Hörte man sich vor dem Spiel bei den Anhängern von Borussia Mönchengladbach um, konnte sich niemand so richtig auf eine Prognose festlegen. Drei Punkte nach dem enttäuschenden Aus im DFB-Pokal? Davon redete erstmal niemand. Doch genau so kam es am Ende.
Wenn man nicht zum Stammpersonal gehört, muss man im Fußball oft lange und geduldig warten. Manchmal so lange, bis dem Trainer keine andere Wahl mehr bleibt. So wie bei Nico Schulz, der den verletzten Oscar Wendt in der Viererkette ersetzen musste, ähnlich wie schon gegen Frankfurt sehr schnell ins Spiel fand und Akzente nach vorne setzen konnte. Wie in der 31. Minute, als Schulz nach Pass von Jonas Hofmann einen Konter der Gladbacher im höchsten Tempo fortführte, in den 16er eindrang und mit einem strammen Pass Lars Stindl in Szene setzte, der die Kugel zur Pausenführung nur noch über die Linie drücken musste.
Matchwinner Schulz
Unbedingt nachlegen lautete die Devise für den zweiten Durchgang. Und so bewies Nico Schulz direkt nach Wiederanpfiff ein feines Füßchen, belohnte sich selbst für einen engagierten Auftritt und Borussia ging mit zwei Toren in Front. Am ausgelassenen Torjubel von Schulz und seinen Kameraden merkte man sofort, wie groß die Erleichterung war, dass man die Weichen auf Sieg stellen konnte.
Gegen Mitte der zweiten Halbzeit waren es dann die Mainzer, die sich Torchancen herausspielen konnten und nach dem letzten Strohhalm griffen, um nach dem Anschlusstreffer noch irgendwie den Ausgleich zu erzielen. Doch das gelang nicht und so hieß der Sieger nach 90 Minuten verdientermaßen Borussia Mönchengladbach.
Verlass auf die zweite Reihe
Aus dieser Trotzreaktion lässt sich trotz der engen Schlussphase viel Positives mitnehmen. Nico Schulz und László Bénes sind da, wenn sie gebraucht werden. Jonas Hofmann, der in seiner bisherigen Zeit bei Borussia schon viel Kritik einstecken musste, trug nach seinem Tor im Pokal auch in Mainz maßgeblich mit seinen beiden Torbeteiligungen zum Erfolg bei.
Djibril Sow, der unter der Woche der unglücklichste Borusse gewesen sein dürfte, feierte in den Schlussminuten sein Bundesligadebüt – ein schönes Zeichen von Dieter Hecking, der dem Jungspund dadurch mit Sicherheit wieder ein bisschen Selbstvertrauen einimpfen konnte.
Größtmögliche Punkteausbeute holen
Während die allermeisten Fans noch eine Weile brauchen werden, um über den geplatzten Traum von Berlin hinweg zu kommen, steht die Mannschaft von Dieter Hecking noch vor wichtigen Aufgaben in der Bundesliga. Die erste davon wurde gelöst und mit drei Punkten belohnt.
Im Kampf um Europa ist man weiterhin darauf angewiesen, dass andere Teams patzen und Punkte liegen lassen. Bei noch drei ausstehenden Spielen darf man keines verlieren und sollte nach Möglichkeit zumindest aus den kommenden beiden Spielen gegen Augsburg und Wolfsburg zwei Siege mitnehmen. Dann könnte es am Ende noch für einen Europapokalplatz reichen.
Finale am 34. Spieltag?
Dafür spricht zumindest, dass sich die umliegenden Mannschaften schon am kommenden Wochenende im direkten Aufeinandertreffen gegenseitig die Punkte wegnehmen werden. Der rheinische Rivale aus Köln trifft auf Werder Bremen, der SC Freiburg muss zu Hause gegen Schalke 04 ran.
Doch bevor man schaut, was die anderen so machen, muss man sich am Niederrhein vorrangig auf die eigene Leistung konzentrieren. Ist man in der Lage, die Einstellung und die Leistung von Mainz auf den Platz zu bringen, wird man auch gegen Augsburg nicht leer ausgehen. Dann könnte es am Ende der Saison tatsächlich zu einem Finale kommen. Zwar nicht in Berlin, aber dafür vor ausverkauftem Haus…