Stegemann offiziell vorgestellt: »Es geht auch um die emotionale Komponente des Vereins«

Borussias neuer Geschäftsführer Dr. Stegemann freut sich auf seine Aufgabe. Foto: Dirk Päffgen

Im Rahmen eines Pressegesprächs wurde Dr. Stefan Stegemann offiziell als neuer Geschäftsführer (CEO) von Borussia Mönchengladbach vorgestellt. Dabei äußerte sich der 61-Jährige zu seiner neuen Aufgabe, seiner eigenen sportlichen Vergangenheit und zur Transferpolitik von Borussia.

Dr. Stefan Stegemann über… 

…sein neues Amt als Geschäftsführer bei Borussia Mönchengladbach:

Wenn mir einer vor einem Jahr gesagt hätte, dass ich in dieser Funktion das Jahr 2025 beginnen werde, hätte ich gesagt, du spinnst. Ich empfinde es als große Ehre, in diesem Verein in einer Führungsposition tätig zu sein. Ich freue mich, mit meinem Kollegen, diesen Verein weiterzuentwickeln. 

… die Entstehung seiner neuen Funktion:

Wir haben lange um Stephan Schippers gekämpft. Er hat Großartiges für diesen Verein geleistet. Ich wurde gefragt, ob ich mir das vorstellen könnte. Ich habe dann eine Woche Bedenkzeit benötigt, da ich bei meinem alten Arbeitgeber dreißig Jahre gearbeitet habe. Ich bin ein loyaler Mensch. Dann fällt einem eine solche Entscheidung nicht ganz so leicht. Aber sie ist mir umso leichter gefallen, da ich hier auf Menschen treffe, die ich vorher schon kennengelernt habe und die in einer Art und Weise diesen Verein repräsentieren, die mich sehr beeindruckt. In jedem Unternehmen geht es mal auf und ab. Finanziell war 2024 wieder ein anspruchsvolles Jahr. Der Verein ist sehr solide. Aber Jahresergebnisse können immer mal schwanken. Das schwierige Jahr sieht man auch an der Transferpolitik. 

… sein Amt als Vizepräsident:

Die Vereinssatzung gibt es her, beide Ämter zu bekleiden. Ich kann mit der Situation im Augenblick gut leben. Aber die Entscheidung, wie es da weitergeht, sehe ich gar nicht so sehr in meiner Verantwortung, sondern das entscheidet das Präsidium mit dem Aufsichtsrat. So lange es keine Interessenskonflikte gibt, bin ich offen, diese Position zu behalten. Aber ich habe auch kein Problem damit, wenn sich eine andere Option auftut, die Funktion des Vizepräsidenten aufzugeben. Es ist nicht so, dass die Position eines Geschäftsführers nicht ausfüllend wäre. Es geht immer nur um das Wohl von Borussia Mönchengladbach. In diesem Dienst sehe ich mich. 

… seine sportliche Vergangenheit:

Wir spielten damals in der Landesliga in Bayern. Ich habe damals die Trainerlizenz gemacht, aber das Amt ausführen konnte ich nicht. Aufgrund meines beruflichen Werdegangs hatte ich nie die Zeit. Während meiner aktiven Zeit bei der Bundeswehr wurde man alle drei bis vier Jahre versetzt. Ich habe nie komplette Saisons spielen können. 

… die Sportkompetenz seiner Person:

Ich glaube, es schadet nicht, jemanden zu haben, mit dem man auch mal Sparring machen kann. In einem Team geht es nicht darum, Menschen zu haben, die alle das gleiche wissen. Nur wenn jemand mal nicht so kompetent ist, kann der ja mal eine gute Idee haben oder einen helfenden Aspekt reinbringen. Wenn man Spieler kauft, die einen mehrfachen Millionenbetrag kosten, dann ist das eine Investition in eine Unternehmung. Diese Investition wird natürlich von allen Seiten beleuchtet. Es schadet also nicht, dass ich ein bisschen Ahnung von Fußball habe, ohne das tiefe Wissen mitzubringen, was die Menschen, die sich mit sportlichen Aspekten in Ihrer Karriere beschäftigt haben, sich erarbeitet haben. Die Gemeinschaft macht es.

Ich fühle mich gut in der Sache, Menschen zu beurteilen und welche Mentalität sie mitbringen. Das war auch meine Aufgabe im Wirtschaftsunternehmen. Die Mentalitätsfrage ist eine offene Frage, die sich unabhängig von der Aufgabe stellt. Ob ich jetzt Fußballer bin oder bei einer Zeitung arbeite. Es ist eine Charakterfrage, welche Mentalität man mitbringt. Da habe ich viel Erfahrung machen können, wofür eine gute Mentalität stehen kann und bei wem man diese Mentalität erahnt. 

… den Rahmen oder die Sprünge, die Roland Virkus machen kann:

Ich glaube, so wie ich es auch im letzten Sommer gemacht habe: Ich würde keine Richtlinie vorgeben. Dass Borussia Mönchengladbach keinen Transfer von 35 oder 40 Millionen tätigen wird, ist auch klar. Borussias Model ist ein anderes. Es geht darum, Spieler zu kaufen, sie besser zu machen und Mehrwert zu generieren. Aber es gibt auch Spieler, bei denen Verträge auslaufen, wo sich unsere sportliche Verantwortung sehr interessiert. Man kann es nicht generell sagen. Ich würde sagen, es hängt von dem Spieler ab, ob der Spieler grundsätzlich ein Interesse hat, für Borussia Mönchengladbach zu spielen. Das ist für uns enorm wichtig. 

Wenn man an die Sommerzugänge denkt, dann kann man da sagen, sie identifizieren sich mit dem Verein. Neben den finanziellen Werten gibt es auch andere Werte, z.B. das ‚Brennen‘ für eine Aufgabe und einen Verein. Es geht auch um die emotionale Komponente des Vereins. 

Uns geht es nicht darum, durch einen medienwirksamen Transfer für Furore sorgen. Uns geht es um das Thema Nachhaltigkeit. Das tun wir nicht, um uns selbst einen Namen zu machen. Es geht darum, was können wir tun, um Borussia besser zu machen. Was kostet ein Spieler? Was leistet ein Spieler? Und mit wie viel Leidenschaft kämpft dieser Spieler für Borussia Mönchengladbach? Wenn Roland die Gespräche mit diesen Spielern führt, dann bekommt man schnell ein Gefühl dafür, ob jemand brennt oder ob er nicht brennt. Die Spieler müssen es für sich und für Borussia wollen.

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