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Max Eberl tritt zurück – »Ich beende etwas, was mein Leben war«

Max Eberl verlässt sichtlich erschöpft ’seine‘ Borussia. Foto: Christian Verheyen/ Borussia

Es ist amtlich: Max Eberl verlässt Borussia Mönchengladbach nach über 23 Jahren und beendet sein Engagement als Sportdirektor. Eberl betonte auf der Pressekonferenz, dass es sich ausschließlich um persönliche Beweggründe handelt und der 48-Jährige gesundheitlich stark angeschlagen ist. »Ich habe keine Kraft mehr«, merkte man dem sichtlich angeschlagenen Eberl an. Der Entscheidung und vor allem den starken Worten gebührt der allerhöchste Respekt. 
Entscheidung fiel am Donnerstag 
Was sich am Donnerstagabend abzeichnet  ist nun traurige Gewissheit: Max Eberl wird die Fohlen auf eigen Wunsch verlassen und ab sofort nicht mehr für Borussia Mönchengladbach als Sportdirektor und Geschäftsführer tätig sein. »Gestern Nachmittag um 15 Uhr kam das entscheidende Gespräch in dem Max Eberl uns eröffnet hat, dass sich unsere Vorstellungen nicht mehr mit seinen Vorstellungen decken«, sagte Rolf Königs, Borussias Präsident. 
Laut Medienberichten hat sich Eberl am Freitagmorgen unter Tränen von der Mannschaft und den Mitarbeitern verabschiedet. Es war ohnehin eine seltsame, aber gewaltige Pressekonferenz die Borussia am Freitag kurzfristig einberief. Man merkte Eberl deutlich an, wie die letzten Wochen und Monate an ihm gezerrt haben müssen. 
Eberl sichtlich angeschlagen 
Zu Beginn der Presserunde rang der 48-Jährige sichtlich um Worte, eher er seine Beweggründe verriet. »Ich bin erschöpft und habe keine Kraft mehr. Es geht nicht um einen verletzten Stolz, Frust oder Liebe, kein irgendwas. Sondern rein die Person Max Eberl ist erschöpft und müde. Das ist der Grund, warum ich mit dem Klub in den letzten Wochen und Monaten gesprochen und geredet habe, meine 23 Jahre hier zu beenden. Ich beende was, was mein Leben war. Ich beende was, was mir sehr viel Freude und Spaß bereitet hat, weil Fußball mein Leben ist. Fußball ist mein Leben, Fußball ist meine Freude«, sagte Eberl. 
Starke Worte des (ehemaligen) Sportdirektors, die sehr nachdenklich stimmen. Eberl gab zu, dass es für ihn »die mit Abstand schwerste Pressekonferenz« in seiner Zeit am linken Niederrhein war. Dass etwas mit ihm nicht stimmt, merkte man bereits vor der Pressekonferenz vor dem Pokalspiel in Hannover. Dort wirkte der gebürtige Bayer bereits erschöpft und auch irgendwie angefressen, gab den Medienvertretern nur kurze Antworten und verwechselte Adi Hütter des öfteren mit Dieter Hecking. 
Dass Eberl nun aus dem Hamsterrad Fußball aussteigt ist völlig verständlich, schließlich opferte er sich Tag und Nacht für ‚seine‘ Borussia auf, wie er am Freitagmittag nochmals betonte. »Ich muss für mich einen Schlussstrich ziehen und ich muss raus. Ich habe alles in die Dienste des Vereins gestellt und habe mich wie um ein Kind gekümmert, mit all der Kraft die ich habe. Ich ertrage das jetzt nicht mehr«. Immer wieder rang Eberl nach Worten, tränen kullerten aus seinen müden Augen. 
Zeichen dafür, dass Borussias Sportdirektor einfach ausgebrannt und sprichwörtlich am Ende ist. Auch wenn die aktuelle sportliche Situation äußerst prekär ist, konnte Eberl mit seiner Entscheidung darauf keine Rücksicht nehmen. Und das ist auch gut so, schließlich steckt hinter Max Eberl auch ein Mensch mit Gefühlen, der letztlich für seine eigene Gesundheit und sein eigenes Wohlbefinden verantwortlich ist. Hut ab vor dieser Entscheidung! 
»Das ist kein schöner Tag. Ein blöder Tag. Ein Mist Tag«, lauteten die ersten Worte von Rolf Königs. »Er hat seinen Job exzellent gemacht. Bereits im Oktober hat uns Herr Eberl darüber informiert und wir haben in den letzten Monaten alles daran gesetzt um ihn zu halten und umzustimmen. Das ist uns nicht gelungen. Wir haben das respektiert, aber nicht akzeptiert«, so Borussias Präsident. Dass der inzwischen 80-Jährige angefressen ist, ist mehr als verständlich. Dennoch brachte der Auftritt einige Fragezeichen mit sich, es wirkte, als hätte Königs recht wenig Verständnis für die Entscheidung. Ein knallhartes Geschäft, in dem die Menschlichkeit leider sehr wenig zählt.
Auszeit statt neuer Verein 
Vielmehr legte Eberl ziemlich offen und ehrlich alle Karten auf den Tisch und zeigte, möglicherweise auch nur Ansatzweise, wie es ihm innerlich geht. »Jede Niederlage war auch meine Niederlage. Mein Perfektionismus hat mich sehr viel Kraft gekostet. Irgendwann habe ich gemerkt, dass es zu viel ist, deshalb habe ich mir auch im letzten Jahr die Auszeit genommen. Allerdings bin ich früher als gedacht zurückgekehrt und wieder sehr hart aufgeprallt«. 
Gestern machte auch das Gerücht die Runde, Eberl könnte bereits in absehbarer Zeit wieder bei einem anderen Verein arbeiten. Das dementierte der 48-Jährige und wer den Auftritt verfolgt hat weiß, dass Eberl nun vor allem eines braucht: Ruhe. »Wenn irgendjemand glaubt, dass ich einen Vereinswechsel anstrebe, dann vergesst das ganz schnell. Ich will mit euch nichts zu tun haben. Ich möchte einfach die Welt sehen und mal Spaß und Freude haben und keine Verantwortung mehr tragen. Das ist der Grund wieso ich diese unfassbare Entscheidung zu einem unfassbar schwierigen Zeitpunkt getroffen habe. Zum ersten Mal in meinem Leben denke ich an mich.« 
Der gebürtige Bayer betonte auch, dass es keine ausschlaggebenden Punkte für seinen Abschied gab, vielmehr sei es ein schleichender Prozess gewesen. »Der Klub konnte all das nicht merken, ich habe einfach meinen Job gemacht und nie signalisiert wie es mir tatsächlich geht. Sie konnten nicht reagieren. Ich kann dem Verein aktuell nicht geben was er verdient«, begründete der 48-Jährige seinen Entschluss. 
Eberl mit einer Bitte zum Abschied 
Auch zum Fußballgeschäft allgemein äußerte sich der scheidende Sportdirektor: »Es ist Fußball, das Spiel soll im Mittelpunkt stehen und nicht die Geschichten drum herum. Meine Entscheidung zeigt ganz gut, wie schnelllebig alles geworden ist. Die Person, die die Entscheidung trifft, hat noch kein Wort gesprochen und es gibt zahlreiche Gerüchte«, spielte er auf die Medienlandschaft an.  
Stephan Schippers, der 15 Jahre an der Seite von Max Eberl arbeiten durfte, verliert »einen Freund. Max war und ist absolut verlässlich, das ist nicht die Norm. Natürlich trifft das einen, aber es muss irgendwo eine Grenze gezogen werden. Es ist immer noch ein Sport und ein Beruf, aber es darf nicht die Gesundheit angehen«, zeigte Borussias Geschäftsführer deutliches Verständnis. 
Als Markus Aretz, Borussia Pressechef, die Runde nach etwas mehr als einer halben Stunde auflöste, ergriff Eberl nochmal das Wort. »Ich möchte Danke sagen für die Zusammenarbeit (Anm. d. Red.: An die Medienvertreter), die in der Summe sehr gut war. Es muss sich niemand sorgen um mich machen. Ich bin zwar wie Hape Kerkeling ‚einfach mal weg‘, aber nicht auf dem Jakobsweg, dafür bin ich nicht mehr fit genug. Ich werde mir eine schöne Zeit machen. Es war eine Ehre hier zu arbeiten, danke«, waren die Schlussworte des 48-Jährigen. 
So die nüchternen Fakten zu einer Pressekonferenz, die unweigerlich in die Geschichte dieses tollen Fußballvereins geht. Max Eberl gebührt für seine offenen und ehrlichen Worte der allergrößte Respekt. Gleichzeitig sollten sich einige Zeitgenossen diese Worte auch mal zum Anlass nehmen um sich ins Bewusstsein zu rufen, dass am Ende immer noch die Menschlichkeit bewahrt werden sollte. Enttäuschung über Ergebnisse hin oder her. 
An anderer Stelle zollen wir der Arbeit von Max Eberl nochmals Respekt, sagen aber zum jetzigen Zeitpunkt einfach nur Danke für alles, lieber Max! Eine Ära bei Borussia geht zu Ende… 

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