Julian Weigl und die Borussen unterlagen Eintracht Frankfurt. Foto: Dirk Päffgen.
Keine gute Woche für Borussia Mönchengladbach. Nach dem Pokalaus in Darmstadt setzte es auch in der Bundesliga eine Niederlage. Im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt stand bereits nach 45 Minuten fest, dass an diesem Abend nichts zu holen war, weil man die Eintracht mit Fehlern eingeladen hat. Das wussten die Borussen hinterher.
Als Schiedsrichter Daniel Siebert die Partie aufgrund einer langen Unterbrechung nach zehnminütiger Nachspielzeit abgepfiffen hatten, sackten die Borussen erstmal auf den Boden. Enttäuscht waren sie natürlich von der Niederlage gegen die Eintracht, die Fans jedoch munterten sie auf und skandierten ‚Auswärtssieg‘. Die Fans haben eben das Fingerspitzengefühl und wissen, dass in so einer Situation aufmunternde Worte und Laute eben richtiger sind, als „draufzuhauen“.
Nicht zuletzt die Aufmunterung wird den Borussen zumindest etwas gutgetan haben. »Wir können den Hut vor unseren Fans ziehen, dass sie uns so unterstützen«, freute sich Tobias Sippel. Unter dem Strich war es aber eine englische Woche zum Vergessen. Nach dem Pokalaus gab es gegen die Eintracht die zweite Heimniederlage. »Diese Woche fühlt sich beschissen an mit dem Pokal-Aus am Dienstag und der Heimniederlage – zumal wir in den letzten Spielen zuhause eine Macht waren«, brachte es Julian Weigl auf den Punkt.
»Der Unterschied lag in der Chancenverwertung«
Dass es überhaupt dazu kam lag vor allem daran, dass man sich in der ersten Halbzeit von der Eintracht auskosten ließ und dazu die beiden guten Torchancen in Person von Marcus Thuram nicht nutzen konnte. So stand es bereits zur Pauste 0:3 aus Sicht der Borussen, die sich Fehler erlaubten, die dann eine solche Mannschaft gnadenlos ausnutzt.
»Ich finde, Frankfurt hat im letzten Drittel eine hohe Effizienz an den Tag gelegt und das Spiel deswegen verdient gewonnen hat. Das 0:3 zur Pause hat sich ein bisschen surreal angefühlt, da meiner Meinung nicht so viel zwischen den beiden Mannschaften lag. Der Unterschied lag in der Chancenverwertung«. Sagte Daniel Farke. »Frankfurt war in der Lage, ihre Situationen zu nutzen und wir leider nicht. Sie waren eiskalt und schlichtweg effizienter als wir. Wir waren zu gierig und haben zu optimistische Pässe gespielt. Frankfurt war dann gerade nach Kontern sehr stark.«
»Wir waren zu unsauber in unserem Passspiel, haben zu viele Fehler gemacht und wurden für jeden einzelnen eiskalt bestraft. Wir haben sie zu den Toren regelrecht eingeladen«, haderte Weigl.
Genaus deshalb konnten die Adlerträger drei Tore schießen, obwohl sie eigentlich gar nicht haushoch überlegen waren. »Das Halbzeitergebnis hat den Spielverlauf aus meiner Sicht nicht widergespiegelt. Wir hatten vor der Pause auch ein, zwei gefährliche Szenen, machen das Tor aber leider nicht«, so die Lissabon-Leihgabe weiter. »Frankfurt ist eine Top-Mannschaft, das haben wir gesehen.«
»…Trotzdem ist es Teil der Wahrheit«
Christoph Kramer, gegen die SGE wieder fit und auf der Zehn aktiv, sah es ähnlich. »Wenn du zur Pause mit 0:3 hinten liegst, drückt das natürlich auf die Stimmung im Stadion. Trotzdem finde ich, dass wir in der ersten Halbzeit ein ordentliches Spiel gemacht haben. Ein Tor im Fußball verändert manchmal ein ganzes Spiel. Die Eintracht hat die Tore gemacht«, so der Weltmeister und fügte an: »Wir waren nach dem 0:1 hinten zu offen, weil wir unbedingt den Ausgleich erzwingen wollten. Das wird in der Bundesliga aber leider eiskalt bestraft. Es kommt am Ende immer auf das gute Momentum an. Das hatten die Frankfurter auf ihrer Seite.«
»Am Ende der ersten Halbzeit haben wir es Frankfurt zu einfach gemacht. Vor allem das dritte Tor darf uns so natürlich nicht passieren«, haderte Tobias Sippel. »Eigentlich sind wir eine spielstarke Mannschaft, die die Bälle gut in den eigenen Reihen halten kann. Wir haben den Ball leider öfter zum falschen Mann gespielt.«
Nach der Pause war es dann etwas besser bei den Borussen. Was aber eben auch daran lag, dass die Eintracht mit dem 3:0 im Rücken einen Gang zurückschaltete. Unter dem Strich reichte dann das Tor von Marcus Thuram nicht mehr, um etwas Zählbares mitnehmen zu können.
Kramer bekannt für klare Worte, wollte auch die angespannte personelle Situation nicht vergessen wissen. »Ich will dafür logischerweise kein Mitleid. Trotzdem ist es Teil der Wahrheit, dass uns mit Ko Itakura, Florian Neuhaus, Jonas Hofmann und Yann Sommer einfach richtig gute Spieler fehlten. Unser Kader ist einfach nicht der breitstete wenn man sieht, wie viele junge Spieler heute auf der Bank saßen«, merkte der Mittelfeldmann an und ergänzte: »Ich finde, dass darf man auch sagen. Ohne das als Ausrede zu nehmen, weil wir natürlich auch eine Mannschaft auf dem Platz haben, die jedes Bundesligaspiel gewinnen kann.«
»Auch wenn es hart klingt: Wir müssen jetzt den Mund abputzen und weitermachen«
Durchaus. Gegen Frankfurt gelang das nicht, weil man die Hessen eben zu den drei Tore eingeladen hat. Nun bleibe eine Woche Zeit, um sich darüber zu unterhalten, zu analysieren und weiterzuarbeiten. Denn die personelle Situation bleibt so, wie sie aktuell ist – und das eben bis zur Winterpause, die nach dem Spiel gegen den BVB am 11.11.22 beginnt.
In der kommenden Woche geht es zum Tabellenführer 1. FC Union Berlin. So gab Tobias Sippel die Marschroute vor: »Auch wenn es hart klingt: Wir müssen jetzt den Mund abputzen und weitermachen«, so der Torhüter. »Wir wollten es als Mannschaft auf dem Platz richten. Da gibt es hin und wieder Nackenschläge, aber es wird wieder Zeit, dass wir die Nackenschläge austeilen.«
Auch in den kommenden Wochen wird der 34-Jährige Yann Sommer zwischen den Pfosten vertreten. »Hier vor den eigenen Fans zu spielen, ist immer etwas ganz Besonderes. Es kribbelt mehr als sonst. Es kommt nicht ganz so oft vor, dass ich spiele – umso ärgerlicher, dass wir verloren haben.« An der Alten Försterei soll es dann wieder Punkte geben – im besten Fall drei.