Tim Kleindienst wusste um die verpasste Chance von Borussia. Foto: Dirk Päffgen
Borussia präsentierte sich bei der 1:2-Niederlage gegen Freiburg insgesamt zu harmlos. Erneut mangelte es in der Offensive an Durchschlagskraft und Kreativität. Im Nachgang wurde vor allem Tim Kleindienst in Bezug auf die Einstellung deutlich, während Sportdirektor Roland Virkus psychologische Erklärungen für den Auftritt suchte.

Borussia-Park keine Festung mehr
Das war einfach viel zu wenig von Borussia Mönchengladbach – vor allem im eigenen Stadion. Der Borussia-Park ist längst keine Festung mehr. Das späte Gegentor besiegelte die dritte Heimniederlage in den letzten vier Spielen; und diese kassierten die Gladbacher, bei allem Respekt, gegen Mannschaften auf Augenhöhe. Am Samstagnachmittag begann die Partie gegen die Breisgauer dabei gar nicht so schlecht. »Wir sind eigentlich ganz gut gestartet, haben das 1:1 dann ziemlich unnötig bekommen. Die erste Halbzeit war insgesamt noch in Ordnung«, fand Robin Hack.
Während der erste Spielabschnitt noch ausgeglichen war, bewegte sich das Pendel nach der Pause zugunsten der Freiburger. Die Statistik belegte deutlich, dass der Erfolg der Freiburger verdient war: Neun Torschüsse mehr, über 150 mehr gespielte Pässe und 58 % Ballbesitz gingen auf das Konto der Gäste. Vor allem aber fand Borussia, wie schon eine Woche zuvor, offensiv keine Lösungen und es fehlte an Zielstrebigkeit. Hack: »In der zweiten Halbzeit waren wir dann aber nicht mehr wach genug in den Zweikämpfen und haben viele wichtige Duelle verloren. Freiburg hat es gut gemacht und uns viel laufen lassen. Auch die wenigen Kontersituationen haben wir nicht gut ausgespielt. Freiburg hat verdient gewonnen.«
Kleindienst mit Appell
Noch deutlicher wurde Tim Kleindienst. Zwar wartet der 29-Jährige seit zwei Spielen auf ein Tor, doch er wurde von seinen Mitspielern auch wieder einmal nicht entsprechend in Szene gesetzt. Der Nationalspieler vermisste vorrangig den unbedingten Willen, etwas Großes zu erreichen. »Ich habe das Gefühl, dass wir eine Körpersprache haben, als wäre die Saison schon durch und es geht um nichts. Aber genau jetzt sollten wir zwei Gänge hochfahren, uns passiert jedoch das Gegenteil.« Im Spiel leisteten sich die Fohlen »zu viele technische Fehler. Wir sind nicht in unsere Automatismen gekommen. Prinzipiell haben wir eine hohe Qualität, aber die haben wir in diesem Spiel leider vermissen lassen.«
Auch Borussias Trainer Gerardo Seoane ging bei dieser Bewertung mit. »Uns ist es nicht gelungen, längere Ballbesitzphasen zu haben, um mehr Kontrolle zu haben und die Balleroberungen effizient zu nutzen. Wir haben teilweise falsche Entscheidungen getroffen und hatten technische Fehler im Umschaltspiel drin. Defensiv haben wir wenig zugelassen, insgesamt waren es aber zwei Fehler zu viel, die zu den Gegentoren geführt haben«, resümierte der Schweizer.
Virkus: Mannschaft verkrampft
In der Tabelle verpasste Borussia, auch durch entsprechende Ergebnisse der Konkurrenz, die große Chance, das Punktepolster auszubauen. In den verbleibenden fünf Spielen wird sich der Kampf ums internationale Geschäft zum Krimi entwickeln. Dass die Fohlenelf derzeit etwas Federn lässt, ist für Virkus komplett menschlich und verständlich. »Im bisherigen Saisonverlauf hat die Mannschaft einen guten Job gemacht und die Jungs wollen unbedingt. Aber sie schauen auch auf die Tabelle und dann droht man, zu verkrampfen. Freiburg ist in solchen Situationen etwas erfahrener. Unsere Mannschaft hat realisiert, dass eine große Chance vorliegt, und dann löst es im Kopf etwas aus. Wir haben noch fünf Spiele und es ist alles drin«, äußerte sich der 58-Jährige. Das Borussen-Duell am Ostersonntag könnte sich endgültig als Schlüsselspiel herausstellen.