Borussia Mönchengladbach ist nun schon seit über fünf Wochen Spitzenreiter in der Bundesliga, ein Saisondrittel ist absolviert. Für die Mannschaft von Marco Rose läuft es in allen Bereichen richtig rund, die Mannschaft zeigt eine konstant starke Leistung. Ist die Tabellenführung also wirklich nur eine Momentaufnahme?
Zwischenziel erreicht
Das Spiel gegen Werder Bremen markierte das Ende einer sehr intensiven Saisonphase für Borussia Mönchengladbach: Binnen 22 Tagen absolvierten die Fohlen sieben Pflichtspiele. Die Bilanz kann sich mehr als sehen lassen: Vier Siege, ein Unentschieden und zwei Niederlagen beim BVB. Die Mannschaft von Marco Rose steckte die Spiele, trotz der hohen Anzahl an Verletzten, mehr als gut weg und legte eine unglaubliche mannschaftliche Geschlossenheit an den Tag.
Nun ist Borussia schon seit dem siebten Spieltag Tabellenführer in der Bundesliga, konnte den Vorsprung inzwischen schon auf vier Punkte auf die zweitplatzierten Leipziger ausbauen. Zwar spricht man im Umfeld des Borussia-Parks immer davon, dass es eine „schöne Momentaufnahme“ ist, doch ein Zufallsprodukt ist Platz eins nicht.
Stabile Defensive, effektive Offensive
Schließlich haben die Fohlen die zweitwenigsten Gegentore (elf) der Bundesliga, nur Wolfsburg kassierte einen Treffer weniger. Sieben Gegentore fielen durch das Zentrum, vier Treffer bekam Borussia durch Angriffe über die rechte Seite. Prunkstück ist die linke Abwehrseite mit Oscar Wendt und Ramy Bensebaini, denn die beiden mussten über ihre Seite noch keinen Gegentreffer hinnehmen.
Hinzu kommt ein sehr effektives Offensivspiel: Zwar haben die Fohlen nur die drittbeste Offensivabteilung der Liga (24 Tore), doch dafür brauchten sie auch nur 157 Torschüsse. Mit zehn Torschützen sind ist der VfL auch längst nicht so von einem Spieler abhängig wie Bayern von einem Robert Lewandowski. Hinzu kommt das neue und intensivere Spiel gegen den Ball, auch das zahlt sich aus. Mit 1.178 geführten Zweikämpfen liegt Borussia auf Platz vier in der Bundesliga.
Der aktuelle Erfolg ist also vielmehr die erste Etappe auf dem eingeschlagenen Weg mit Marco Rose. Zu Beginn der Saison spielte Borussia effektiv, doch die Auftritte waren längst nicht so überzeugend wie zurzeit. »Wir haben am Anfang Spiele gewonnen, die waren auf Messers Schneide«, weiß auch Max Eberl. Doch mittlerweile sieht man immer mehr, dass die Truppe an sich glaubt und etwas Großes entstehen kann. Denn dieser Kampf und der unbändige Siegeswille, so wie beim Spiel gegen Rom, sind eine ganz neue Qualität der Fohlen.
Die Chemie stimmt
Die Mannschaft ist dazu auch sehr homogen und steht füreinander ein, man hat das Gefühl, dass auf dem Platz tatsächlich die viel zitierten „elf Freunde“ stehen. Vermutlich liegt das aber auch am klugen Rotationssystem von Rose, denn jeder Spieler bekommt genügend Einsatzzeit. Durch die Wechsel bleiben die Spieler in ihrem Rhythmus, denn auch die Kräfte von der Bank bringen auf den Punkt ihre Leistung und sind mehr als nur verlässliches Personal.
So entsteht vor allem keine Unruhe im Verein. Apropos: Welch großen Gefallen Max Eberl Borussia mit dem Verkauf von Michael Cuisance gemacht hat, zeigte sich mal wieder in den vergangenen Tagen. Der Franzose fand seine Schuhe nicht, kam deswegen zu spät zur Mannschaft und flog aus dem Kader für ein Drittliga-Spiel.
Individuelle Entwicklung
Neben der mannschaftlichen Geschlossenheit kommen auch Entwicklungssprünge von einzelnen Spielern: Denis Zakaria, Laszlo Bénes, Yann Sommer und Patrick Herrmann heben sich an dieser Stelle besonders hervorheben. Die Chemie bei Borussia stimmt einfach, hierfür muss der sportlichen Führung einfach ein großes Lob ausgesprochen werden.
Flexible Spielsysteme
Mit Marco Rose kam auch eine komplett neue Spielidee an den Niederrhein. Zu Beginn wurde der 43-Jährige nicht müde zu betonen, dass er in Mönchengladbach nicht einfach eine Schablone auflegen möchte. Das wird nach einem Drittel der Saison mehr als deutlich, denn Borussias Trainer impfte seinem Team gleich mehrere Systeme ein. Dabei überrascht Rose immer wieder, wie mit dem 3-5-2 im Pokalspiel in Dortmund. Wenn das System mal nicht greift oder der Gegner zu viel Druck ausübt, wird eben umgestellt.
So begann Borussia gegen Leverkusen ebenfalls im 3-5-2, stellte aber nachher auf 4-4-2 um. Neben den Impulsen von außen ist aber auch die Umsetzung der Spieler unerlässlich, denn Roses Schützlinge wirken zu keinem Zeitpunkt überfordert, sondern spielen die Vorgaben souverän herunter.
Rückschläge werden einkalkuliert
Bisher musste die Fohlenelf nur einen herben Dämpfer einstecken, als sie mit 0:4 gegen den Wolfsberger AC verloren. Zwar erlebt Borussia aktuell eine sehr erfolgreiche Phase, doch dass es nicht so weitergeht ist allen Beteiligten auch klar. »Wir werden vielleicht auch mal den ein oder anderen Dämpfer bekommen, auch das wird die Mannschaft gut wegstecken«, betont Max Eberl. Borussias Sportdirektor weiß aber auch, dass »die Jungs einen Lauf und ein gutes Verständnis haben«. Wohin die Reise noch geht bleibt abzuwarten, doch bis dahin heißt es einfach die schöne Momentaufnahme zu genießen. Denn Fußball ist und bleibt auch eine Kopfsache, mit positiven Ergebnissen und Erlebnissen im Rücken fällt vieles leichter…