Tim Kleindienst: “Mein stärkster Fuß ist der Kopf”

Tim Kleindienst Borussia Mönchengladach im Interview am Trainingslager in Rottach Egern am Tegernsee

Tim Kleindienst im Fokus beim Pressgespräch – Foto: Dirk Päffgen

Neuzugang Tim Kleindienst sprach heute im Borussia Mönchengladbach Medien-Club unter anderen über seinen Wechsel, die Zusammenarbeit mit seinen Mannschaftskameraden, das Spiel gegen Kiel und was er im Spiel braucht um Torchancen zu erspielen.

Tim Kleindienst über:

… das Trainingslager und den Unterschied zu Heidenheim: 

Im Grunde ist es relativ gleich. Es wird hart trainiert und man ist sehr müde. Dieses Fan-Aufkommen und das Drumherum sind natürlich größer als in Heidenheim. Aber ich denke, das ist normal, weil der Klub einfach die Geschichte und auch die Größe mitbringt, die Heidenheim nicht haben kann. Am Ende sind wir hier, um Fußball zu spielen.  Es gibt nichts Schöneres, wenn man hier so eine Fanpräsenz hat. Wenn alles positiv ist, dann ist das auch schön. Aber ich glaube, es ist ja gerade für mich auch als Neuzugang schön zu sehen, dass es so ist, weil es wurde natürlich ein Stück weit angekündigt, dass hier einiges los ist. Das dann selber vor Ort zu sehen, ist schon was anderes. Ich freue mich über jeden Einzelnen, der vor Ort ist und ich hoffe, alle glücklich machen zu können. 

… Worte, die die Fans ihm sagen:

Ich höre oft, dass sie sich freuen, dass ich da bin, was mich persönlich natürlich auch riesig freut zu hören. Aber natürlich möchten sie, dass ich Tore schieße, was ich selber natürlich auch möchte. Und dass die Saison einfach eine bessere wird als die letzte. Dass dann weniger Sorgen entstehen für alle, dass ist unser Ziel. 

… den ausschlaggebenden Grund für seinen Wechsel:

Die Bemühungen, die der Verein geleistet hat, waren schon stark. Ich war ja auch schon letztes Jahr in Kontakt mit der Borussia. Da hat es dann nicht geklappt, weil ich diese Klausel nicht hatte. Dieses Jahr konnte ich sie dann nutzen.  Zudem ist es natürlich das Gesamtpaket, das Borussia Mönchengladbach mitbringt. Dieser Verein, diese Strahlkraft, diese Fanbase, das Stadion – alles was vor Ort passiert. Das ist natürlich etwas Schönes auch für uns als Spieler. Man hat viele Möglichkeiten, die man einfach nutzen kann. Das spricht auch für die Professionalität im Verein. Es wird sich um sehr viel gekümmert, es wird sehr viel abgedeckt. All das ist in diesem Fußball-Business sehr wichtig,, 

die Vorbereitung auf den Verein – Vielleicht im Vereinsmuseum:

Ich werde bestimmt irgendwann mal durchgehen. Vielleicht nehme ich meine Frau mal mit, dann lernt sie das auch gleich kennen. Aber nein. Ich hatte ich natürlich noch keine Zeit und auch nicht den Kopf, denke ich. Weil dafür brauchst du, wenn du da wirklich Lust und Laune hast, dann willst du da reingehen und da wirklich irgendwas mitnehmen.Aber wie gesagt, die Vorbereitung steht jetzt unter einem anderen Stern. 

… Aufgabe eines Stürmers

Jeder möchte, dass du Tore schießt. Und am Ende ist es mein Job, den muss ich erfüllen. Und wenn ich den nicht erfülle, dann gibt es Kritik. 

… das für ihn schwere Spiel gegen Kiel:

Das darf man nicht zu hoch hängen. Natürlich ist es nicht das Spiel, welches wir vielleicht gerne hätten. Viele kennen ja den Ansatz des Spiels nicht. In diesem Spiel war die Vorgabe, dass wir viel Ballbesitz haben sollen. Zudem kann es nicht von heute auf morgen funktionieren. Ich bin erst kurz da und die Automatismen kommen ja erst mit der Zeit. Ich muss mich mit den Spielern unterhalten. Für die ist es jettz was anderes, dass da Tim Kleindienst steht und nicht mehr Jordan. 

Wir sind ähnliche Spielertypen, aber doch auch anders. Und ich glaube, daran muss man sich erst mal gewöhnen. Ich mache mir überhaupt gar keine Sorgen. Wir werden das hinkriegen. Ich werde denen sagen, was ich brauche und gerne hätte. Die werden mir sagen, was sie gerne hätten. Und dann gucken wir, wie wir das hinkriegen. Am Ende ist das unsere Aufgabe als Mannschaft. Wenn wir wieder bei vollen Kräften sind, werden wir auch andere Spiele darbieten können

… seine Zeit bei KAA Gent und die dort nicht so erfolgreiche Zeit

Diesen Wechsel kann man nicht vergleichen. Es war auch ein Auslandswechsel. Dann hat Corona begonnen. Zudem hatte ich vier Trainer in vier Monaten. Ich glaube, dass ist eine Quote, die gibt es kaum zu übertreffen. Und es war einfach von Anfang an schwierig, weil wie gesagt, du bereitest dich vor, du kommst dahin, du hast mit dem Trainer gesprochen, der wird aber nach zwei Wochen entlassen. Dann kommt irgendein neuer, der vielleicht wieder eine komplett andere Idee hat. Am Ende ist es ein bisschen unglücklich gelaufen. Ich hätte es immer wieder so gemacht. Die haben Champions-League-Quali gespielt. Wir waren in der letzten Champions-League-Quali-Runde. Also man hätte es schaffen können. Wir haben dann Europa League gespielt. Ich habe internationale Erfahrung gesammelt. Es war nicht so schlecht. Es war eine brutale Erfahrung, die vielleicht auch nicht schlecht ist, diese in diesem Beruf mal zu erfahren. Danach kann man nur besser handeln. Ich habe auch länger darüber nachgedacht als beim Wechsel zu Gent. 

.. was er im Spiel braucht:

Ich brauche Bälle. Es kommt darauf an, dass man einen Ball in die Mitte bekommt. Aber es geht ja schon los, wo soll eine Flanke hinkommen. von wo soll sie kommen wer ist in der Mitte, wie sind da die Abläufe. Bin ich alleine ist es was anderes als wenn noch einer oder zwei Spieler da sind. Es hängt extrem von der Spielsituation ab und von wo geflankt wird. Die Jungs sind hier ein bisschen am Anschlag, zudem kommt die Hitze. Das macht es nicht leichter. Da bist du schnell am Punkt. Ich bin sehr davon überzeugt, dass wir das hinbekommen. Zur Not müssen wir Extraschichten machen. 

… den Spielertyp Tim Kleindienst und wie er Borussia helfen kann

Ich würde mich als lauffreudig, intensiv körperlichen Spielertyp beschreiben. Ich bin mit beiden Füßen gut, ich brauche da nicht groß drüber nachdenken. Mein stärkster Fuß ist der Kopf. Ich bin kein Edeltechniker. Das brauche ich aber auch nicht zu sein, weil das nicht zu meinem Spielstil passt. Ich hoffe das ich meine Intensität, die vielleicht ein bisschen gefehlt hat, hier einbringen kann.  Dann wäre es gut, wenn ich die Jungs ein bisschen mitnehmen und motivieren kann, dass es auch geil sein kann, gegen den Ball zu arbeiten. Das auch schon als Offensivspieler. Ein bisschen diese unangenehmere Mannschaft werden. Weil Fußball brauchst du den Jungs hier nicht mehr erklären. Die wissen, wie es mit dem Ball läuft. Die sind alle gut. Die spielen nicht umsonst auf diesem Niveau. Und deswegen hoffe ich mal, dass ich vielleicht auch über diese andere Schiene ein bisschen was reinbringen kann, dass wir dann einfach diese Balance entwickeln und wir einfach erfolgreicher werden. Ein bisschen Arschloch sein.

… den Trainingsstand:

In den Abläufen sind wir tatsächlich noch nicht. Es steht der Aspekt im Vordergrund, eine gewisse Grundfitness zu erarbeiten. Die rein taktische Arbeit wird jetzt folgen. Vielleicht auch mit Hinblick auf die letzten beiden Testspiele. Da wird auch nicht alles funktionieren können, weil die Zeit einfach nicht immer so ausreichend ist, dass es direkt funktioniert. Wir sind gut dabei und man merkt, dass die Jungs Bock haben. Ich glaube auch, dass die Jungs erkennen, dass es Sinn macht, gegen den Ball zu arbeiten. Je schneller du den Ball zurück hast, desto mehr Energie kannst du sparen. 

… das Spiel in Heidenheim:

Wir brauchten Mentalität, Intensität und das Läuferische natürlich, weil wir hatten nicht die Fußballer, die jetzt Gladbach hatte. Dafür haben wir das andere aber gefühlt in Perfektion beherrscht. Und deswegen sind wir auch auf Platz acht gelandet. Aber natürlich sind die Trainer unterschiedlich. Jeder Trainer hat einen anderen Ansatz. Und deswegen ist es auch immer schwierig, die zu vergleichen, weil Frank Schmidt einen anderen Ansatz hat Gerardo Seoane. Die Intensität brauchte ich bisher in jedem Verein. Ob es jetzt in Freiburg war, ob es bei Energie Cottbus oder in Heidenheim, die war immer gefragt. Vielleicht fehlte dieses Puzzleteil hier, weswegen man mich geholt hat. Ich bringe nicht die höchste fußballerische Klasse mit, aber das andere kann ich 

… das Singen vor der Mannschaft:

Das ist noch nicht passiert. Aber da muss man ganz souverän durch. Ein bisschen Wolfgang Petri und gut ist. 

Fanshop