
Jan Olschowsky gehört bei Borussia Mönchengladbach zu den Kandidaten, die eines Tages Yann Sommer zwischen den Pfosten beerben könnten. Im Interview mit unserer Redaktion spricht der Jung-Profi unter anderem über seine ‚Verbindung‘ zu Oliver Kahn, seine bisherige Zeit bei Borussia, sich als Typ Torwart und seine Ziele.
Fohlen-Hautnah: Jan, das Spiel der U23 gegen Schalke wurde abgesagt, nachdem es bereits verschoben wurde. Wie geht man damit als Spieler um beziehungsweise inwiefern beeinträchtigt das den Spielrhythmus?
Jan Olschowsky: Unter der Woche bereiten wir uns immer akribisch auf die Spiele vor, wenn diese dann ausfallen, beeinträchtigt das natürlich schon den Rhythmus. Aktuell macht uns das Wetter aber nun mal einen Strich durch die Rechnung. Der Rasen im Grenzlandstadion ist bei den aktuellen Verhältnissen sehr schwer von Schnee und Eis zu befreien, auch der FohlenPlatz fällt den Witterungsverhältnissen zum Opfer. Uns stünde zwar auch ein Kunstrasenplatz zur Verfügung, aber auch der ist aktuell gefroren. Dennoch sind wir auch in der Vergangenheit mit dieser Situation gut umgegangen und werden das auch jetzt wieder tun. Wir werden wieder in den Rhythmus finden und weiter unsere Punkte holen.
Fohlen-Hautnah: Apropos: Nach 23 Spielen stehen in der Regionalliga 38 Punkte auf der Habenseite und ihr rangiert aktuell auf Platz 7. Spiegelt diese Ausbeute das wider, was ihr euch vorgenommen habt und was ist für euch in dieser Spielzeit noch möglich?
Jan Olschowsky: Ich glaube, dass die Hinrunde nicht einfach für uns war. Wir hatten einige Corona-Fälle innerhalb der Mannschaft, waren zwei Wochen in Quarantäne und konnten nicht trainieren. Deshalb denke ich, dass wir mit dem aktuellen Tabellenstand zufrieden sein können, wenngleich wir natürlich immer so weit wie möglich oben mitspielen wollen. Zudem haben wir einen jungen Kader, viele Spieler könnten noch in der U19 spielen. Insgesamt glaube ich, können wir zufrieden sein. Aber in unserem Spiel haben wir sicherlich noch Luft nach oben.
Fohlen-Hautnah: Du sprichst die vielen jungen Spieler in der U23 an. Sicherlich muss sich die Mannschaft auch erstmal einspielen. Zudem hat Heiko Vogel ja auch des Öfteren mit wechselndem Personal zu tun…
Jan Olschowsky: Absolut. Unsere Startelf variiert zum Teil sehr stark, zuletzt haben zum Beispiel auch Jordan Beyer und Andreas Poulsen bei uns mitgespielt. Da ist es für den Trainer schwer, eine feste Stammelf sich einspielen zu lassen. Es kann teilweise etwas schwierig, sich immer auf die neuen Spieler einzustellen, aber das klappt schon sehr gut.
Fohlen-Hautnah: Apropos U23: Wie wichtig ist es für Dich und Deine persönliche Entwicklung, dass Du unter Heiko Vogel immer wieder zum Einsatz kommst?
Jan Olschowsky: In meinem Alter ist es sehr wichtig, so oft es geht, zu spielen. Für mich ist aber auch das Training bei den Profis sehr wichtig. Ich versuche dort immer, mein Bestes zu geben und möglichst viel für meine Entwicklung mitzunehmen. Aber ein Training kann die Spielpraxis natürlich nicht ersetzen. Im vergangenen Jahr hatten wir durch die Corona-Pandemie lange Zeit keine Spiele. Da waren wir froh, dass wir in den durch die vielen Spielabsagen später daraus resultierenden Englischen Wochen viel Spielpraxis sammeln konnten.
Fohlen-Hautnah: Für einen jungen Spieler ist es natürlich wichtig, viel Einsatzzeit zu bekommen. Ist es für einen Torwart noch ein Stück weit bedeutsamer, das Vertrauen des Trainers zu bekommen?
Jan Olschowsky: Ich glaube schon, dass der Torwart eine gesonderte Rolle im Team einnimmt. Wenn man das Vertrauen des Trainers spürt und regelmäßig spielt, ist das natürlich sehr gut.
Fohlen-Hautnah: Du hast im letzten Sommer einen Profivertrag bis 2023 unterschrieben. Wie wichtig war die Unterschrift für Dich und was strebst Du in dieser Zeit bei Borussia an?
Jan Olschowsky: Ich denke, dass ich mir das durch meine Leistungen im Jahr zuvor ein Stück weit verdient hatte. Vor allem das Training mit den Profis hat mir sehr geholfen. Da habe immer versucht, mich einzubringen. Für die aktuelle Saison habe ich mir vorgenommen, mich weiterzuentwickeln und immer mehr an die Mannschaft und die anderen Torhüter heranzurücken. Das Wichtigste sind dann die Spiele, auf die ich mich Woche für Woche sehr gut vorbereite. Ich möchte meine bestmögliche Leistung bringen.
Fohlen-Hautnah: Was ist Borussia bisher für Dich und welchen Stellenwert hat der Verein?
Jan Olschowsky: Ich bin schon seit elf Jahren im Verein. Borussia ist deutlich mehr als ‚nur‘ ein Verein für mich, der Klub ist wie eine zweite Familie geworden. Auf der Geschäftsstelle und dem Trainingsgelände kenne ich gefühlt alle Personen. Ich fühle mich dem Verein sehr verbunden und hier sehr wohl. Ich bin Fan von dem Verein und fühle mich nicht nur als Angestellter.
Fohlen-Hautnah: Aktuell ist Yann Sommer noch die Nummer eins, ausgestattet mit einem Vertrag bis 2023. Könntest Du ihn danach sogar als Nummer eins beerben?
Jan Olschowsky: Über solche Dinge mache ich mir aktuell keine Gedanken. Ich weiß, wie schnell es im Profigeschäft gehen kann. Und in Tobias Sippel hat Borussia außerdem eine starke Nummer zwei hinter Yann Sommer. Ich muss abwarten, lasse mich aber nicht aus der Ruhe bringen. Wenn der Tag kommt und ich gebraucht werde, möchte ich da sein. Bis dahin möchte ich auf mich aufmerksam machen und mich bestmöglich vorbereiten.
Fohlen-Hautnah: Moritz Nicolas ist aktuell nach Osnabrück ausgeliehen, dort hat er in der 2. Liga noch kein Spiel absolviert. Gab es bei Dir keine Überlegungen verliehen zu werden und bekräftigt Dich der Blick auf Moritz, dass du alles richtig gemacht hast?
Jan Olschowsky: Seine Situation ist aktuell etwas unglücklich. Das erste Jahr bei Union Berlin ist für ihn nicht wie gewünscht verlaufen, er hat dort nur ein Spiel absolviert. Der Aufstieg von Union hat ihm vielleicht nicht ganz so in die Karten gespielt, denn dadurch ist der damalige Stammtorhüter Rafał Gikiewicz in Berlin geblieben. Dass er bei Osnabrück auch nicht spielt, ist für ihn umso bitterer. Als Torwart ist es immer wichtig, dass man regelmäßig zum Einsatz kommt. Für mich persönlich kam eine Ausleihe bisher nicht infrage. Ich möchte zunächst in der Regionalliga bei der U23 meine Leistung festigen und mich auf ein höheres Niveau bringen. Ich denke aber, dass sich der Verein und ich dann in der Zukunft vielleicht auch Gedanken über eine Ausleihe machen, damit ich in meiner Entwicklung den nächsten Schritt machen kann.
Fohlen-Hautnah: Apropos Nicolas. Bei Borussia hält man große Stücke auf ihn. Bei Dir ist das ähnlich. Wie ist Dein Verhältnis zu ihm und stellst Du Dich womöglich auf einem Zweikampf für die zukünftige Nummer eins der Borussia ein?
Jan Olschowsky: Aktuell mache ich mir auch darüber keine Gedanken. Wir schreiben uns ab und an mal. Wir haben bisher noch nicht zusammengespielt, deshalb ist der Kontakt nicht ganz so eng. Grundsätzlich denke ich aber noch nicht an einen Zweikampf, so etwas ist noch in weiter Ferne.
Fohlen-Hautnah: Was hat man Dir in diesem Zusammenhang für eine Perspektive bei Deinem Profivertrag mit auf den Weg gegeben?
Jan Olschowsky: Ich glaube schon, dass mir bei Borussia alle Türen offen stehen. Aber am Ende des Tages beeinflusse ich durch meine Leistungen ein Stück weit selber, was ich erreiche. Ich kann nur jeden Tag mein Bestes geben und die Spiele erfolgreich gestalten. Dann wird alles andere von alleine kommen.
Fohlen-Hautnah: Wie ist denn Dein Verhältnis zu Yann Sommer, was bringt er mit und was kannst Du von ihm lernen?
Jan Olschowsky: Ich verstehe mich super mit Yann. Mit ihm kann man immer ein Wort wechseln. Er hat immer ein offenes Ohr und gibt einem Tipps und gute Ratschläge. Natürlich kann man sich von so einem Top-Torhüter das eine oder andere abschauen. Dennoch ist es wichtig, dass man sein eigenes Spiel behält.
Fohlen-Hautnah: Bei Borussia sind Uwe Kamps und Steffen Krebs für die Torhüterausbildung zuständig. Wie ist das Training unter ihnen und in welchen Punkten hat es Dich schon weitergebracht?
Jan Olschowsky: Steffen hat viel Neues ins Torwarttraining und das gesamte Trainerteam eingebracht. Die beiden ergänzen sich super, das läuft sehr gut. Mit Uwe bin ich ohnehin im ständigen Kontakt, wir trainieren auch sehr viel individuell. Er bringt mich in vielen Bereichen weiter. Steffen hat mir in Eins-Gegen-Eins-Situationen sehr geholfen. Insgesamt bringen mich beide in allen Bereichen weiter.
Fohlen-Hautnah: Gibt es Rückmeldungen und Analysen von und mit Uwe Kamps nach deinen Einätzen?
Jan Olschowsky: Es ist oft so, dass wir nach Spielen telefonieren, teilweise auch noch am gleichen Tag. Er macht dann mit mir Videoanalysen, manchmal übernimmt das aber auch der Torwarttrainer der U23.
Fohlen-Hautnah: Du warst im Sommer mit den Profis im Trainingslager: Wie war die Zeit für Dich und wie sehr unterscheidet sich das Prozedere bei den Profis von dem bei der U23?
Jan Olschowsky: Die Zeit dort war super, weil in Jordi Bongard, Conor Noß und Kaan Kurt weitere junge Spieler dabei waren. Auch beim Essen war das immer eine ganz gute Runde (grinst). In so einer langen Zeit gewöhnt man sich immer mehr an die Mannschaft und wächst dann auch ins Team rein. Ich denke, der größte Unterschied auf dem Platz ist das Spieltempo. Technisch sind die Unterschiede nicht sehr groß, aber an das Tempo muss man sich definitiv erst gewöhnen.
Fohlen-Hautnah: Gibt es in der Spiel Vor- oder Nachbereitung große Unterschiede zur U23?
Jan Olschowsky: Aktuell auf jeden Fall, das ist aber der Corona-Pandemie geschuldet. Mit der U23 haben wir keinen ‚normalen‘ Trainingsbetrieb, die Treffen vor den Einheiten sind nicht möglich. Zwar sieht man sich in Gruppen im Kraftraum, aber mit den Profis ist das nicht zu vergleichen, dort ist alles noch professioneller. Das ist aber meiner Meinung nach ganz normal.
Fohlen-Hautnah: Erzähl uns etwas über Dein Torwartspiel: Was bist Du für ein Typ, wo liegen Stärken und Schwächen…
Jan Olschowsky: Man kann immer in allen Bereichen an sich arbeiten. Ich bin auch kein großer Fan davon zu sagen, dass ich mich auf bestimmte Bereiche konzentriere, sondern vielmehr auf das Gesamtpaket. Ich versuche mich immer zu verbessern. Insgesamt denke ich, dass ich ein schon recht kompletter Torwart bin: gut mit dem Ball am Fuß, aber auch stark auf der Linie. Ich sehe aktuell keine große Schwäche an der ich explizit arbeiten muss, sondern ich versuche mich generell in allen Bereichen weiter zu verbessern.
Fohlen-Hautnah: Was machst Du abseits des Platzes ganz gerne, was hast Du für Hobbys, was hörst Du für Musik? Erzähle uns ein wenig über Dich…
Jan Olschowsky: Ich bin ein Fan von gutem Essen. Ich gehe sehr gerne ins Restaurant. Bei der Musik bin ich sehr vielfältig. Ich höre das, was mir gefällt. Über den Tag verteilt höre ich zwar viel Musik, spiele aber auch gerne PlayStation, so wie viele Menschen in meinem Alter. Ansonsten treffe ich mich gerne mit Freunden und genieße die Zeit mit ihnen. Das fehlt mir aktuell auch sehr.
Fohlen-Hautnah: Junge Spieler haben mitunter Vorbilder. Ist das bei Dir auch so?
Jan Olschowsky: In meinem Fall kommt man nicht um Marc-André ter Stegen herum. Er hatte bei Borussia einen ähnlichen Werdegang wie ich bisher. Daher ist Marc sicherlich ein Vorbild für mich. Aber für mich ist und bleibt Gianluigi Buffon der beste Torhüter.
Fohlen-Hautnah: Ist es auch ein Traum von Dir, wie Marc-André, eines Tages Dein Trikot im Kabinengang aufhängen zu können?
Jan Olschowsky: Natürlich. Als ich damals in die U9 von Borussia gekommen bin, hatten alle U-Mannschaften ihre Kabine in einem Gang. Von der U9 bis zur U19 ist man immer eine Kabine näher an die Profis herangerückt. Deshalb hat man immer die Trikots gesehen. Seitdem ist es ein Traum von mir, dort auch mal mein Trikot aufhängen zu können.
Fohlen-Hautnah: Wie kam es eigentlich dazu, dass Du Dich zwischen die Pfosten gestellt hast?
Jan Olschowsky: Das hat seinen Ursprung bei der WM 2006 in Deutschland beim Spiel um Platz drei. Dort stand Oliver Kahn zwischen den Pfosten, zuvor hatte immer Jens Lehmann gespielt. In diesem Spiel hat mich Oliver Kahn so überzeugt, er hat mir so gefallen, dass ich danach Torwart werden wollte. Mein erstes Spiel für meinen Heimatklub SV Glehn (Fußballklub aus Korschenbroich, Anm. d. Red.) habe ich dann tatsächlich auch im Tor und mit einem Oliver Kahn-Trikot gemacht. Also man kann sagen: Oliver Kahn war es, der mich ins Tor gebracht hat.
Fohlen-Hautnah: Mit Deinem erfolgreich abgelegten Abitur in zwei Sprachen hast Du bereits für den Fall der Fälle vorgesorgt. Was würdest Du machen wollen, wenn es mit dem „richtigen“ Durchbruch als Profi nicht klappen sollte?
Jan Olschowsky: Ich habe mir immer Gedanken darüber gemacht, deshalb habe ich das Abitur auch durchgezogen. Dass ich das gemacht habe, habe ich letztlich auch meinen Eltern zu verdanken, die mir dazu geraten haben. Nach der Schulzeit habe ich mich aber auch immer weiterentwickelt. Ich schaue nicht nur auf den Fußball, wenngleich der Fußball für mich immer Priorität hat.
Fohlen-Hautnah: Hast Du in diesem Zusammenhang einen Karriereplan, bei dem Du bis zu einem bestimmen Jahr etwas erreicht haben möchtest?
Jan Olschowsky: So etwas ist schwer zu prognostizieren, weil im Profifußball so viel passieren kann. Ich glaube, dass man sich keinen festen Zeitkorridor setzen kann. Es gehört auch eine Portion Glück dazu und man muss zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Dass ich irgendwann etwas erreichen will, ist klar. Aber es muss jetzt nicht direkt im nächsten oder übernächsten Jahr passieren, wenn es nicht geht. Ich bleibe einfach weiter dran und will mich weiterentwickeln. Dann kommt alles andere von alleine.