Rob Friend erzielte insgesamt 28 Tore für die Borussen und war einer der Aufstiegs-Helden. Foto: Dirk Päffgen
Zwischen 2007 und 2010 spielte Rob Friend bei Borussia. Der Kandier hatte maßgeblichen Anteil daran, dass die Fohlen wieder in die Bundesliga aufstiegen. Mittlerweile lebt der 41-Jährige wieder in seiner Heimat Kanada und ist dem Fußball erhalten geblieben. Im Interview mit unserer Redaktion spricht er über seine Zeit bei Borussia, aber auch über interessante Geschäftsmodelle rund um den Fußball. Denn: Friend ist mittlerweile Geschäftsführer des Pacific FC und investiert in die kanadische Liga.
Fohlen-Hautnah: Rob, mit Roland Virkus hat Borussia einen Nachfolger für Max Eberl gefunden. Wie bewertest Du das aus der Ferne – Ist er der richtige für den Posten des Sportdirektors?
Rob Friend: Das ist schwer zu sagen, weil keine tieferen Einblicke in den Verein habe. Aber er kennt den Verein und die Leute, die dort arbeiten, das hilft auf jeden Fall.
Fohlen-Hautnah: Es ist nun schon eine Zeit lang her, dass Du die Borussia verlassen hast. Seit dem ist im Klub sehr viel passiert. Hast Du das Geschehen verfolgt und wie bewertest Du die Entwicklung des Klubs, auf und neben dem Platz?
Rob Friend: Natürlich verfolge ich die Spiele. Ich war seitdem auch schon einige Male mit meiner Familie im Borussia-Park. Der Klub hat sich sehr gut entwickelt, in den letzten Jahren hat man viele gute Spieler verpflichtet. Im Verein war alles intakt, das hat mir sehr gut gefallen. Max Eberl hat in den letzten Jahren einen tollen Job gemacht und sehr viel investiert. Der Nachfolger von ihm zu sein, ist eine große Herausforderung.
Fohlen-Hautnah: Was war generell Borussia für Dich und was ist Dir aus dieser Zeit besonders in Erinnerung geblieben?
Rob Friend: Wenn mich Leute nach der besten Zeit meiner Karriere fragen kann ich definitiv behaupten, dass das die Zeit bei Borussia war. Das war definitiv die beste Zeit in meiner Karriere. Wir hatten hochtalentierte Spieler wie Marc-André ter Stegen oder Marco Reus in unserer Mannschaft. Es war ein Fehler von mir, den Verein damals zu verlassen, aber so ist das Leben. Borussia ist der Klub, der in meinem Herzen ist und mir am meisten bedeutet. Selbst mein Sohn, der zwölf Jahre ist, weiß, wie sehr mir Borussia am Herzen liegt.
Fohlen-Hautnah: Zweifelsohne gehörst Du zu den Aufstiegshelden von 2008, dafür verehren Dich die Fans und haben Dich in bester Erinnerung. In welcher Erinnerung hast Du die Borussia-Fans?
Rob Friend: Die Fußballkultur in Deutschland ist einzigartig. Hier in Kanada hinken wir da natürlich noch ein großes Stück hinterher. Die Fans in Deutschland sind möglicherweise die besten auf der Welt, sie spielen eine große Rolle. In der zweiten Liga haben uns die Fans sehr gepusht und auch sicherlich zum Aufstieg verholfen. Was ich auch noch bemerkenswert finde ist die Tatsache, dass die Fans eine große Wertschätzung gegenüber Spielern haben, die alles für den Verein geben. Das hat mich sehr beeindruckt. Je mehr ich auf die Zeit zurückblicke, desto mer bedeutet sie mir auch.
Fohlen-Hautnah: Hast Du noch Kontakt zum Klub oder ehemaligen Spielern und schaust Du noch auf das, was der Klub so macht?
Rob Friend: Zu Steffen Korell habe ich noch etwas Kontakt. Als ich vor einigen Jahren am Borussia-Park war habe ich auch mit Hans Meyer und Stephan Schippers gesprochen. Tony Jantschke und Patrick Herrmann spielen immer noch im Verein, das ist Wahnsinn. Als Spieler hat man seine Mannschaftskameraden fürs Leben, deshalb kann ich sie jederzeit anrufen. Mit Michel Bradley habe ich auch noch viel Kontakt, hier hat sich eine Freundschaft entwickelt.
Fohlen-Hautnah: Du sprichst Hans Meyer und Stephan Schippers an, aber auch Max Eberl. Wie wichtig ist es für einen Verein, das die Verantwortlichen über viele Jahre an Bord sind?
Rob Friend: Das ist sehr wichtig. Sie sorgen für Stabilität, die ist extrem wichtig für jeden Verein. Jeder Verantwortliche hat eine unterschiedliche Mentalität und Auffassung. Deshalb ist es wichtig, dass diese über viele Jahre möglichst gleich bleibt. All diese Verantwortlichen kennen den Verein. Borussia hat eine große Identität, die vom Präsidium und der Geschäftsführung gelebt wird.
Fohlen-Hautnah: Jüngst hat Max Eberl dem Klub auf Auflösung seines Vertrages gebeten. Hast Du das mitbekommen und wie hast Du das wahrgenommen?
Rob Friend: Ich kann mir nur im entferntesten Sinne vorstellen, wie stressig der Job für Max gewesen sein muss. Ich besitze zwar meinen eigenen Verein, aber die Tragweite ist eine komplett andere. Stress ist absolut menschlich und keine Schande. Für Max war das kein Job, sondern sein Leben, er hat alles für Borussia gegeben. Deshalb ist es wichtig, dass er nun einen Schritt zurück macht und sich eine Auszeit nimmt. Er hat einen fantastischen Job gemacht und ich glaube, er hatte an sich selbst auch die höchsten Ansprüche, das zerrt an einem Menschen. Ich bin mir sicher beziehungsweise ich hoffe, dass er irgendwann zum Verein zurückkehrt.
Fohlen-Hautnah: Aktuell bist Du CEO vom Pacific FC und Mitgründer von SixFive Sports & Entertainment LP. Mit dem PFC bist Du jüngst kanadischer Meister geworden. Eine tolle Sache. Welche Vision und Ziele verfolgst Du mit der Canadian Premier League und SixeFive Sports?
Rob Friend: SixeFive Sports ist eine Investmentgruppe, die ich mit einigen anderen gegründet habe. Wir investieren nun in verschiedene Fußballvereine. Vor drei Jahren haben wir damit angefangen. Wir investieren auch in die Canadian Premier League. Es ist eine große Herausforderung, in eine Liga und in einen Klub zu investieren. Das Investment war sehr groß und wir haben mit dem Klub und anschließend der Liga begonnen. Wir wollen den Fußball und die Liga hier entwickeln. Außerdem ist es ein Ziel, dass die besten Spieler aus Kanada in unserer Liga spielen. Außerdem wollen wir auch mehr Fans in die Stadien bringen und eine Fußballkultur entwickeln. Mit unserer Gruppe investieren wir aktuell auch in den zweiten Verein, Vancouver. Im Gegensatz zu Europa ist das natürlich ein komplett anderes Geschäftsmodell, denn dort darf man pro Liga nur in einen Verein investieren. In den nächste Jahren habe ich also genug Arbeit…
Fohlen-Hautnah: Wie denken denn die anderen Vereine darüber, dass eurer Gruppe die Liga und zwei Vereine gehören…
Rob Friend: Wir hatten darüber eine Abstimmung und sie waren damit einverstanden. Das System hier ist aber auch ein anderes, denn allen Investoren gehört ein Teil der Liga. Alle Entscheidungen treffen wir zusammen, das unterscheidet uns sicherlich von anderen Ligen.
Fohlen-Hautnah: Welche Reichweite hat die kanadische Liga mittlerweile?
Rob Friend: Mittlerweile spielen in Kanada mehr Menschen Fußball als Eishockey oder Basketball. Sicherlich sind wir etwas spät dran, aber die MSL in Amerika ist das beste Beispiel, wie schnell eine Liga wachsen kann. Die Einwanderungsrate in Kanada ist immer noch sehr hoch und meist sind das fußballbegeisterte Menschen. Es wurde Zeit, dass Kanada eine eigene Liga hat und die Teilnahme an der Weltmeisterschaft hilft uns natürlich. Wir bauen in unserem Stadion auch eine zusätzliche Tribüne, die Nachfrage nach Tickets wird immer größer.
Fohlen-Hautnah: In welcher Liga könnte denn der Pacific FC in Deutschland ordentlich mithalten?
Rob Friend: Das ist eine gute Frage (lacht). Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir in der zweiten Bundesliga mitspielen können. Einige meiner Spieler können auch problemlos in der ersten Bundesliga mitspielen.
Fohlen-Hautnah: Gibt es einen Spieler, dem Du die Bundesliga und Borussia zutrauen würdest?
Rob Friend: Wenn es einen Spieler gibt, melde ich mich bei Borussia und Roland Virkus (lacht). Aber wenn ein Spieler zu Borussia wechselt, muss er schon herausragend sein. Wenn ich mal einen Spieler zur Borussia transferieren kann, bin ich ein glücklicher Mann.
Fohlen-Hautnah: Wie kam es generell zu der Idee, dieses Business anzugehen?
Rob Friend: Ich habe gehört, dass die Liga in Kanada wechseln soll und ich wusste, wie populär Fußball ist. Mit dem Hintergrund meiner Karriere im Fußball wollte ich unbedingt ein Teil davon sein und ich fand das Modell wahnsinnig interessant. Außerdem wird immer mehr Geld in den kanadischen Fußball investiert und wir können das in den lokalen Markt reinvestieren und den Talenten hierzulande helfen.
Fohlen-Hautnah: Wie kommt es Deiner Meinung nach dazu, dass sich Fußball immer größerer Beliebtheit erfreut und das Interesse an Sportarten wie Eishockey abflacht.
Rob Friend: Ich glaube, das ist eine Frage des Geldes. Die Erstausrüstung für Eishockey ist extrem teuer, beim Fußball braucht man bei weitem nicht so ein hohes Invest. Außerdem kommen eben auch mehr Menschen in unser Land, die letztlich auch den Fußball mitbringen. Durch diese Kombination erkläre ich mir das steigende Interesse.
Fohlen-Hautnah: Würde der Stürmer Rob Friend heute noch knipsen beziehungsweise ins heute Anforderungsprofil passen? Oder andersherum gefragt: Wie hat sich das Spiel eines Angreifers zu deiner Zeit verändert?
Rob Friend: Das Spiel hat sich sehr verändert. Die Zeit der großgewachsenen Stürmer ist vermutlich vorbei, denn heute haben die Stürmer ein komplett anderes Anforderungsprofil. Auch Steffen Korell hat in einem Gespräch mit mir moniert, dass es keine großen Stürmer mehr wie Rob Friend gibt (lacht). Die Spieler werden bereits in der Jugend ganz anders ausgebildet und sind etwas vielseitiger. Vielleicht kommen wir aber dazu, dass die Vereine wieder einen anderen Weg gehen (müssen) und wieder auf die Suche nach einem anderen Stürmertyp gehen müssen. Ich bin mir aber sicher, dass ich heute noch ein Tor erzielen würde.
Fohlen-Hautnah: Was hast Du für Zukunftspläne?
Rob Friend: Mein Projekt mit dem Vancouver Football Club beginnt nächste Saison, das wird also eine große Herausforderung für mich. Außerdem ist unsere Investmentgruppe auch an bis zu zwei europäischen Vereinen interessiert, in die wir gerne investieren möchten. Ich bin aber auch für andere Geschäftsmodelle neben dem Fußball offen. Ich hoffe auch, dass ich bald nochmal nach Europa kommen kann. An erster Stelle steht aber meine Familie mit meinen drei Kindern.
Fohlen-Hautnah: Das heißt, wir sehen Dich bald im Borussia-Park?
Rob Friend: Das hoffe ich. Die Corona-Pandemie hat natürlich nicht geholfen, aber vielleicht ist es nächste Saison endlich soweit. Sobald sich das Pandemiegeschehen etwas beruhigt hat, denke ich konkret darüber nach. Ich würde mich sehr freuen, wenn mein 12-jähriger Sohn mal in der Jugend von Borussia trainieren kann. Ihm würde das Trikot sicherlich gut stehen.
Fohlen-Hautnah: Was traust Du Borussia in der Zukunft noch zu?
Rob Friend: Fußball ist ein globaler Markt und ich denke, Borussia sollte sich hier noch etwas mehr öffnen. Der Markt außerhalb von Deutschland könnte auch für sie interessant sein. Ansonsten wäre es für den Verein natürlich großartig, wenn sie nochmal in die Champions League kommen. Aber um mit den anderen großen Klubs mithalten zu können, müssen sie kreativ werden und andere Business-Strategien für sich entdecken. Ich finde aber, das sich die Bundesliga hier generell etwas weiter öffnen muss, ohne ihre Identität und Tradition zu verlieren.