In den Testspielen konnte er seine Qualitäten schon zeigen. Nun durfte er sich erstmals vor großer Kulisse beweisen. Mickaël Cuisance wurde am gestrigen Abend in der Halbzeit für den angeschlagenen Christoph Kramer eingewechselt. Vor einem Monat feierte er seine Volljährigkeit, jetzt darf er sich als zweitjüngster Debütant der Fohlenelf über einen gelungenen Einstand freuen.
Plötzlich ging dann doch alles ganz schnell. Als sich in der Halbzeit herausstellte, dass es für Kramer nicht mehr weiter gehen würde, machte sich Cuisance am Spielfeldrand bereit. Dieter Hecking schenkte ihm sein Vertrauen und warf den Franzosen ins kalte Wasser. Und der Youngster zeigte gleich, dass er seiner Mannschaft helfen kann. Sofort war er Anspielstation und Ballverteiler im Mittelfeld. Er forderte die Pässe seiner Mitspieler und setzte diese gekonnt in Szene. Dadurch kam die Elf vom Niederrhein endlich zu ersten zwingenden Torchancen, denn der Druck auf das Stuttgarter Tor wurde erhöht.
Zufriedener Trainer
Mutig sein, sich was zutrauen und auch mal selbst den Abschluss suchen – so oder so ähnlich werden die Worte gewesen sein, die Hecking seinem Schützling mit auf den Weg gab. Nach dem Spiel verzichtete der Gladbacher Coach auf lange Lobeshymnen, die unter Umständen falsche Erwartungen schüren. Es waren nur 45 Minuten, die Cuisance auf dem Platz stand. Dennoch gab Hecking einen kurzen Satz preis, der verriet, wie zufrieden er mit der Leistung war: »Wenn ein 18-jähriger dem Spiel eine Wandlung gibt, ist glaube ich alles gesagt.«
Lob vom Kapitän
Denn Cuisance eroberte vor dem 1:0 durch Raffael das Spielgerät und brachte jenen Freistoß herein, der die Stuttgarter zu einem Foul an Thorgan Hazard zwang. Cuisance war damit nicht unwesentlich an beiden Treffern beteiligt. Sein Kapitän Lars Stindl stieg in der Vorbereitung später ins Training ein, doch seine Kollegen hielten ihn stets auf dem Laufenden. »Bevor ich ins Training eingestiegen bin, haben die Jungs schon gesagt, dass wir da einen haben, der richtig gut ist. Dann konnte ich mich auch selbst davon überzeugen«, ließ Stindl wissen. »Er hat es heute gut gemacht. In so einem Spiel, in dem es nicht ganz einfach war, reinzukommen, hat er viele Pässe und Ballaktionen gehabt«, fuhr er fort und schob den wichtigsten Satz noch hintendran:„Wir werden den Jungen in seiner Entwicklung natürlich auch weiter unterstützen.«
Mit Einsatzzeiten weiter fördern
Denn eines ist klar: Man kann nicht erwarten, dass es bei Cuisance sofort steil nach oben geht. Er ist gerade erst 18 geworden und soll sich weiterhin in Ruhe entwickeln dürfen. Dazu gehören Fehler und Schwächephasen, die bei jungen Talenten vollkommen normal sind. Dafür hat er in Mönchengladbach das perfekte Umfeld. Und irgendwie ist es auch nicht verwunderlich, dass sich Cuisance gleich so wohl fühlte, denn das Stadion ist quasi sein Zuhause. Seit seinem Wechsel wohnt er im Internat der Borussia, das sich bekanntlich direkt im Borussia-Park befindet. Die Voraussetzungen sind also perfekt. Jetzt liegt es an Hecking, ihm weiterhin seine Einsätze zu ermöglichen, um ihn weiter Schritt für Schritt aufzubauen. Am Abend nach seinen ersten Pflichtspielminuten meldete sich Mickaël Cuisance mit einem kleinen Tweet noch selbst zu Wort: »Danke für allés, es its nur der anfang«, twitterte er in einem internationalen Sprachmix rund 1,5 Stunden nach Abpfiff.