
Florian Neuhaus ist derzeit in absoluter Topform und im Spiel von Borussia Mönchengladbach ein extrem wichtiges Element. Der 23-Jährige ist mit sieben Scorer-Punkten jetzt schon besser als in der kompletten letzten Spielzeit. Lothar Matthäus bezeichnet ihn sogar schon als neuen Toni Kross. Neuhaus selbst konzentriert sich voll und ganz auf die Fohlen.
Als Max Eberl im Juli 2017 einen jungen Mann namens Florian Neuhaus nach Mönchengladbach holte, ahnte Borussias Sportdirektor wohl schon, welch großes Talent im damals 20-Jährigen schlummerte. Die Ablösesumme an seinen Ausbildungsverein 1860 München: 250.000 Euro. Heute, dreieinhalb Jahre später, hat Borussias Nummer 32 einen Marktwert von 28,00 Millionen Euro (Quelle: transfermarkt.de)!
Doch seinem Bundesliga-Debüt am 25. August 2018 ging zuerst ein Leihjahr bei Fortuna Düsseldorf voraus. Ein Modell, das für beide Seiten voll aufging: Neuhaus sammelte wichtige Erfahrung in der zweithöchsten deutschen Spielklasse, die Fohlen bekamen einen erfahrenen Spieler zurück. In seinem ersten Bundesligaspiel für die Fohlen gegen Bayer Leverkusen bereitete Neuhaus auf Anhieb ein Tor vor und ließ sein Können erstmals auf der Bundesliga-Bühne aufblitzen.
Der neue Toni Kross?
Im November 2020 läuft es nahezu perfekt für den inzwischen 23-Jährigen: In Mönchengladbach ist er absoluter Stammspieler und mittlerweile als Sechser etabliert, bei der Nationalelf machte er inzwischen auch schon drei Länderspiele und schoss gegen die Türkei sogar sein erstes Tor. Das Potenzial von Neuhaus hat auch Lothar Matthäus erkannt, der am Samstagabend nach dem Sieg gegen Schalke bei ‚Sky‘ in den höchsten Tönen von Borussias Nummer 32 schwärmte.
Der Rekordspieler der deutschen Nationalmannschaft traut Neuhaus sogar zu, dass er in absehbarer Zeit keinen geringeren als Toni Kross in der DFB-Elf beerben kann. »Vielen Dank für diese besonderen Worte. Es ist immer schön, solche Worte von so einem tollen Spieler zu hören«, fühlte sich der 23-Jährige von den Worten Matthäus’ geehrt.
Jetzt schon erfolgreicher als letzte Saison
Das Lob hat er sich extrem verdient, denn Neuhaus ist jetzt schon erfolgreicher als in der abgelaufenen Spielzeit. In den 14 Pflichtspielen mit den Gladbachern sammelte er schon sieben Scorerpunkte: Vier Tore und drei Assists. Unvergessen ist jetzt schon seine überragende Vorlage zum zwischenzeitlich 2:1 in der Champions League bei Inter Mailand durch Jonas Hofmann.
Mit seinen Fähigkeiten und vor allem der Übersicht im Spielaufbau hat er sich einen Namen gemacht, vor dem Tor wirkt er inzwischen auch abgeklärter. Erstmals schoss er zwei Bundesliga-Tore in Folge, sorgte gegen Augsburg und Schalke jeweils für das 1:0. »Ich habe mir vor der Saison vorgenommen, noch ein Stück weit torgefährlicher zu werden und in die Box mit reinzugehen, um dann auch bei abgewehrten Bällen da zu sein, so wie gegen Schalke«, so Neuhaus am Mikrofon von ‚Sky‘ und fügte noch hinzu: »Im Fußball ist es oft so: Wenn man einen Lauf hat, dann gehen auch solche Dinger rein, wo drei Spieler auf der Linie stehen.«
Sein aktueller Lauf ist wahrlich kein Zufall, es hatte sich alles angedeutet. Dabei musste sich der 23-Jährige aber im ersten Halbjahr unter Marco Rose erstmal mit dem neuen Spielsystem anfreunden, nach der Winterpause der Saison 2019/ 20 platzte dann aber endgültig der Knoten und Borussias Sechser wurde zum Leistungsträger. Dazu wurde er auch nach dem Ausfall von Denis Zakaria im März ‚gezwungen‘.
»Chris und Denis sind unterschiedliche Spielertypen«
Bisher hieß der Partner im Mittelfeld Christoph Kramer, nach dem Comeback von Denis Zakaria wird der Schweizer aber zunehmend wieder mehr Spielzeit bekommen. Kramer und Neuhaus, das passte bis dato richtig gut zusammen. »Chris und Denis sind unterschiedliche Spielertypen: Chris ist eher ein Stratege und behauptet die Bälle gut, Denis bringt eine ganz andere Dynamik ins Spiel rein«, so Neuhaus auf die Frage, ob er eher den erfahrenen Kramer oder den ‚jungen wilden‘ Zakaria an seiner Seite bevorzuge.
Das Comeback des Schweizer gibt Borussia »eine weitere Facette im Spiel«. Bei der aktuellen Belastung ist es deshalb wichtig, »dass wir auch auf der Sechser-Position viel rotieren können. Jeder der reinkommt will Gas geben und Leistung zeigen, das macht Borussia derzeit auch aus.« Neuhaus selbst ist inzwischen eine Mischung aus Kramer und Zakaria: Der 23-Jährige hat ein feines Ballgefühl und eine gute Übersicht, gleichzeitig wagt er aber auch immer mal wieder Vorstöße in die Offensive.
Im Durchschnitt hat die Nummer 32 pro Spiel 8,5 Balleroberungen in der Bundesliga, dazu eine Passquote von 87%. Vertrag hat der gebürtige Bayer am linken Niederrhein noch bis Juni 2024, vor rund einem Jahr verlängerte er seinen Kontrakt mit den Fohlen. Deshalb spielen andere Vereine derzeit keine Rolle in seinen Gedanken, sein Fokus liegt auf dem Hier und Jetzt.
Bekenntnis zu Borussia
»Ich habe keinen Karriereplan. Ich fühle mich aktuell sehr wohl bei Borussia Mönchengladbach. In den letzten zwei Jahren, in denen ich hier bin, ist sehr viel entstanden. Als Spieler trägt man immer ein Stück weit dazu bei, auf dem Platz erfolgreich zu sein, darauf liegt aktuell mein Fokus. Deshalb gibt es keinen Grund über weitere Schritte nachzudenken«, stellt Florian Neuhaus klar. So sieht also ein Bekenntnis zu Borussia aus.
Den nächsten Schritt möchte die Fohlenelf dann am Dienstagabend in der Champions League machen. Im Heimspiel gegen Inter Mailand reicht Borussia schon ein Punkt aus um sicher in das Achtelfinale einzuziehen. »Das Weiterkommen wäre enorm wichtig, das wissen wir alle. Man sieht aber auch wie wir in der Champions League auftreten, das sind für uns absolute Highlight-Spiele. Jetzt haben wir die Chance am Dienstag zu Hause gegen Inter Mailand das Ding zuzumachen, darauf liegt natürlich der Fokus«. Neuhaus und die Fohlen sind also bereit für die nächste Aufgabe…