
Seit nunmehr neun Jahren steht Mika Schroers in Diensten von Borussia Mönchengladbach. In dieser Zeit hat sich der DFB-Juniorennationalspieler im FohlenStall stetig weiterentwickelt. Die Früchte seiner bisherigen Arbeit erntete Schroers im Sommer 2020, als er bei Borussia seinen ersten Profivertrag unterzeichnete. Im Interview mit unserer Redaktion spricht der 18-jährige Angreifer unter anderem über seine bisherige Zeit bei Borussia, seinen Cousin Jannik Vestergaard, seine Covid-19-Infektion, die aktuelle Saison mit der U23, sich als Typ Stürmer und seine Pläne für die Zukunft.
Fohlen-Hautnah: Mika, Du bist seit 2012 bei Borussia und hast im letzten Sommer Deinen ersten Profivertrag unterschrieben. Da dürfte sich für Dich schonmal ein Traum erfüllt haben…
Mika Schroers: Definitiv. Bei der Unterschrift war ich nervöser als ich dachte. Das war schon ein besonderer Moment, über den ich mich natürlich sehr gefreut habe. Aber vor mir liegt noch einer langer Weg. Ich habe es noch nicht geschafft, ein wirklicher Profi zu sein. Da muss und werde ich noch sehr viel arbeiten.
Fohlen-Hautnah: Apropos Profivertrag: Wie lange hat er seine Gültigkeit und was hast Du Dir in dieser Zeit für Ziele gesetzt?
Mika Schroers: Mein Vertrag bei Borussia läuft bis 2023. Aktuell bin ich noch A-Jugendlicher und darf schon bei der U23 spielen, das ist schon etwas anderes. Ich habe mich schnell zurechtgefunden und bin froh über die Spielpraxis, denn bei der U19 darf ja aktuell leider nicht gespielt werden. Der nächste Schritt für mich wäre, irgendwann bei den Profis mitwirken zu können. Ein Traum wäre es, vielleicht schon im Sommer mit den Profis ins Trainingslager fahren zu können. Es wäre generell ein Traum, bei Borussia den Sprung zum Bundesligaspieler zu schaffen. Aber bis dahin ist noch ein Weg zu gehen.
Fohlen-Hautnah: Warum hast Du Dich generell dazu entschieden, bei Borussia einen Profivertrag zu unterzeichnen? Es ist ja bei der Qualität, gerade eben auch in der Offensive, nicht so einfach, sich bis nach oben „durchzutanken“…
Mika Schroers: Die Entscheidung ist mir überhaupt nicht schwer gefallen. Ich war schon als kleiner Junge Fan von Borussia, es ist mein Verein. Jetzt spiele ich schon seit 2012 für den Klub und da war es immer ein großer Traum von mir, hier Profi zu werden und irgendwann einmal im Kabinentrakt mein Trikot hängen zu haben. Da bleibe ich dran. Mein größter Wunsch ist es, irgendwann mal im Borussia-Park vor über 50.000 Zuschauern spielen zu können. Ich hoffe natürlich, dass es kein allzu langer Weg wird. Aber keine Frage: Borussia ist ein sehr guter Verein mit Top-Spielern. Deshalb muss ich meine Höchstleistung abliefern. Aber durch die vielen Englischen Wochen auch in der Zukunft habe ich natürlich die Hoffnung, dass ich irgendwann vielleicht einmal bei den Profis dabei sein und in den Kader rutschen kann, wenn mich der Trainer gut findet.
Fohlen-Hautnah: Mit der Unterschrift ist eben aber nur ein Mosaik vom Profidasein als Fußballer geschafft. Es gehört neben Glück sehr viel dazu, um dann auch seinen Traum leben zu können. An welchen Dingen musst Du noch arbeiten, damit Du eines Tages im besten Fall im Borussia-Park auflaufen kannst?
Mika Schroers: Man kann immer an allen Dingen arbeiten. Körperlich ist die U23 schon etwas anderes als Jugendfußball, da kann ich auf jeden Fall noch zulegen. Ich bin aber erst 18 Jahre alt, da bin ich körperlich natürlich noch nicht auf dem Maximum. An die schnelle Spielweise bei den Profis kann man sich sicherlich zügig gewöhnen, aber es gibt einige Dinge, die man noch verbessern kann. Auf engem Raum muss ich noch etwas besser agieren. Dazu kann ich als Stürmer auch noch an meinem Abschluss arbeiten. Am Ende gehört natürlich auch eine Portion Glück dazu.
Fohlen-Hautnah: Davon ab weißt Du, dass es im Fußball in vielerlei Hinsicht schnell gehen kann und hast auch aufgrund dessen im letzten Jahr Dein Abitur abgeschlossen. Welchen Weg würdest Du einschlagen, wenn es mit dem Profifußball nicht gänzlich klappt?
Mika Schroers: Das ist eine gute Frage, mit der ich mich ehrlich gesagt so konkret noch gar nicht beschäftigt habe. Aber wahrscheinlich würde ich etwas machen, was mit Sport zu tun hat. Ob ich dann studieren oder andere Wege gehen würde, darüber habe ich mir noch nicht so viele Gedanken gemacht. Ich möchte den Fokus im Moment auf Fußball und Borussia legen.
Fohlen-Hautnah: Im November war nahezu die gesamte U23, darunter auch Du, für vier Wochen in Quarantäne, nach dem sich gleich mehrere Spieler mit Covid-19 infiziert hatten. Wie schwer war diese Zeit für Dich, wie hast Du sie verbracht und hattest Du Dich auch angesteckt?
Mika Schroers: Ja, ich bin zu der Zeit auch positiv auf das Corona-Virus getestet worden. Ich hatte aber Glück, dass ich nur leichte Symptome hatte und irgendwann wieder symptomfrei war. Die Zeit war natürlich nicht einfach, weil ich keine Freunde treffen und nicht rausgehen konnte. Dazu konnte ich nicht das machen, was ich eben gerne mache – Fußballspielen. Aber es geht mir jetzt wieder sehr gut. In geschlossenen Räumen sind wir jetzt immer sehr vorsichtig und tragen alle eine Maske. Dazu werden wir unter der Woche regelmäßig getestet. Die Tests waren bisher alle negativ. Also es ist alles gut. Ansonsten beschränke ich mich aktuell auf die gemeinsame Zeit mit meiner Freundin.
Fohlen-Hautnah: In wie fern ist es in diesem Zusammenhang auch mit Blick auf die Entwicklung wichtig, dass Du – wo die Jugendligen komplett pausieren – in der U23 regelmäßig Spielpraxis sammeln kannst?
Mika Schroers: Das ist enorm wichtig. In der U19 hatten wir bisher nur drei Pflichtspiele. Die Jungs können aktuell zwar trainieren, aber die Spielpraxis und die Wettkampferfahrung sind enorm wichtig. Das Gefühl für den Raum und mit dem Ball zu bekommen, ist komplett anders als im Training. Ich bin glücklich, dass ich schon in der U23 spielen kann. Das war der nächste Schritt für mich.
Fohlen-Hautnah: Wie schwer war denn die Umstellung von der U19-Bundesliga in die 4. Liga und was ist generell anders?
Mika Schroers: Es ist eine andere Art Fußball zu spielen, in der U23 wirkt alles abgezockter. Man muss schlauer und anders spielen. Man denkt immer, dass das Niveau in der 4. Liga nicht so hoch ist, aber das ist nicht so. Es war definitiv eine Umstellung, aber ich habe mich schnell zurechtgefunden.
Fohlen-Hautnah: In der letzten Saison hast Du in der U19 11 Pflichtspieltore geschossen, in der laufenden Spielzeit sind es in 11 Regionalliga-Einsätzen (543 Minuten, Anm. d. Red.) 3. Du weißt also, wo das Tor steht. Hast Du das von Deinem Vater mit in die Wiege gelegt bekommen?
Mika Schroers: Hartes Training (lacht). Mein Vater war und ist noch ein ziemlich guter Fußballer, er hat auch in der Offensive gespielt. Ich denke schon, dass ich das von ihm habe.
Fohlen-Hautnah: Wohl kein anderer Spieler verkörpert den modernen Mittelstürmer aktuell so stark wie Robert Lewandowski. Schaust Du auf ihn – und wenn ja, warum? Und hast Du auch ein Vorbild bei Borussia?
Mika Schroers: Absolut, Robert Lewandowski ist ein Weltfußballer. Natürlich schaue ich auf ihn. Ich schaue aber momentan auch auf Erling Haaland, wobei beide Spieler eher auf der Neun spielen. Ich spiele auch gerne auf der Außenbahn, rechts wie links, da gucke ich auch gerne auf Marcus Thuram oder Serge Gnabry.
Fohlen-Hautnah: Unter welchem Spielsystem spielst du am liebsten beziehungsweise wo fühlst du dich am wohlsten und was für ein Typ Stürmer bist Du generell?
Mika Schroers: Ich glaube, dass ich ziemlich variabel bin. Ich kann auf der Neun, aber auch links oder rechts spielen. Auch als Achter habe ich bereits gespielt. Im 4-3-3 fühle ich mich auf dem Flügel am wohlsten. Aber letztlich entscheidet der Trainer, wo man spielt. Ich bin generell froh, wenn ich spielen kann. Als Spielertyp komme ich über meine Schnelligkeit. Ich mache die Bälle vorne nicht so häufig fest wie ein bulliger Spieler, sondern ich komme eher aus der Tiefe mit Tempo. Ich denke, dass ich das Spiel ganz gut verstehe und auch einen guten Torabschluss habe.
Fohlen-Hautnah: Ballan- & mitnahme, Kreativität, Schnelligkeit, Spielintelligenz, Torabschluss und Kopfballspiel sind alles wichtige Eigenschaften eines Stürmers. Welche treffen auf Dich zu und an welchen musst Du vielleicht noch arbeiten? Stichwörter Stärken und Schwächen…
Mika Schroers: Ich würde schon sagen, dass ich einen sehr guten Torabschluss habe, beim Offensiv-Kopfballspiel kann ich mich allerdings noch etwas verbessern, das ist nicht unbedingt meine Spezialität. Als Neuner ist es ja schon wichtig, dass man die Flanken auch mit dem Kopf verwerten kann. Daran kann ich noch arbeiten.
Fohlen-Hautnah: Dein Teamkollege aus der U19, Rocco Reitz, hat am Montag als 26. Talent aus dem Fohlenstall sein Trikot vom Pflichtspieldebüt im Kabinengang des Borussia-Parks aufgehangen. Eine Tradition bei Borussia, der Du sicherlich nacheiferst… Ist Rocco da auch eine Art Vorbild, sich da einzureihen?
Mika Schroers: Mit Rocco spiele ich schon sehr lange zusammen, er ist ein sehr guter Kollege von mir, mit dem ich häufig in Kontakt bin. Natürlich hat er auch das Er hat auch das nötige Quäntchen Glück gehabt, aber er ist vor allem auch ein richtig guter Fußballer ist, das wusste ich schon immer. Er hat dann, als er das Vertrauen von Marco Rose bekommen hat, gezeigt, dass er auf diesem Niveau spielen kann. Es ist ein riesiger Traum, der für ihn in Erfüllung gegangen ist. Darüber hat er mir schon einiges erzählt, das ist Ansporn für mich. Da ist er sicher schon eine Art Vorbild.
Fohlen-Hautnah: Bei Borussia ist Eugen Polanski für den Übergangsbereich und in diesem Zusammenhang auch für die Talente zuständig. Wie ist der Kontakt zu ihm und auch zu Marco Rose? Hast Du bei den Profis im Training schonmal mitwirken dürfen?
Mika Schroers: Zu Eugen Polanski habe ich sehr oft Kontakt, er ist auch häufig bei unseren Spielen dabei und analysiert dann hinterher meine Einsätze mit mir. Das hilft mir auch sehr. Mit Marco Rose hatte ich bislang allerdings noch keinen Kontakt. Bisher durfte ich leider noch nicht bei den Profis trainieren. Das wäre für mich der nächste Schritt, den ich gerne gehen würde.
Fohlen-Hautnah: Kommen wir mal zur U23. In der Regionalliga West rangiert ihr nach 20 Spielern auf Platz sechs. Spiegelt das Deiner Meinung nach eure Leistung wider und was ist für euch in dieser Spielzeit generell möglich?
Mika Schroers: Bisher spielen wir eine sehr ordentliche Saison. Vor allem wenn man bedenkt, was für eine junge Mannschaft wir dieses Jahr sind. Wir haben allerdings auch viele Punkte liegen gelassen, da war sicherlich mehr möglich. Wir müssen noch etwas abgezockter sein und auch aus wenigen Chancen mehr Tore erzielen.
Fohlen-Hautnah: Seit dieser Spielzeit ist Heiko Vogel Trainer der U23. Wie ist Dein Eindruck von ihm und das hast Du unter ihm schon alles lernen können?
Mika Schroers: Er ist ein außergewöhnlicher Trainer, der sehr viel Erfahrung mitbringt, auch aus seiner Zeit in Basel. Er redet viel mit uns Spielern, gibt uns das Vertrauen und die Chancen auf einen Einsatz. Ich komme sehr gut mit ihm klar und hoffe, dass er mich in den nächsten Wochen und Monaten weiter verbessert.
Fohlen-Hautnah: Was ist Mika Schroers denn außerhalb des Platzes für ein Typ, was macht er in seiner Freizeit? Erzähle mal ein wenig über Dich…
Mika Schroers: Eine sehr gute Frage. Aktuell verbringe ich viel Zeit mit meiner Freundin, wir sind viel an der frischen Luft. Es tut gut, einfach mal rauszukommen und abzuschalten. Ansonsten bin ich ein sehr fröhlicher, lustiger aber auch zielstrebiger Mensch.
Fohlen-Hautnah: Zur Zeit wohnst Du noch im Internat, das du im Sommer verlassen wirst. Wie schwer wird das und ist das auch ein Schritt in Sachen Entwicklung?
Mika Schroers: Ich freue mich auf diesen Schritt und dann eigenständig zu sein. Dass ich das meistern werde, darüber mache ich mir keine Sorgen. Was die alltäglichen Dinge wie Einkaufen, Kochen und Wäsche waschen betrifft, da habe ich Spaß dran und habe mir auch schon ein paar Tipps von meiner Mutter geholt (lacht).
Fohlen-Hautnah: Jannik Vestergaard ist Dein Cousin und ihr habt ja sogar mal zusammen Zeit bei Borussia verbracht beziehungsweise im gleichen Zeitraum für Borussia gespielt. Hat er Dir in dieser Zeit konkrete Tipps für Borussia gegeben und schaust Du auch etwas zu ihm und seiner Karriere auf?
Mika Schroers: Jannik ist definitiv ein Vorbild für mich. Wenn ich so eine Karriere hätte, würde ich das direkt unterschreiben. Er spielt aktuell in der Premier League, das ist ein Traum für jeden jungen Spieler. Er hat mir auch schon gratuliert, dass ich in der U23 spiele und mir gesagt, dass das ein wichtiger Schritt für meine Karriere ist. Für ihn war es damals auch ein sehr wichtiger Teil, erstmal Spielpraxis in der U23 zu sammeln. Ich soll einfach weiter geduldig sein und dranbleiben. Genau das werde ich auch tun.
Fohlen-Hautnah: Wenn Du drei Wünsche frei hättest, egal welchen, was würdest Du Dir für die Zukunft wüschen?
Mika Schroers: Eine schwere Frage. Auf jeden Fall wünsche ich meiner Familie und mir Gesundheit, das ist das Wichtigste. Dann wünsche ich mir, dass es mit meiner Freundin weiterhin so gut läuft und wir irgendwann eine Familie gründen können. Dazu möchte ich natürlich gerne ‚richtiger’ Profi werden.
Fohlen-Hautnah: Welche Schlagzeile würde Mika Schroers denn am Ende der Saison gerne über sich lesen?
Mika Schroers: (lacht). Schroers schießt Fohlenelf zum Derbysieg!
Fohlen-Hautnah: Apropos Bundesliga-Spiele. Hast Du das Spiel gegen Dortmund verfolgt?
Mika Schroers: Natürlich habe ich das Spiel gegen Dortmund geschaut, es war ein sehr starkes Spiel von uns. Man muss zwar im Hinterkopf behalten, dass Dortmund aktuell etwas schwächelt. Aber wie wir da kombiniert, uns aus Drucksituationen befreit und dann zugeschlagen haben, war schon sehr gut.
Fohlen-Hautnah: Am Samstag geht es gegen Union Berlin, auch keine leichte Aufgabe. Was denkst Du ist für die Fohlenelf drin?
Mika Schroers: Diese Saison spielt Union sehr gut und punktet konstant. Sie sind eine sehr ‚eklige‘ Mannschaft, die sehr viel unterwegs ist. Es wird sicherlich nicht einfach werden, aber die Jungs werden die drei Punkte sicher holen wollen.
Fohlen-Hautnah: Was glaubst Du ist in dieser Saison, egal ob Bundesliga, Champions League oder Pokal, noch möglich?
Mika Schroers: Es wird nicht einfach, aber aufgrund der letzten Spiele gegen Bayern und Dortmund bin ich sehr zuversichtlich, dass wir wieder oben in der Tabelle landen können. Wo genau, wird man am Ende sehen. Aber man muss eben auch die Verfolger im Blick haben, die Woche für Woche punkten. In der Champions League hoffe ich auf eine ähnliche Überraschung wie gegen Bayern oder Dortmund, wenngleich Manchester City auch ein hartes Brett ist.
Fohlen-Hautnah: Mika, vielen Dank für das Interview. Wir wünschen Dir für die Zukunft natürlich weiterhin alles Gute und viel Erfolg…
Mika Schroers: Sehr gerne. Vielen Dank!