Kevin Stöger im Pressegespräch am Tegernsee – Foto: Dirk Päffgen
Am ersten Tag stand Kevin Stöger im Rahmen des Trainingslagers am Tegernsee den Medien Rede und Antwort. Der 30-Jährige sprach unter anderem über das Trainingslager, die Vorbereitung, eine ‘Arschlochmentalität’ auf dem Platz sowie seinen Wechsel zu Borussia Mönchengladbach
Kevin Stöger über:
… das Trainingslager mit Borussia Mönchengladbach:
So ein Trainingscamp ist immer wichtig. Nicht nur für den Trainer, sondern auch für uns als Mannschaft. Ich glaube, wir lernen uns dann auch mal besser kennen. Wir sind 24 Stunden lang zusammen, das ist extrem wichtig. Wenn die Bedingungen so gut sind wie hier, dann macht es auch Spaß und man kann sehr viel mitnehmen.
… was er im Trainingslager braucht:
Ich brauche nicht so viel eigentlich. Ich habe eine kleine Tochter zu Hause. Deswegen habe ich jetzt bestimmt hier einen guten Schlaf. Da freue ich mich natürlich ein bisschen drauf. Natürlich vermisse ich meine Familie. Aber der Schlaf ist natürlich immer sehr wichtig. Man kann sich auch zwischen den Einheiten mal kurz eine halbe Stunde hinlegen. Das tut auch immer sehr gut. Wichtig ist, dass der Platz sehr gut ist und das Hotel top ist. Beides ist hier der Fall.
… seinen Zimmerkollegen:
Ich bin mit Stevie Lainer auf einem Zimmer. Der schnarcht nicht und ich habe bis jetzt, obwohl es nur eine Nacht ist, schon sehr viel zum Lachen. Er ist ein sehr, sehr lustiger Typ. Und ja, ich glaube auch sehr professionell. Und er bringt immer eine sehr gute Einstellung mit.
… die Vorbereitung:
Es ist natürlich so, dass man erstmal in die Vorbereitung reingeht und ein bisschen an den konditionellen und läuferischen Sachen arbeitet. Ich glaube, die ersten zwei Wochen waren intensiv. Das ist auch gut so, weil das werden wir brauchen für die restliche Saison. Und jetzt im Trainingslager und danach kommen erstmal eher so fußballerische Dinge. Und ich denke, dann können wir auch mehr sagen, wohin die Reise geht und was wir wollen. Jetzt sind wir natürlich auch noch nicht so im Wettbewerbsmodus. Und wir wissen ja auch alle selber: Während der Saison ist auch der Erfolg extrem wichtig für das Team, für die Mannschaft, für den Verein und für die Fans. Deswegen können wir uns jetzt noch ein bisschen Zeit lassen. Sobald die Saison startet, müssen wir einfach da sein und Erfolg haben.
… was für einen Wechsel zu Borussia Mönchengladbach gesprochen hat:
Es gab sehr viele Gründe, warum ich mich für Gladbach entschieden habe. Ich habe mir aber trotzdem dennoch ein bisschen Zeit gelassen, weil ich einfach auch mit anderen Vereinen sprechen wollte. Ich habe mir auch das eine oder andere angeschaut, weil einfach der nächste Schritt für mich richtig sein muss. Und bis jetzt fühlt es sich richtig an. Wir werden in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren sehen, wie sich das so entwickelt. Aber ich denke, es könnte von beiden Seiten sehr gut passen. Und ich freue mich enorm auf die Aufgabe und habe extrem Bock.
… die Führungskraft Kevin Stöger:
Es ist immer wichtig, Führung auf dem Platz oder auch in der Kabine zu übernehmen. Generell ist Kommunikation sehr wichtig. Ich denke, dass ich beides sehr gut kann. Aber ich denke, dass ich vor allem auf dem Platz die Verantwortung übernehmen kann. Ich glaube, das habe ich die letzten zwei Jahre gezeigt. Aber es ist jetzt nicht so, dass nur die Führung irgendwie gefehlt hat, sondern die Mannschaft muss sich auch defensiv verbessern. Wir müssen einfach die Mischung finden und bestimmen, wir wir dieses Jahr spielen wollen. Wir haben so viel Qualität in der Mannschaft und im ganzen Verein, dass es dieses Jahr eine sehr geile Saison werden kann.
… Kevin Stöger auf dem Platz:
Sobald ich auf dem Platz stehe, bin ich irgendwie ein anderer Mensch. Ich habe keine Angst vor irgendwas. Ich gehe vorneweg. Ich schnappe mir auch die Bälle. Auch in nicht ganz so einfachen Situationen und wenn es mal nicht so gut läuft. Auch wenn ich einen Fehler mache, hole ich mir den Ball trotzdem wieder. Das ist auch in einer Phase, wenn es mal vielleicht nicht so gut läuft, sehr wichtig. Und ob das jetzt verlangt wird oder nicht. Ich habe das in mir und ich mache das einfach.
… die Gespräche mit dem Trainer und seine gewünschte Position
Es war natürlich auch sehr wichtig für mich, mit dem Trainer zu sprechen, bevor ich mich entscheide. Ich hatte sehr gute Gespräche mit den Verantwortlichen und auch mit dem Trainer. Er hat mir ganz klar aufgezeigt, was er von mir will. Das was er will ist auch das, was ich will. Ich fühle mich natürlich im Zentrum am wohlsten. Ich bin jetzt nicht der Spieler, der irgendwie alleine auf der Sechs spielen kann oder will. Aber so im Zentrum, vor allem auch offensiv, fühle ich mich schon sehr wohl. Auf der Zehn oder auch auf der Acht fühle ich mich wohl. Man geht ja immer von einem System aus, auf dem Blatt Papier. Aber während dem Spiel kann sich das ja immer so schnell entwickeln. Ich glaube, wir haben so viele Spielertypen im Zentrum, die vieles können. Und das brauchen wir auch definitiv.
… die Nationalmannschaft
Ich bin jetzt nicht irgendwie in den Gedanken, dass in zwei Jahren die Weltmeisterschaft ist. Der Fokus liegt ganz klar auf Borussia Mönchengladbach. Da werde ich alles investieren. Und ich denke, wenn ich so eine Saison wie letztes Jahr spiele, dann ist die Chance bestimmt höher, dass ich dabei bin. Aber im Endeffekt ist das gerade zweitrangig. Aber es würde mich natürlich freuen, wenn ich persönlich, aber vor allem mit der Mannschaft Erfolg habe, weil dann kommt der Rest von ganz alleine.
… den Rückblick auf die gewonnene Relegation mit dem VfL Bochum:
Unbeschreiblich, man kann das gar nicht so in Worte fassen. Nach dem Hinspiel war man ja abgeschrieben. Es hat ganz, ganz wenige Leute nur an uns geglaubt. Selbst die Mannschaft teilweise hat nicht mehr wirklich daran geglaubt. Dann fackelst du da so ein Spiel ab. Bis jetzt mein geilstes Spiel, mein schönstes Spiel, wo ich natürlich bestimmt die nächsten Jahre oder für immer zurückblicken werde. Und dann mit dem positiven Endergebnis ist natürlich etwas Besonderes. Das hat man nicht ganz so oft. Ich schaue aber jetzt nach vorne und hoffe, dass ich nie wieder eine Relegation spielen muss.
… das Vorsingen in der Mannschaft
Da bin ich noch dran. Ich habe auch irgendwie versucht, dass ich das irgendwie umgehen kann. Das ist leider nicht der Fall. Da muss ich auch durch und ich muss mal schauen, wenn die nächsten Tage der richtige Ort, der der richtigen Zeitpunkt kommt, dann werde ich da irgendwas singen. Mit DJ Ötzi geht bestimmt irgendwas. Einige verstehen das dann aber nicht. Das wäre auch schade, deswegen muss ich irgendwas auf englisch singen, damit jeder es versteht.
… den Druck eines Führungsspielers
Für mich ist das ein positiver Druck. Lieber werde ich geholt und die Verantwortlichen und der Trainer verlangt was von mir und die wissen, was ich kann. Deswegen, ich bin extrem hungrig auf die Aufgabe. Ich habe extrem Bock. Natürlich gehört die Vorbereitung dazu. Aber ich würde am liebsten, dass es am Wochenende schon losgeht.
… den Vergleich zwischen Bochum und Borussia Mönchengladbach sowie die Wucht des Vereins und der Fans
Ich kann Gladbach noch nicht ganz so gut einschätzen. Ich bin erst zwei Wochen hier. Ich kann auch jetzt nicht darüber sprechen wie Gladbach letztes Jahr war. Ich habe natürlich von außen gesehen, wie die gespielt haben. Ich denke halt einfach, der Verein ist extrem groß, hat eine enorme Vergangenheit. Diese ganze Wucht, was der Verein hat, das müssen wir Spieler mitnehmen. Wir müssen uns gegenseitig pushen im Spiel. Wir wissen, dass wir uns auf die Fans verlassen können. Aber es muss auch andersherum sein, dass wir auch mal die Fans mitnehmen, dass die Fans sich auf uns verlassen können. Und ich denke, dieses Zusammenspiel ist extrem wichtig. Und vor allem mit so geilen Fans kannst du extrem was Großes erreichen. Und das wollen wir natürlich tun.
… die Duelle gegen Borussia Mönchengladbach
Ich habe mein erstes Bundesliga-Tor gegen Gladbach geschossen. War damals noch in Düsseldorf. Das bleibt natürlich in Erinnerung. Und man weiß natürlich, was Gladbach für eine Spielphilosophie hat. Wenn es gut läuft, dann kann es extrem eklig werden für den Gegner. Wenn wir halt mal wirklich hoch anpressen, wir eins gegen eins spielen, dann kann es natürlich auch teilweise gute Ballgewinne geben im vorderen Drittel.
… die Heimstärke die sich auch unser Präsident Rainer Bonhof wünscht
Wenn du heimstark bist, dann kommt kein Gegner gerne zu dir. Man kann nicht einfach nur sagen, ich bin jetzt heimstark, sondern das musst du halt auch auf den Platz bringen. Das müssen vor allem wir Spieler auf den Platz bringen. Und dann können wir halt auch die Fans mitnehmen.. Wenn du so wie letztes Jahr, unten mitspielst und keinen Lauf hast, dann ist es natürlich schwer, wieder in die alte Heimstärke zurückzukommen. Besser du spielst mal 0:0 zuhause und holst einen Punkt gegen top Gegner als zu verlieren. Es ist wichtig zuhause so wenig wie möglich Gegentore zu kassieren.
… sein Ziel der zu erwartenden Tore:
Also so eine genaue Anzahl habe ich mir nicht vorgenommen. Aber ich würde schon freuen, wenn ich natürlich daran anknüpfe, wie letztes Jahr. Natürlich will man immer besser sein. Ich glaube, wenn ich irgendwie noch ein Tor oder ein Assist mehr habe, wäre ich jetzt zufrieden und würde es unterschreiben. Deswegen, ich bin aber ziemlich entspannt und freue mich immer auf die Saison und will auf jeden Fall das ein oder andere Tor machen und den ein oder anderen Assist.
… die Ziele der neuen Saison:
Ich bin nicht mit dem Anspruch zu Borussia Mönchengladbach gekommen, gegen den Abstieg zu spielen. Das ist ja ganz klar. Aber ich denke, wir sind jetzt in der Phase, wo wir noch nicht über Ziele sprechen. Vielleicht geht noch der ein oder andere, vielleicht kommt noch der ein oder andere. Wir müssen uns jetzt noch mal intensiv kennenlernen in dieser Woche. Und danach geht es halt auch ins spielerische über. Und dann werden wir halt sehen, wie wir drauf sind. Und ich glaube, dann könnte man eventuell über Ziele sprechen. Aber ein Ziel ist halt auch immer nur irgendwie nach außen oder schön geredet. Am besten ist, jeder gibt einfach in jedem Spiel Vollgas. Wir schauen wirklich von Spiel zu Spiel, weil so fährst du damit am besten.
… Zufall, dass erst einmal für ihn eine Ablösesumme bezahlt wurde:
Nein, ich glaube, ich habe bis jetzt auch jedes Mal meinen Vertrag erfüllt. Die Verträge waren über zwei Jahre. Natürlich gab es oft die Möglichkeit zu verlängern. Aber ich bin ein Mensch, der kann sich verändern. Ich suche neue Aufgaben, Herausforderungen. Und das habe ich jetzt auch wieder gemacht. Natürlich wäre es vielleicht auch ein bisschen einfacher gewesen, wenn ich in Bochum geblieben wäre. Muss man auch ganz ehrlich sagen. Aber ich hatte einfach extrem Bock auf den Wechsel. Deswegen bin ich auch gewechselt. Das ist eine ganz klare Entscheidung für Gladbach gewesen. Und ich habe jetzt keinen Plan oder Trick oder irgendwas.
… die Arschlochmentalität von Stöger und Kleindienst:
Ich glaube, dass die gesunde Mischung einfach perfekt wäre. Wenn du nur Arschlöcher im Team hast, dann gehst du wahrscheinlich jedes Spiel nur mit neun oder zehn Mann runter. Das ist auch nicht super. Ich finde einfach, dass wir so viel Qualität in der Mannschaft haben. Wenn wir da zwei, drei Spieler haben, die vielleicht auch mal anecken mit dem Gegenspieler oder einfach mal einen Foul ziehen oder einfach mal Dinge machen oder die Fans mitnehmen. Das ist extrem wichtig. Das sind kleine Dinge, aber das braucht eine Mannschaft. Und ich glaube, dass wir da in der Mannschaft einfach die Spielertypen jetzt haben. Aber natürlich ist es im Vordergrund, dass wir schön attraktiven Fußball spielen. Aber das Wichtigste ist für mich halt immer erfolgreicher Fußball. Und deswegen spiele ich auch mal lieber gerne 1-0 und gewinne 1-0 durch ein Standardtor, wie wenn ich ein 4-4-Spiel, aber ein super Spiel gemacht habe.