
Vor dem Spiel gegen Hertha BSC machte Max Eberl nochmals klar, dass es ein ähnliches Modell wie in der Hauptstadt bei Borussia nicht geben wird. Zwar haben die Fohlen einen Verlust von 16,8 Millionen Euro eingefahren, stemmen aber weiterhin alles aus eigener Kraft. Bei den Transfers deutete Borussias Sportdirektor an, dass erneut Kreativität gefragt ist und der Verein auf Einnahmen aus Verkäufen angewiesen ist.
Erfolg trotz Corona-Krise
16,8 Millionen Euro Verlust im Geschäftsjahr 2020 – Die Corona-Krise hat auch Borussia Mönchengladbach wie erwartet hart getroffen. »Dass wir das Geschäftsjahr mit einem Jahresfehlbetrag von 16,8 Millionen Euro abgeschlossen haben, ist bei diesen extrem schwierigen Rahmenbedingungen als Erfolg zu verbuchen«, so Stephan Schippers bei ‚borussia.de‘. Gleichzeitig gibt er aber auch zu, dass man das als »Geschäftsführer nicht gerne sagt«.
Die wesentlichen Gründe für die Verluste liegen auf der Hand: »Es sind vor allem die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Also die in einem Zeitraum von neuneinhalb Monaten, von Mitte März bis Ende Dezember, fehlenden Zuschauereinnahmen, geringeren TV-Einnahmen und entgangenen Sponsoring- und Werbeeinnahmen, aber auch die Tatsache, dass wir keine Spieler verkauft und unseren Kader zusammengehalten haben.«
Außerdem hat auch die Champions League ihren Teil dazu beigetragen, dass sich der finanzielle Verlust im Rahmen hält. Mit dem Achtelfinale gegen Manchester City haben die Verantwortlichen am Borussia-Park nämlich nicht geplant, sodass etwas ‚zusätzliches‘ Geld in die Kassen gespült wurde. Zu Beginn der Corona-Krise im März 2020 und der Spielpause in der Bundesliga hat sich auch die Mannschaft klar positioniert und auf einen Teil ihrer Gehälter verzichtet. Das sorgte eben auch dafür, dass keine Mitarbeiter entlassen werden mussten.
Keine fremde Hilfe für Borussia
»Borussia Mönchengladbach steht für eine bestimmte Haltung. Für Werte, nach denen der Verein geführt wird, nach denen er sein Handeln ausrichtet. Langjährige, treue Fans und Partner sind sich dieser Werte bewusst und schätzen sie, vielleicht sind diese Werte und diese Haltung auch ein Grund dafür, warum sie Fans von Borussia geworden sind oder sich im Umfeld des Vereins präsentieren«, lobt Stephan Schippers das Umfeld am linken Niederrhein.
Bemerkenswert ist auch, dass die Fohlen keinen finanzielle Hilfe vom Staat in Anspruch nehmen müssen und werden. Dass es im Fußball eben ganz schnell in die andere Richtung schlagen kann mussten die Domstädter und auch Schalke 04 am eigenen Leib erfahren, beide Vereine beantragten beim Land Nordrhein-Westfalen um eine Bürgschaft. »Angesichts des gigantischen Schadens, den diese Pandemie in unserer Gesellschaft angerichtet hat, halten wir das nicht für das richtige Mittel. Ich möchte damit niemanden kritisieren. Wir wollten es nicht machen, wir haben es anders gemacht, Punkt«, erklärt Borussias Geschäftsführer.
Auch Max Eberl machte auch der Pressekonferenz vor der Partie gegen Hertha BSC nochmals klar, dass sich »keiner Sorgen machen muss, dem Klub geht es gut. Wir werden auch keine Kredite vom Staat anfragen. Wir machen alles aus eigener Kraft – so wie wir es in den vergangenen 20 Jahren immer getan haben.« Das komplette Gegenbeispiel ist mittlerweile der kommende Gegner aus Berlin.
Berlin als mahnende Beispiel
Dort hat Investor Lars Windhohrst mittlerweile unvorstellbare Summen in den vermeintlich größeren Hauptstadtklub ‚gepumpt‘. Seit Sommer 2019 soll der Investor laut einem Bericht von ‚Sport 1‘ schon über 290 Millionen Euro zur Verfügung gestellt haben, die Tendenz ist stark steigend, um die Hertha zu einem sogenannten ‚Big City Club‘ mit Teilnahme in der Champions League zu machen.
Die Realität sieht aber deutlich anders aus und sie tut ein Stück weit gut und zeigt deutlich: Geld schießt keine Tore. Die Berliner kämpfen statt um das europäische Geschäft in dieser Saison um den Klassenerhalt. »Hertha BSC hat wahrscheinlich einen dreistelligen Millionen-Betrag investiert – nur an Ablösen ohne Gehälter. Dann müssen Transfers aber auch erstmal zusammenpassend funktionieren. In dieser Saison hat es bei der Hertha – aus welchem Grund auch immer – noch nicht so gut funktioniert. Der Verein ist jetzt in keiner einfachen Situation«, sagte Max Eberl.
Gleichzeitig nannte Borussias Sportdirektor auch weitere Gründe, wieso das Pendel bei den Herthanern in die andere Richtung umgeschlagen ist. »Fußball ist ein Mannschaftssport, die einzelnen Spieler allein machen es nicht aus.« Auch wenn sich die Berliner unter dem neuen Trainer Pál Dárdai verbessert zeigen wird auch klar, dass die Mannschaft so nicht funktioniert und vielleicht etwas vorschnell zusammengestellt wurde.
Weiterhin kein Investor bei Borussia
Bei Borussia wirtschaftet man glücklicherweise seit Jahren so gut, dass man ohne fremdes Kapital auskommt, das soll sich auch in Zukunft nicht ändern. »Bei uns im Verein ist es nicht angedacht, dass ein Investor oder Scheich einsteigt. Aber wir werden natürlich weiter hart arbeiten, um mehr und gute Möglichkeiten zu haben, gute Entscheidungen im Sport treffen zu können. So arbeiten wir seit zwölf Jahren und das wollen wir weiterführen«, so Borussias Sportdirektor.
Dennoch wird auch die kommende Transferperiode wieder eine Herausforderung für die Fohlen werden. Mit Kouadio ‚Manu‘ Koné konnte Borussia schon im Winter einen Neuzugang für die neue Spielzeit verpflichten, der 19-Jährige Franzose soll rund 8,5 Millionen Euro Ablöse kosten. Außerdem ist auch Hannes Wolf nun ein fester Borusse, für ihn zahlen die Fohlen rund 11 Millionen Euro (inklusive Leihgebühr) nach Leipzig.
Erneut ist Eberls Kreativität bei Transfers gefragt
Hinzu kommen immer wieder Wechselgerüchte um Denis Zakaria, Florian Neuhaus und zuletzt auch Jonas Hofmann. Der Vertrag von Matthias Ginter läuft im Sommer 2022 aus, sodass Max Eberl auch hier zum handeln gezwungen ist. »Nun haben wir eine Situation, in der wir nicht verkaufen müssen, aber natürlich gibt es Vertragskonstellationen, die wir nicht auslaufen lassen wollen. Wenn wir Spieler verkaufen, habe ich auch wieder die Möglichkeit, Spieler dazu zu holen. Wir versuchen, Geld einzunehmen und dieses eingenommene Geld wieder auszugeben – so wie wir es immer gemacht haben«, spielte Eberl auf die finanzielle Situation an.
Klingt also ganz so, als bleiben sich die Borussen treu und rechnen eben nur mit dem Geld, was sie aus Transfererlösen erzielen. Ob das nun indirekt mit einer großen Abgangswelle im Sommer verbunden ist kann man aktuell noch nicht vorhersehen. Klar ist aber auch, dass Max Eberl wieder sein ganzes Verhandlungsgeschick einsetzen muss um die Mannschaft über den Sommer hinaus zusammenzuhalten. Dabei könnten drei Punkte gegen Hertha und vor allem die Teilnahme an der Europa League schon sehr helfen…