Matthias Ginter wird mit hoher Wahrscheinlichkeit im Sommer mit der deutschen Nationalmannschaft an der Europameisterschaft teilnehmen. Danach könnte er direkt weiter nach Tokio zu den Olympischen Spielen reisen, das macht eine Regel möglich. Aber wie wahrscheinlich ist diese Konstellation?
Mit Borussia Mönchengladbach liegt Matthias Ginter nach einer bärenstarken Hinrunde voll im Soll: Die Fohlen sind mit nur zwei Punkten Rückstand auf Leipzig auf Platz zwei in der Bundesliga. Zuletzt lief es auch in der Nationalmannschaft für den 25-jährigen richtig rund, er war unter Joachim Löw eine wichtige Stütze in der Innenverteidigung. Als Krönung erzielte er in der EM-Qualifikation gegen Weißrussland auch noch sein erstes Tor; mit der Hacke.
Es gilt von daher also nur noch als Formsache, dass der Bundestrainer den Fohlen-Verteidiger auch für die anstehende EM nominiert, denn Löw kann auf Ginter nicht verzichten. Doch für den Nationalspieler könnte nach dem Turnier noch eine weitere Aufgabe auf ihn zukommen: Olympia. U21-Nationaltrainer Stefan Kuntz kann nämlich bis zu drei Spieler in seinen Kader berufen, die nach dem 1. Januar 1997 geboren wurden. Neben Ginter gilt übrigens auch Weltmeister Christoph Kramer als ein heißer Anwärter.
Aber würde Borussia Ginter in solch einem Fall überhaupt ziehen lassen? »Ich war zwar bisher bei keinen Gesprächen dabei, aber meines Wissens soll kein Spieler beide Turniere absolvieren«, meinte Max Eberl auf Nachfrage in Jerez. Tatsächlich würde Ginter den Fohlen bei einer Olympia-Teilnahme in der kompletten Vorbereitung fehlen. Sollte Deutschland nämlich ins EM-Finale kommen (12. Juli), muss Ginter direkt zur Olympia-Auswahl reisen. »Ich glaube aber schon, dass die Priorität auf der Europameisterschaft liegt«, meint der 25-Jährige.
Das Fussballturnier von Tokio findet vom 23. Juli bis zum 8. August statt. Danach müsste Ginter selbstverständlich erstmal Urlaub machen und würde auch den Liga-Auftakt am 21. August verpassen. »Generell wäre es möglich«, ist sich Ginter der hohen Belastung bewusst und fügte hinzu, dass es »nicht das primäre Thema ist«. Kurzfristig fiebert er ohnehin der Geburt seines Kindes entgegen, es wird voraussichtlich ein Junge. In zwei Monaten ist es endlich soweit.
Von daher macht sich Ginter »jetzt keine Gedanken, weil es nichts bringt«. Er konzentriert sich voll und ganz auf die bevorstehende Rückrunde und möchte mit den Fohlen den maximalen Erfolg erreichen, auch wenn er sich und seine Kollegen nicht als »haushohen Favoriten auf die Meisterschaft« sieht. Um 15.00 Uhr ist Borussia erstmals im Trainingslager gefordert, dann wartet mit Heracles Almelo der erste Testspielgegner in Jerez de la Frontera.