Viermal durften die Borussen gegen Bremen jubeln. Foto: Dirk Päffgen
Borussia zeigte beim überzeugenden Heimsieg gegen Bremen ein ganz anderes Gesicht. Die Fohlen präsentierten sich vor allem in der Offensive facettenreicher und mit mehr Spielwitz. Trotz des 4:1 übte Roland Virkus nach dem Spiel Kritik an der Erwartungshaltung im Umfeld. Der Nachbericht mit den Reaktionen der Borussen.
Die Fragezeichen vor dem Spiel zwischen Borussia Mönchengladbach und Werder Bremen waren auf Seiten der Fohlenelf groß. Nach der unrühmlichen Niederlage unter der Woche im DFB-Pokal in Frankfurt war die Landung auf dem Boden der Tatsachen härter als in allen anderen Spielen zuvor. Insofern wurde das Spiel am Sonntagabend im Borussia-Park gegen die Hanseaten mit Spannung erwartet. Anders als in Frankfurt, gingen die Fohlen in den ersten Minuten mit der nötigen Entschlossenheit in der Offensive ans Werk und belohnte sich mit zwei frühen Treffern für eine gute Leistung.
Starke Anfangsphase legte den Grundstein
»Es war extrem wichtig, in der ersten Halbzeit einen Doppelschlag zu landen, das Publikum mitzunehmen und gerade nach dem Pokalspiel in Frankfurt zu zeigen, dass wir es besser können. Wir waren viel zielstrebiger nach vorne, haben sauberer abgeschlossen und fast keine Fehler im Spielaufbau gemacht«, sagte Tim Kleindienst, der mal wieder einen Sahnetag erwischte. Der. Nationalspieler war an allen vier Treffern beteiligt und stellte erneut unter Beweis, dass er derzeit die Lebensversicherung für die Fohlenelf ist. Auch Trainer Gerardo Seoane fand, dass seine Mannschaft »vor allem in der ersten Halbzeit eine sehr überzeugende Leistung an den Tag gelegt hat. Sie hat in der Defensive solidarisch und kompakt verteidigt und hatte viele gute Umschaltsituationen«.
Zwar hatten die Bremer über die gesamte Partie mehr Ballbesitz (53 %), wusste mit diesem aber, ähnlich wie Borussia in Frankfurt, nichts anzufangen. Das lag auch am guten Presspingspiel der Gladbacher, die das Aufbauspiel der Bremer immer wieder unterbanden. Lediglich nach der Pause stellten die Hausherren phasenweise das Fußballspielen ein. »Auch wenn wir uns in der zweiten Hälfte etwas ankreiden lassen müssen, dass wir stellenweise unsauberer geworden sind, sind wir dennoch extrem froh über diesen überzeugenden Sieg«, erklärte Kleindienst. Bei der Bewertung ging auch Seoane mit: »Nach dem Seitenwechsel haben wir etwas zu passiv verteidigt, in dieser Phase hat uns Mo Nicolas lange Zeit die Null gehalten. Zu verbessern ist der Umgang mit den Umschaltsituationen in der zweiten Halbzeit, da hätten wir früher den Sack zumachen müssen.«
Letztlich zeigte sich der Schweizer aber sehr zufrieden mit dem Auftritt seiner Fohlenelf. »Wir sind sehr glücklich, dass der Mannschaft so eine gute Vorstellung gelungen ist. Ich bin vor allem sehr zufrieden mit der Einstellung, der Disziplin und dem Engagement der Mannschaft.« Dennoch müssen sich die Verantwortlichen die berechtigte Frage stellen lassen, warum nicht immer so eine Vorstellung gelingt. Zumindest fordert Kleindienst ähnliche Spiele. »Ich bin sehr glücklich über den Sieg. Genau diese Leistung ist unser Anspruch, vor allem hier zu Hause, mit solch einer Überzeugung und Klarheit zu spielen.«
Virkus mahnt und kritisiert
Roland Virkus sparte zwar auch nicht mit Lob, nahm die Mannschaft aber weiterhin in die Pflicht. »Der Sieg war sehr wichtig. Die Mannschaft hat gezeigt, was wir von ihr erwarten. Sie war hochkonzentriert, mutig und aggressiv – so möchte ich die Jungs gerne immer sehen. Das Entscheidende ist, dass wir jetzt in den nächsten Spielen daran anknüpfen. Es war eine gute Leistung der Mannschaft, das Ergebnis ist aber auch kein Grund zur Euphorie. Es gilt, konzentriert weiterzuarbeiten und die Mannschaft gemeinsam weiterzuentwickeln«, lautete das Statement von Borussias Geschäftsführer Sport.
Der 57-Jährige ging jedoch noch einen Schritt weiter und kritisierte die, seiner Meinung nach, überzogene Erwartungshaltung rund um den Borussia-Park. »Die Erwartungshaltung ist so, dass wir eigentlich Champions League spielen müssen. So nehme ich das wahr. Ganz ehrlich: Die Mannschaft hat nichts mehr mit der zu tun, die vor sieben Jahren in der Champions League gespielt hat«, äußerte sich Virkus. Hier zeigt sich deutlich die Diskrepanz zwischen den sportlichen Verantwortlichen und den Anhängern, denn realistisch betrachtet wird niemand den Anspruch haben, sich mit den besten Klubs in Europa zu messen.
Vielmehr ist der Wunsch und die Sehnsucht nach einer stabilen Saison vorhanden und mit diesem Kader muss es auch realistisch sein, den einstelligen Tabellenplatz anzuvisieren. Der Sieg gegen Bremen war ein Schritt in die richtige Richtung, doch es bedarf nun nachhaltige Leistungen, um endlich Kontinuität und letztlich auch Ruhe in ‚den Laden‘ zu bekommen.