nicht erreicht, wäre ich, um ehrlich zu sein, nach diesem Saisonverlauf sehr enttäuscht gewesen. 

Fohlen-Hautnah: Zwar hat die Corona-Krise die Borussia „bis ins Mark“ getroffen, wie Stephan Schippers immer wieder sagt, dennoch muss man sich um den Klub keine Sorgen machen. Auch sportlich läuft es super. Max Eberl und Marco Rose ziehen da sehr gut die Fäden. Wie bewertest Du die Arbeit des Trios und die Entwicklung in den letzten Jahren? 

Kai Ebel: Man muss allen handelnden Personen ein Denkmal setzen, ganz klar. Was Rolf Königs, Stephan Schippers, Max Eberl und auch Marco Rose aus Gladbach gezaubert haben, ist überragend. Ich bin sehr oft da und spreche mit den Verantwortlichen und das macht einfach nur Freude. Wir haben eine geniale Mischung, weil jeder genau das macht, was er kann und nicht das macht, was er will. Das ist ein großer Unterschied und funktioniert bei Borussia herausragend. In Gladbach beackert jeder seinen Bereich, diese Mischung ist einmalig. Es gibt nicht viele Vereine, wo das so toll und professionell läuft. Ich verstehe auch nicht, wie andere Vereine, die im Geld geschwommen sind, so gewirtschaftet haben, dass es ihnen jetzt so schlecht geht. Man sieht anhand des Beispiels von Borussia, wie man es richtig macht. 

Fohlen-Hautnah: Die Borussia hat in der Corona-Krise ein Zeichen gesetzt und einerseits auf Gehalt verzichtet, um vor allem die Mitarbeiter zu unterstützen und die Fans haben Pappkameraden gekauft, um den Borussia-Park zu füllen. Wie findest Du diese beiden tollen Aktionen und hast Du auch eine Pappfigur machen lassen?

Kai Ebel: Nein, ich war nicht als Pappfigur im Stadion. Die Idee fand ich insgesamt gut, aber für mich ist das kein richtiger Ersatz. Ich habe mir zum Beispiel auch nicht die virtuellen Grand Prixs (Formel 1) angeschaut, die wir übertragen haben. Ich bin da bei Marco Rose: Das ist alles ganz nett, kann aber unsere Fans absolut nicht ersetzen. 

Fohlen-Hautnah: Die Fohlen spielen in der kommenden Spielzeit in der Königsklasse, ein herausragender Erfolg. Was traust Du dem Team um Marco Rose in der Champions League zu?

Kai Ebel: Achtelfinale könnte ein Ziel sein. Natürlich muss man schauen, welche Gruppe man erwischt. Man darf keine „Killer“ dabei haben. Aber ich glaube, Marco Rose hat da richtig Bock drauf und wird die Mannschaft richtig einstellen. Wenn man zumindest in die K.O.-Runde kommt, wäre toll. Aber bitte, bitte lasst Zuschauer in der Champions League zu. Ich möchte mir nicht Celtic Glasgow, FC Liverpool oder Juventus Turin anschauen und dann keine Stimmung im Stadion haben. Das ist nicht das gleiche, man will die Fans und die Gesänge hören. 

Fohlen-Hautnah: Wie oft schaffst Du es noch in den Borussia-Park? Und wie intensiv kann man die Bundesliga von der Rennstrecke aus verfolgen? Schließlich reist Du ja sehr oft in unterschiedliche Zeitzonen… 

Kai Ebel: Ich bin so oft es geht im Borussia-Park. Wann immer ich frei habe bin ich im Stadion. 

Fohlen-Hautnah: Abschließend noch die Frage: Was traust Du Borussia in den nächsten Jahren zu? Denkst Du, wir können nochmal alle zusammen einen Titel in der Altstadt feiern? 

Kai Ebel: Das hoffe ich sehr stark, darauf freue ich mich schon ewig. Mein Traum ist es, mit vielen Gladbachern nach Berlin zu fliegen und das DFB-Pokal-Finale zu gewinnen. Mit ein bisschen Losglück schaffen wir es ins Finale und das gewinnen wir dann auch! Ich glaube, dass wir das eher schaffen können, als die Meisterschaft, da hat Bayern ein Dauer-Abo. Außerdem kommen auch noch Kandidaten wie Dortmund und Leipzig dazu. Das sind zwar alles Vereine, die mehr Geld haben, aber wir haben eben eine perfekte und geniale Mischung aus Vorstand und Trainer – die bekommen das mit der Mannschaft immer hin. 

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