Christoph Kramer hat ein gutes Gefühl für die neue Spielzeit. Foto: Dirk Päffgen.
Die vergangene Spielzeit ist auch für Christop Kramer nicht so verlaufen, wie sich der Mittelfeldspieler das vorgestellt hat. Genau wie bei Borussia Mönchengladbach soll nun auch für den 31-Jährigen alles besser werden. Bei Daniel Farke hat Kramer da ein »gutes Gefühl«. In Bezug auf seine Zukunft gab es unterdessen noch keine Gespräche.
Christoph Kramer war die Müdigkeit ins Gesicht geschrieben, als er am Dienstagmittag zum Pressegespräch uns Mannschaftshotel kam. »Ich könnte tatsächlich ein Bett vertragen, schmunzelte Kramer. »Aber ich kann mich ja sich gleich was hinlegen.« Nachvollziehbar. Denn gerade hatte Daniel Farke den Weltmeister und seine Teamkollegen etwas über zwei Stunden auf dem Trainingsplatz verschiedene Spielformen üben lassen.
Für Kramer kein Problem. »Das Training war sehr hart. Aber ich muss sagen, dass ich sowas mag. Wenn es mit Sinn und Verstand gemacht wird, dann darf es auch hart sein«, sagt Kramer. »Es ist auch wichtig, dass es hart ist, weil ich glaube, dass wir in der letzten Saison gemerkt haben, dass wir nicht nur Sprints brauchen, sondern auch mal lange Wege gehen müssen. Das ist die Realität im Fußball. Von daher darf es auch mal ein bisschen härter sein.«
»Genau die richtige Entscheidung, den Resetknopf zu drücken«
Gerade eben auch an der Fitness hat es im letzten Jahr tatsächlich gehapert. »Das ist komplex«, so Kramer auf die Frage, warum die letzten Spielzeit nicht so geklappt hat. »Es ist für eine Mannschaft auch kein gutes Zeugnis, wenn ein Trainer entlassen wird. Am Ende stehen immer wir auf dem Platz, gesteht er. Man muss sagen, dass wir in der letzten Saison, mit Max Eberl und allem was passiert ist, wirklich eine ganz schwierige Saison hatten, auch was die Stimmung anging.«
»Deswegen war es meines Erachtens von Vereinsseite wichtig, auf den Resetknopf zu drücken. Jetzt beginnt wirklich eine neue Zeitrechnung. Wir haben viel neues gemacht. Nicht nur der Trainer ist neu, auch der Kabinentrakt ist komplett neu. Es hat sich richtig was verändert und bewegt«, befindet Kramer. »Das war für das Gemüt sehr wichtig und ich glaube, dass rund um den Verein – für alle Menschen, die bei uns arbeiten und für alle Menschen, die den Verein anfeuern – alle das Gefühl hatten, dass sich mal etwas verändern muss. Von daher denke ich, war das genau die richtige Entscheidung, viel zu verändern und so richtig den Resetknopf zu drücken.«
Kramer hat bei Farke »ein gutes Gefühl«
Mit dabei helfen, dass alles besser wird, soll nicht zuletzt auch Daniel Farke. Der Westfale soll wieder die Borussia-DNA des Ballbsitzfußballs implementieren. Der ist für Kramer aber nicht gänzlich in Stein gemeißelt. »Es ist schwer, in der Bundesliga zu spielen und zu sagen, jetzt spielen wir nur Ballbesitz oder nur Pressing. Du musst alles abdecken«, sagt Kramer. »Denn es geht darum, welche Spielertypen wir haben. Ich glaube aus einer anderen Grundordnung tuen wir uns ein bisschen einfacher, wenn wir den Ball haben und ihn nicht einfach durch alle Linien durchpressen wollen, um dann ein Tor schießen. Es ist ein neuer Ansatz, der wieder mehr in Richtung Fußball geht und mehr in Richtung Stärke unserer Spieler.«
Für Kramer ist Farke jedenfalls für den Borussia-Weg insgesamt genau der richtige. »Ich habe ein gutes Gefühl. Ich merke das an den Trainingseinheiten. Der Trainer ist gut. Du merkst es ja an der Ansprache, wie er jeden mitnimmt und was er für einen Fußball spielen lassen will. Das hat sehr viel Verstand«, lobt der 31-Jährige. »Man hat direkt ein anderes Trainingsniveau. Das ist bei einem Effekt des Trainerwechsels immer so. Jeder macht mit, jeder hat wieder Bock auf Fußball. Ich habe da wirklich ein sehr gutes Gefühl.«
»Er verkörpert auf jeden Fall eine Aufbruchstimmung. Egal ob wir Spieler, die Presse oder die Fans. Ich glaube, man hat jetzt wieder so ein Gefühl, dass was Neues entsteht, dass was Vernünftiges entsteht und ich glaube, dass das ein ganz wichtiges Gefühl ist. Vor allem, wenn man mit dem Kader wieder größtenteils zusammenbleibt und mit einem neuen Trainer ein neuer Reiz gesetzt wird«, so Kramer. »Da wird eine Stimmung erzeugt, in der man es besser machen möchte. Man darf nie vergessen, dass so eine Stimmung rund um einen Verein ganz wichtig ist. Damit man mit viel Engagement jeden Tag zum Training fährt.«
»Jetzt habe ich wieder richtig Lust und Spaß«
Auch für Kramer soll es in der kommenden Spielzeit wieder besser laufen. Lediglich 18 Einsätze (798 Minuten) konnte der Mittelfeldmann auf der Habenseite verbuchen. »Ich habe mir vor allem wieder mehr vorgenommen, richtig viel Spaß am Fußball zu haben. Das ist ja logisch. Wenn du so eine Saison wie wir letztes Jahr hattest, dann geht das an einem persönlich auch nicht spurlos vorbei«, gesteht der 31-Jährige.
»Jetzt habe ich wieder richtig Lust und Spaß. Ich werde mich wieder voll reinhauen, so wie ich es jede Saison tue. Dann bin ich mir sicher, dass ich wieder meine Spiele machen werde. Ich möchte Spaß an der Nummer haben und es macht mir gerade extrem viel Spaß. Harte Arbeit und Spaß schließt sich ja nicht aus. Von daher freue ich sehr, dass es so angelaufen ist.«
Und was kann man von den Borussen in der 60. Bundesliga-Spielzeit verwahrten? »Ich rede jetzt nicht über einen Tabellenplatz. Das kommt eh von alleine. Mir geht es darum, dass man von Anfang an den Knopf gedrückt hat und jetzt machen wir wirklich das, wofür Borussia Mönchengladbach steht. Es war wichtig, dass die Führung das so entschieden hat«, sagt Kramer.
»Wenn wir am Ende Neunter werden, aber jeder der mit Borussia Mönchengladbach irgendwas zu tun hat, sagt dann, dass er sich mit dem identifizieren kann und es ihm Spaß gemacht hat, zuzugucken, dann ist es besser als letzte Saison.«
Kramer kann sich Verbleib vorstellen – Noch keine Gespräche
Wird die auch für den Weltmeister besser, könnte eine Vertragsverlängerung die logische Schlussfolgerung sein. Jedenfalls fühlt sich Kramer nach wie vor heimisch in Mönchengladbach und kann sich weitere Jahre im Klub durchaus vorstellen. »Natürlich kann ich mir das grundsätzlich vorstellen. Daraus habe ich nie ein Geheimnis gemacht«, sagt er.
Gleichwohl will er abwarten, welche Rolle er unter Farke im wahrsten Sinne wie spielt. »Klar spielt es eine Rolle, ob ich spiele. Wenn ich nicht spiele, weiß ich nicht, was ich machen soll. Wenn ich spiele, würde ich sicher auch noch mal verlängern. Ich habe das ja nicht zu entscheiden«, weiß Kramer. »Vielleicht entscheide ich das mit, aber da ist auch der Verein dabei. In einem Jahr kann im Fußball so viel passieren. Wenn ich Vereinsführung wäre, würde ich nicht fragen, ob der Kramer noch mal verlängert. Den haste sicher. Es macht schon Sinn, mit anderen zu sprechen. Wenn ich das Gefühl habe, dass es stagniert, dann klopfe ich mal an.«