Polanski fordert andere Haltung: »Fans wollen, dass sich Mannschaft zerreißt«

Borussias neuer Trainer Eugen Polanski auf seiner ersten Pressekonferenz. Foto: Dirk Päffgen

Eugen Polanski hat eine schwere Aufgabe. Nach saisonübergreifend zehn sieglosen Spielen möchte er Borussia zurück auf die Siegerstraße bringen. Mit Leverkusen wartet bei seinem Liga-Debüt als Trainer ein harter Brocken. Dennoch sah der neue Mann an der Seitenlinie in seinen turbulenten ersten Tagen schon positive Ansätze. 

Die erste Pressekonferenz brachte Polanski am Donnerstagnachmittag erfolgreich hinter sich. Es war fast schon erfrischend, wie der 39-Jährige auftrat: Munter, offen, gelegentliche Scherze mit den Journalisten und seine lockere, aber bestimmende Art. Rund um den Borussia-Park wehte ein frischer Wind. Das ist nach dem miserablen Liga-Start auch dringend notwendig. 

Neue Eindrücke für den ehemaligen U23-Trainer

Seine ersten Trainingseinheiten vor dem Spiel gegen Leverkusen sind geschafft und es geht nun darum, den Fohlen wieder Selbstvertrauen zu vermitteln. »Es ist eine sehr homogene Truppe, die unbedingt will. Viele Spieler kenne ich schon länger, manche habe ich sogar selbst schon trainiert. Das ist ein großer Vorteil, um schnell ein Gefühl für die Mannschaft zu bekommen. Ich habe bislang noch kein Problem erkannt, das nicht lösbar wäre. Die Jungs ziehen extrem gut mit, sind offen und arbeiten mit. Was ich von den Jungs erwarte, sind 100 Prozent – in jedem Training, bei jeder Einheit und in jedem Spiel«, sagte Polanski. 

Dass der frühere Spieler und etatmäßige U23-Trainer der Borussen nun überhaupt seine Chance erhält, kam für ihn etwas überraschend. »Dem Verein bin ich sehr dankbar dafür, dass er mir diese Chance gibt. Natürlich ist es für mich besonders, weil ich hier aufgewachsen bin, hier gespielt habe und nach meiner Karriere auch das Trainersein erlernen durfte. Am Montagnachmittag habe ich erfahren, dass ich das Amt übernehmen darf. Ab diesem Zeitpunkt ist extrem viel auf mich eingeprasselt und ich musste vieles organisieren, sei es das Treffen mit dem Staff oder mit dem Spielerrat, das Verteilen von Aufgaben bis hin zum Festlegen von Trainingsinhalten. Wir mussten schnell Klarheit schaffen, weil es das Wichtigste für die Spieler ist. Und das ist uns, denke ich, bislang sehr gut gelungen«, gab Polanski Einblicke in seine vergangenen Tage. 

Endet der Fluch in Leverkusen? 

Auch, wenn sich Polanski ‚bis auf Weiteres‘ als Profitrainer beweisen darf, stellt er seine Bedürfnisse hinten an. Denn er machte klar, dass es »nicht um den Eugen-Polanski-Fußball, sondern um den Fußball von Borussia Mönchengladbach geht. Wir wollen gemeinsam Prinzipien entwickeln, mit und gegen den Ball aktiv sein, die Mitte besser kontrollieren und mutig nach vorne attackieren. Es bringt aber nicht viel, dass alles einzufordern. Wir müssen uns diese Dinge gemeinsam im Training erarbeiten. Am Ende zählt, dass wir eine gemeinsame Idee vom Fußball haben und diese auf dem Platz umsetzen.«

Wie gut das schon nach wenigen Tagen funktioniert, wird man am Sonntagnachmittag in Leverkusen sehen und bewerten dürfen. Mit dem Auswärtsspiel bei Bayer erwartet Polanski bei seinem Trainer-Debüt in der Bundesliga alles andere als eine leichte Aufgabe. Zumal die Leverkusener sich kürzlich auf dem Trainerposten neu aufstellten und möglicherweise eine noch unbekannte Komponente sind. »Die Leverkusener sind trotz ihres großen Umbruchs eine Top-Mannschaft. Sie haben sich zuletzt wieder stabilisiert. Wenn ich Bundesliga-Trainer sein will, muss ich auch Bundesliga-Gegner akzeptieren. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass wir in der BayArena bestehen können, wenn wir unsere Prinzipien mit Leidenschaft und Klarheit umsetzen. Mein Job ist es, die Richtung vorzugeben, aber umsetzen müssen es die Jungs auf dem Platz«, blickte Polanski auf den kommenden Gegner. 

Polanski fordert andere Körpersprache 

Dabei stehen die Vorzeichen für die Gladbacher alles andere als gut: In den letzten elf Liga-Duellen gab es keinen Sieg gegen die Werkself. Neunmal verließen die Fohlen sogar als Verlierer den Platz. Hinzu kommt eben die Hypothek, dass Borussia saisonübergreifend nun schon seit zehn Spielen auf einen Sieg wartet – so lange wie letztmals zuvor vor 17 Jahren. 

Deshalb fordert Polanski von seien Schützlingen auch wieder eine andere Körpersprache und Mentalität als zuletzt. »Fußballspiele werden oft durch Details im taktischen und technischen Bereich entschieden, aber die Leidenschaft ist die Basis von allem. Das gilt auf und neben dem Platz. Unsere Fans möchten Leidenschaft sehen, sie wollen, dass die Mannschaft sich zerreißt. Wenn der Funke überspringt, hat das hier im Stadion oder auch auswärts eine riesige Wirkung. Unser Ziel muss immer sein, unseren Fans etwas zurückzugeben«, nahm er seine Mannschaft in die Pflicht.