Über 100 Tage ist Marco Rose nun als Trainer von Borussia Mönchengladbach im Amt. Die Tabellenführung in der Bundesliga ist kein Zufall, sondern vielmehr der erste Teilerfolg seiner neuen Handschrift. Schließlich legten die Fohlen den besten Saisonstart seit 43 Jahren hin. Ein Zwischenfazit.
Bester Saisonstart seit 43 Jahren: Marco Rose kann seine ersten 100 Tage in Mönchengladbach schon mal als kleinen Teilerfolg abhacken, denn er gibt der Mannschaft wieder ein Gesicht. Seine Schützlinge zeigen Mentalität und vor allem nach kleineren Rückschlägen immer eine Reaktion. All das sind Attribute, die in der Vergangenheit viele im Umfeld des Borussia-Parks vermisst haben.
Zu oft ließ sich die Mannschaft nach Rückschlägen oder Gegentoren hängen, doch das gehört nun endgültig der Vergangenheit an. »Die Mannschaft hat die ganze Zeit schon Mentalität gezeigt, denn wir haben Spiele gedreht und einen Rückstand aufgeholt«, stellt auch Max Eberl fest.
Sicherlich ist die Tabellenführung mit 16 Punkten etwas schmeichelhaft, was letztlich vor allem an den Patzern der Konkurrenz liegt. Doch ein Zufallsprodukt ist Platz eins auch wieder nicht: Mit 2,3 Punkten pro Spiel liefert Borussia den höchsten Wert der Liga. Der derzeitige Erfolg fängt schon in der Defensive an, denn Yann Sommer musste bisher nur sechs Mal hinter sich greifen und spielte drei Mal zu null. Nur Wolfsburg kassierte noch weniger Gegentore (vier). In der letzten Spielzeit waren es zu diesem Zeitpunkt 1,2 Gegentore pro Spiel. Ebenfalls bezeichnend: Nico Elvedi hat mit 98% die höchste Passquote in der Bundesliga. Dazu kommt ein Alassane Pléa in Bestform, sowie die starken Neuzugänge Breel Embolo und Marcus Thuram. Die Zahnrädchen in der Offensive greifen, wenn auch längst noch nicht perfekt, ineinander.
Spiel ist intensiver geworden
Mit Marco Rose kam vor über 100 Tagen auch eine komplett neue Spielidee an den Niederrhein. Und die Handschrift des Trainers war vor allem gegen Augsburg sehr stark erkennbar, denn die Fohlen setzten seine Linie erfolgreich um. Zudem fielen zwei Tore nach dem gleichen Muster: Gegenpressing, Spiel auf die Außenbahn, Lauf zur Grundlinie und Hereingabe in den Sechzehner. Mit 223 Zweikämpfen liefern die Borussen den Top-Wert der Liga und legten somit den Grundstein zu ihrem erfolgreichen Auftreten. Im letzten Jahr waren es nur 179 direkte Duelle pro Spiel, das war Platz 18 im Ranking.
Auch die Laufbereitschaft ist deutlich gestiegen, das erfordert das Spielsystem von Rose. 649 intensive Läufe absolvieren seine Fohlen pro Spiel, unter Dieter Hecking waren es noch 625. Auch hier war Borussia das Schlusslicht der Liga. Die Mannschaft nimmt das neue 4-4-2 System mit Raute an, auch wenn Rose zuletzt wie gegen Augsburg im 4-3-3 erfolgreich spielen ließ. »Die Mannschaft merkt, dass die Dinge vom Trainerteam funktionieren. Wir durchlaufen derzeit einen Prozess, da gibt es gute und eben auch mal holprige Phasen«, erklärt Borussias Sportdirektor.
Rückschläge werden einkalkuliert
Holprig lief es vor allem in der Europa League, denn International zeigten die Fohlen bisher ein anderes Gesicht. Der erste Rückschlag folgte bei der 0:4-Heimniederlage gegen den Wolfsberger AC. »Dieses 0:4 gegen Wolfsberg hängt uns etwas nach«, sagt Max Eberl. Zwar war der Auftritt in Istanbul ebenfalls nicht herausragend, doch laut Eberl muss man in der »Bewertung berücksichtigen, dass wir gegen den türkischen Vizemeister einen Punkt geholt haben«.
»Nach dem Spiel in Istanbul haben wir in der Mannschaft viel gesprochen. Es liegt an uns, wir verlieren den Kopf und schießen teilweise die Bälle planlos ins Aus«, versucht Christoph Kramer eine Erklärung für die Leistungsschwankungen zu finden. Dennoch gab es in Istanbul einen Lichtblick: Die Einwechslungen. Wie schon gegen Düsseldorf brachte Rose den Erfolg wieder von der Bank, auch das ist eine ganz neu gewonnene Qualität am Niederrhein.
Jetzt geht es um Nachhaltigkeit
Die lange Verletztenliste trübt aktuell die gute Stimmung am Borussia-Park, denn in den nächsten Spielen stehen echte Gradmesser bevor. Generell geht es jetzt in den nächsten Wochen darum, die Leistung nachhaltig und dauerhaft abzurufen. »Man hat uns in der Vergangenheit oft vorgeworfen, dass wir nicht da sind, wenn es um etwas geht«, sagt Max Eberl. Dies scheint, wie eingangs erwähnt, nun wirklich der Vergangenheit anzugehören…