Nach Debakel gegen Frankfurt – »Man kann das Spiel nicht schönreden«

Enttäuschte Gesichter nach dem Spiel. Foto: Dirk Päffgen

Der Auftritt von Borussia am Samstagabend sorgt für eine Menge Rätselraten. In der ersten Halbzeit gegen Frankfurt präsentierten sich die Fohlen nicht Bundesliga-tauglich. Warum es Gladbach dann in der Schlussphase noch schafften, das Spiel fast noch wieder spannend zu machen, ist kaum erklärbar. Einig waren sich die Verantwortlichen zumindest darin, dass diese Leistung nicht akzeptabel ist. 

Seit zehn Jahren erstmals wieder Tabellenschlusslicht 

Viele Fragen, wenig Antworten. Borussia Mönchengladbach taumelt weiter vor sich hin und ist nach der desaströsen ersten Halbzeit gegen Eintracht Frankfurt endgültig im Abstiegskampf angekommen. Und auch die Stimmung kippte im ausverkauften Borussia-Park, erstmals skandierten die Fans ‚Virkus raus‘.

Mit 6:0 lag die Fohlenelf nach 47 Minuten hinten. Damit kassierten die Gladbacher in den vergangenen zwei Heimspielen stolze zehn Gegentore – das ist die bittere Bilanz eines Absteigers. Wenig verwunderlich also, dass Borussia mit mageren zwei Punkten nach fünf Spielen das Schlusslicht der Liga bildet. Erstmals seit der Saison 2015/ 16 beansprucht die Elf vom Niederrhein wieder die ‚rote Laterne‘, zuletzt war man unter Lucien Favre 18. in der Tabelle. Saisonübergreifend ist die Elf vom Niederrhein nun schon seit zwölf Spielen ohne Sieg. 

Der gestrige Abend hat deutlich gezeigt, dass Borussia dringend einen Neuanfang auf nahezu allen Position braucht. Es gibt mit Schalke, dem HSV und Hertha genügend mahnende Beispiele, wenn man die Signale nicht erkennt. Ob das auch bei der Vereinsführung angekommen ist, wird man mutmaßlich in den nächsten Tagen sehen. 

Keine Diskussion über Polanski 

Vorerst ging Roland Virkus in die sportliche Bewertung, Aussagen zu seiner persönlichen Zukunft oder etwaigen Konsequenzen ließ sich Borussias Geschäftsführer Sport nicht entlocken. »Das war eine desolate Vorstellung der Mannschaft. Das hat sich auch nicht angedeutet während der Woche. Doch alles, was du im Fußball brauchst, haben wir vermissen lassen«, sagte Virkus am Mikrofon von ‚Sky‘. »Man muss sagen, dass sich die Mannschaften in der zweiten Hälfte etwas vorgenommen hat. Dennoch kann man das Spiel nicht schönreden.«

Eine Trainerdiskussion ließ Virkus zumindest nicht aufkommen. »Eugen hat weiterhin für Erste unsere volle Unterstützung. Doch wir alle, auch Eugen und die Mannschaft, müssen sich der Situation nun stellen, denn wir sind Tabellenletzter.« Polanski konnte einem bei seinem Heimdebüt als Trainer ohnehin Leid tun, denn das Spiel dürfte ihm kaum geschmeckt haben. Vielmehr bekam der 39-Jährige noch aufmunternde Worte mit Eugen-Polanski-Sprechchören. Auch Haris Tabaković stellte sich vor Polanski. »Der Trainer hat uns super vorbereitet, mit sehr viel Leidenschaft. Aber am Ende geht es darum, dass wir Spieler Verantwortung auf dem Platz übernehmen und vorangehen. Es geht nicht ohne Intensität und wenn man keine Duelle gewinnt.«

Kompletter Einbruch in der ersten Halbzeit 

Rocco Reitz, für den der Arbeitstag nach dem 0:6 beendet war, fordert nun eine schonungslose Aufklärung und Analyse des Spiels. »Ich habe so früh nach Abpfiff noch keine Erklärung für diese Leistung. Das war in allen Belangen zu wenig. Die erste Halbzeit lag unter jeglichem Anspruch jedes einzelnen Spielers. Wir haben den Matchplan nicht umgesetzt bekommen. So etwas darf uns nicht passieren. Wir müssen die Lehren daraus ziehen und dürfen uns nicht unterkriegen lassen. Bei der Analyse müssen wir alles offen und kritisch ansprechen und verarbeiten«, sagte Borussias Kapitän. 

Polanski hingegen wurde sogar noch deutlicher: »Wir verlieren ein Spiel durch eine desolate erste Halbzeit, die in der Bundesliga so nichts zu suchen hat. Man kann kein Bundesliga-Spiel gewinnen, wenn man das so spielt wie wir.« Neuzugang Yannik Engelhardt sprach davon, dass die Mannschaft »komplett auseinandergebrochen ist. Zur Pause war schon klar, dass wir dieses Spiel nicht mehr gewinnen.«

Wann folgt die Kehrtwende? 

Dass die Borussen nach der langen Durststrecke nochmal ein Spiel gewinnen, liegt nun in der Verantwortung von Polanski und der den Spielern. Für erste »müssen wir uns für diese Leistung entschuldigen, das war absolut nicht akzeptabel. In der Halbzeitpause habe ich an unsere Ehre appelliert. In der zweiten Hälfte haben wir öfter mal Zweikämpfe gewonnen und waren mutiger. Das Ergebnis konnten wir dadurch etwas besser aussehen lassen, was uns aber natürlich am Ende nichts nutzt.«

Aktuell fehlt die Fantasie, wie gegen den SC Freiburg in einer Woche der Turnaround folgen soll. Fakt ist jedoch, dass der Glaube ganz schnell wieder an den Borussia-Park zurückkehren muss. Noch ist es früh genug, Konsequenzen aus der sportlichen Talfahrt zu ziehen und die Saison noch zu retten. Doch verpasst Borussia diese Chance, könnte es am Ende ganz bitter ausgehen. Mahnende Beispiele gibt es bekanntermaßen zu genüge…