Mit fünf Saisontoren und vier Vorlagen ist Marcus Thuram so richtig angekommen bei Borussia Mönchengladbach und hat jetzt schon Kult-Charakter. Doch der Ursprung des Transfers liegt weit zurück, über vier Jahre haben die Fohlen den Franzosen beobachtet.
Lange gescoutet
Marcus Thuram ist kein gewöhnlicher Profi, denn der Name Thuram wirft im Fußball seine Schatten voraus. Papa Lilian wurde 1998 mit Frankreich im eigenen Land Weltmeister, zwei Jahre später sogar noch Europameister. Marcus erblickte im August 1997 im italienischen Parma das Licht der Welt, erst im Alter von zehn Jahren zog er nach Frankreich.
Dort durchlief er beim FC Sochaux sämtliche Jugendmannschaften und wechselte im Juli 2017 für 0,6 Millionen Euro zu EA Guingamp. 2015 holte der inzwischen 22-Jährige seinen ersten Titel, er gewann mit der U19 von Frankreich bei der Europameisterschaft in Griechenland den Titel. Dort begann auch sozusagen die Reise zu Borussia, denn Scoutingdirektor Steffen Korell ließ den Franzosen bei der EM erstmals beobachten. Über 30 Live-Berichte lagen der Scouting-Abteilung von Borussia bis zum Transfer über Thuram vor.
Geheimtreffen in Paris
Richtig konkret wurde es dann im Frühjahr 2019, denn Lilian Thuram folgte einer Einladung in den Borussia-Park und sah sich neben dem Stadion auch die ganze Infrastruktur vor Ort an. Der Weltmeister möchte nur das Beste für die Karriere seines Sohnes. Doch dass sich Thuram vor Ort ein Bild von Borussia machte, wurde schon als gutes Signal empfunden. Anschließend lernte Marcus Thuram dann auch Max Eberl, Steffen Korell und seinen neuen Trainer Marco Rose erstmals kennen. In Paris fand nämlich ein Geheimtreffen statt, obwohl Rose zum damaligen Zeitpunkt noch Trainer in Salzburg war.
Mit dem Spieler waren sich die Fohlen relativ schnell einig, die Verhandlungen mit Guingamp zogen sich aber in die Länge. Streitpunkt war bekanntlich die Ablösesumme, die sich letztlich auf neun bis zehn Millionen Euro belaufen soll.
Direkt angekommen
Wer Marcus Thuram zu Beginn kennenlernen durfte traf vor allem auf einen fröhlichen und stets gut gelaunten jungen Mann. Seine positive Stimmung transportiert er auch in die Mannschaft und hat maßgeblichen Anteil am derzeitigen Erfolg bei den Fohlen. »Marcus macht es vielen leicht, er ist ein sehr offener Typ«, beschreibt Max Eberl den Neuzugang. Viel wichtiger noch: Er war direkt mittendrin im Geschehen.
Denn schon in der ersten DFB-Pokalrunde schoss er Borussia mit seinem goldenen Treffer in die nächste Runde. Thuram stellte von Anfang an unter Beweis, wie wichtig er für die Mannschaft ist. »Das Pokaltor in Sandhausen hat ihm gut getan, dadurch war er von Anfang an dabei«, sagt Borussias Sportdirektor.
Statistik spricht für sich
Auch in der Bundesliga findet sich der 22-Jährige immer besser zurecht und ist schon jetzt nicht mehr wegzudenken. Vor allem die Verletzung von Alassane Plea kompensiert Thuram hervorragend, denn er sprang in die Bresche und übernahm die wichtigen Tore für die Fohlen. An fünf der letzten sieben Treffer war er direkt beteiligt, auch in Leverkusen war er mal wieder ein Garant für den Sieg.
Zudem ist er auch noch sehr effektiv: Aus 18 Torschüssen machte er fünf Tore, fast jeder dritte Schuss landet beim Franzosen im Netz; Eine beeindruckende Statistik! Mit vier Vorlagen ist er auch noch sehr mannschaftsdienlich, denn über die linke Seite ist der bullige Offensivspieler kaum zu stoppen. Zwar ist der linke Fuß sein Stärkerer, doch auch mit rechts lässt er seine Gegner ziemlich alt aussehen.
»Bei ihm sieht immer alles so schnell aus, das ist sehr bemerkenswert. Trotz seiner Größe hat er eine gute Technik und ist immer präsent. Wir haben da einen sehr guten Transfer getätigt«, lobt Jonas Hofmann seinen Mitspieler und Borussias Sportdirektor zugleich. Neben seiner guten Technik glänzt Thuram aber auch immer wieder mit seinem Einsatz und gutem Zweikampfverhalten. Denn mit 119 gewonnenen Duellen rangiert er auf Platz sechs der Zweikampf-Statistik in der Bundesliga.
Thuram hat Kult-Faktor
Eberl beschreibt den Franzosen auch als sehr »wissbegierig«, denn Thuram setzt die Vorgaben von Marco Rose nicht einfach nur um, sondern stellt Nachfragen und versucht auch seine Gedanken mit einfließen zu lassen. Dazu kommt laut Eberl natürlich auch noch seine große Qualität: »Er ist robust, kann den Ball behaupten, Tore schießen, Tore vorbereiten und auch mal die Bälle schleppen.« Kurzum: Ein Multitalent.
Doch nicht nur wegen seines Einsatzes auf dem Platz ist er sehr beliebt, spätestens sein jetzt schon legendärer Eckfahnen-Jubel katapultierte ihn in die Herzen der Fans. Hinzu kommt seine Vorliebe für schrille und bunte Boxershorts. Alleine deshalb hat der Franzose mit dem Dauergrinsen jetzt schon Kult-Faktor, denn die Fans können sich mit ihm voll identifizieren. Irgendwie steht Thuram auch für den derzeitigen Umbruch am Niederrhein, denn mit ihm kehrte auch eine gewisse Leichtigkeit zurück. Übrigens: Seinen Marktwert konnte der 22-Jährige seit seiner Ankunft in Mönchengladbach schon auf 12 Millionen Euro erhöhen…