Moritz Nicolas kann sich ein Karriere-Ende bei Borussia vorstellen. Foto: Sven Breuer
Aktuell ist Moritz Nicolas die offizielle Nummer eins bei Borussia Mönchengladbach. Diesen Status hat sich Borussias Torhüter als Omlin-Vertreter mit starken Leistungen verdient. Im kommenden Sommer ist der gebürtige Gladbecker bereits 10 Jahre in Gladbach. Im Interview mit unserer Redaktion spricht der 27-Jährige unter anderem über seinen Aufstieg im Klub und den Weg dahin.
Fohlen-Hautnah: Moritz, im kommenden Sommer bist du, die Leihklubs ausgeklammert, bereits 10 Jahre bei der Borussia. Das ist in diesem kurzlebigen Geschäft nicht selbstverständlich, um nicht zu sagen, eine Ausnahme. Hättest du damit selbst 2015 gerechnet und was ist Borussia mittlerweile für dich?
Moritz Nicolas: Ehrlicherweise glaube ich nicht, dass ich so weit in die Zukunft gedacht habe. Es freut mich natürlich, dass das jetzt schon ein paar Jahre sind. Aber 2015 habe ich da noch nicht drüber nachgedacht.
Fohlen-Hautnah: Dein Vertrag läuft noch bis 2029. Dann wirst du 32 Jahre jung, was gerade für einen Torhüter kein Alter ist. So weit in die Zukunft zu schauen, ist schwer. Aber kannst du dir vorstellen, deine Karriere bei Borussia zu beenden?
Moritz Nicolas: Ich bin seit der U19 im Verein. Das ist für mich schon was Besonderes. Ich kann mir gut vorstellen, meine Karriere bei Borussia zu beenden. Borussia ist für mich Heimat geworden. Ich bin als Jugendspieler aus Essen hier hergekommen, ins Internat gezogen und noch ein Jahr zur Schule gegangen. Ich hatte hier einen guten Start und insgesamt eine sehr gute Zeit bisher.
Fohlen-Hautnah: Was hat eigentlich damals den Ausschlag dafür gegeben, dass du von Essen nach Gladbach gegangen bist?
Moritz Nicolas: Es hat einfach gut gepasst und ich wollte den nächsten Schritt gehen. Ich habe in Essen U17-Bundesliga gespielt. Bei Borussias Angebot hat alles gepasst. Von den Gesprächen her über die Möglichkeiten hier im BORUSSIA-PARK bis hin zu den sportlichen Perspektiven. Nicht zuletzt natürlich das Internat und Familie Lintjens, die sich hier toll um alle Talente kümmern. Es hat einfach im Gesamten gestimmt.
Fohlen-Hautnah: Gab es in der bisherigen Zeit bei dir den Gedanken, mal gänzlich etwas anderes zu machen?
Moritz Nicolas: Der Plan war es immer, hier zu bleiben. Das liegt natürlich nicht nur an mir. Aber das ist immer mein Wunsch gewesen.
Fohlen-Hautnah: Du hast immer an dich geglaubt und gesagt, dass du eines Tages bei Borussia die Nummer eins sein möchtest. Das hast du jetzt geschafft. Musst du dich ab und an dennoch kneifen, dass du aktuell quasi deinen Traum lebst?
Moritz Nicolas: Als kleiner Junge wollte ich schon immer Fußballprofi werden. Von daher kann man das schon sagen: Es ist ein Privileg, für Borussia spielen zu dürfen.
Fohlen-Hautnah: Dazu, dass dieser jetzt in Erfüllung gegangen ist, dürften neben der nötigen Portion Glück und harte Arbeit auch die erfolgreichen Leihen in Kerkrade und bei Viktoria Köln beigetragen haben…
Moritz Nicolas: Für mich war es wichtig auf Spielzeit zu kommen und Erfahrung auf den Platz zu sammeln. Aus jeder Leihe kann ich etwas rausziehen. Du suchst dir überall deine Punkte und nimmst überall was mit. Von daher war jede Leihe ein wichtiger Schritt.
Fohlen-Hautnah: Was hast du denn gedacht/gefühlt, als du nach den tollen Leistungen in der letzten Saison wieder auf die Bank musstest und hast du damit gerechnet, so schnell wieder zwischen den Pfosten zu stehen?
Moritz Nicolas: Letztes Jahr hätte ich natürlich gerne zu Ende gespielt. Jeder will immer spielen. Es war die Entscheidung des Trainers, und die gilt es zu akzeptieren.
Fohlen-Hautnah: In deiner Zeit hattest du eine Vielzahl von Torwarttrainern. Würdest du zustimmen wenn man sagt, dass dich Uwe Kamps und Fabian Otte mit am weitesten entwickelt haben?
Moritz Nicolas: Natürlich waren Uwe und Fabi essenziell für meine Entwicklung. Fabi gerade im letzten Jahr. Uwe hat mich in der Jugend hier hin geholt und war der Profi Torwarttrainer, als ich aus der Jugend hochgekommen bin. Ich tausche mich nach wie vor gern mit ihm aus. Von daher haben die beiden großen Anteil an meiner Entwicklung – genau wie unser aktueller Torwarttrainer André Wachter.
Fohlen-Hautnah: Apropos Entwicklung. Auch du hast dich in all den Jahren natürlich weiterentwickelt. Du hast Oliver Kahn als dein Vorbild genannt. Wie viel Oliver Kahn steckt denn schon in Moritz Nicolas und wo siehst du selbst noch Verbesserungspotenzial?
Moritz Nicolas: Ich bin ein anderer Typ als Oliver Kahn. Oliver Kahn hat schon polarisiert. Was mich aber als Kind fasziniert hat, war sein Ehrgeiz, immer besser werden zu wollen. Das habe ich für mich auch verinnerlicht.
Fohlen-Hautnah: Neben deiner Profi-Karriere absolvierest du aktuell das Studium „Sportbusiness Management“. Wie ist das genau mit Profi-Fußball in Einklang zu bringen und deutet das darauf hin, dass du nach deiner aktiven Zeit im Fußball bleiben möchtest? Und wenn ja, in welchem Bereich?
Moritz Nicolas: Für mich war es einfach relevant, neben dem Fußball etwas parallel zu machen, um mich im besten Fall auf das spätere Leben vorzubereiten. Ich habe hier noch keine konkreten Pläne. Ich glaube aber, dass ein abgeschlossenes Studium später helfen wird.
Fohlen-Hautnah: Apropos Privatmensch. Wie ist denn Moritz Nicolas abseits des Platzes, was macht er in seiner wenigen Freizeit, was hört er für Musik?
Moritz Nicolas: Ich höre alles Querbeet, nichts spezielles. Sowohl 80er, 90er und 2000er als auch Hip Hop und RNB. Dann schaue ich mir sehr gerne die NFL an, also American Football. Ich finde die Dynamik in diesem Sport faszinierend.
Fohlen-Hautnah: Mitunter haben Torhüter auch ein Ritual? Hast du etwas, was du vor jedem Spiel immer machst und bist du abergläubisch?
Moritz Nicolas: Ich würde es weniger Ritual nennen als vielmehr normale Abläufe. Ich habe zum Beispiel ein Mobilisierungs-Programm, das immer identisch ist.
Fohlen-Hautnah: In den letzten Partien ist die geforderte Stabilität zurückgekommen. Du hast in den letzten fünf Spielen lediglich fünf Gegentore hinnehmen müssen. Auch mit nur 18 Gegentoren seid ihr in dieser Statistik oben dabei. Daran bist auch du mit deinen starken Paraden verantwortlich. Worin liegen die Gründe deiner Meinung nach, dass es im Defensivverbund wieder so gut läuft?
Moritz Nicolas: Als Mannschaft haben wir diesbezüglich einen großen Schritt nach vorne gemacht. Wir verteidigen viel geschlossener. Das fängt ganz vorne an und zieht sich bis hinten durch. Letztes Jahr haben wir viel zu viele Großchancen zugelassen. Dieses Jahr bekommen wir es besser verteidigt und lassen deutlich weniger zu. Das spiegelt sich dann auch in den Gegentoren oder Großchancen wider.
Fohlen-Hautnah: Es ist nicht mehr lange bis zum Weihnachtsfest. Wie verbringt Moritz Nicolas denn den kurzen Weihnachtsurlaub?
Moritz Nicolas: Ich feiere Weihnachten ganz entspannt mit meiner Familie, ganz gediegen und ruhig. Grundsätzlich wären wir dieses Jahr gerne im Schnee in den Bergen gewesen. Das hat sich leider nicht ergeben. So ist es die Sonne geworden. Aber die nehmen wir auch gerne.
Fohlen-Hautnah: Bis dahin sind noch zwei Spiele zu absolvieren. Was habt ihr euch für die Partien bis zur Winterpause vorgenommen und was denkst du, ist möglich?
Moritz Nicolas: Wir wollen noch gut punkten. Das Heimspiel wollen wir auf jeden Fall gewinnen. In Hoffenheim wollen wir auch punkten und dann bin ich gespannt, wie wir dastehen.