Ein wildes Spiel in Kiel – Am Ende hatten die Fohlen das Nachsehen. Foto: Dirk Päffgen
Mit 3:4 unterlag Borussia Mönchengladbach am Samstagnachmittag bei Holstein Kiel und kann seinen Traum von Europa endgültig begraben. Zweimal egalisierten die Fohlen einen Rückstand, standen am Ende aber dennoch mit leeren Händen da. Tomáš Čvančara, Alassane Plea und Franck Honorat trafen für die Fohlenelf, die vor allem vor der Pause unterirdisch verteidigte.
Borussias Trainer Gerardo Seoane musste in Kiel auf Niclas Swider (muskuläre Probleme), Moritz Nicolas (Adduktoren-OP), Nathan Ngoumou (Achillessehenriss), Philipp Sander (Trainingsrückstand), Yvandro Borges Sanches (Muskelverletzung) und kurzfristig auch auf Nico Elvedi (Innenbandzerrung am linken Knie) verzichten. Dafür stand Franck Honorat nach überstandenen Rückenbeschwerden wieder zur Verfügung.
Im Vergleich zur Niederlage in Dortmund gab zwei Änderungen: Fabio CHiarodia begann für den Verletzten Elvedi. Für den 19-Jährigen war es der erste Startelfeinsatz in dieser Spielzeit und erst der zweite für die Borussen überhaupt. Zudem erhielt Robin Hack den Vorzug vor Kevin Stöger. Unterdessen absolvierte Julian Weigl gegen die Störche sein 200. Bundesligaspiel – 116 davon für den BVB, 84 für die Fohlen.
Es ging gleich gut Los, an der Kieler Förde. Erst zog Bernhardsson aus der Distanz ab, Chiarodia blocke den Schuss im Strafraum mit angelegten Armen,. Schiedsrichter Hartmann hielt kurz Rücksprache mit dem VAR, die Entscheidung kein Elfmeter war dann absolut richtig (5.). Zwei Minuten später der erste Nadelstich der Borussen. Im Anschluss an die erste Ecke zog Chiarodia aus dem Rückruf ab, die Kugel flog über den Querbalken (7.). Kurz darauf die nächste Ecke für die Fohlen, Kiel konnte klären (9.).
Plötzlich führt Kiel – mit Unterstützung der Fohlen
Diese Szenen umschrieben die Anfangsphase gut. Beide Teams zeigten sich engagiert und zeigten ordentliche Vorstöße. Dann aber führten plötzlich die Störche, weil die Borussen nach einer Ecke völlig neben der Spur verteidigten. Im Anschluss an eine Ecke kam Machino am kurzen Pfosten gegen zwei Mann völlig frei zum Kopfball und versenkte die Kugel zum 1:0 in den Maschen (15.).
Ein Nackenschlag für die Borussen, die beinah postwendend geantwortet hätten, doch KSV-Keeper war zweimal gegen Itakura und Reitz mit klasse Paraden zur Stelle (17.). Zwei Minuten später konnte sich Omlin auszeichnen, als er mit zwei ebenso starken Reflexen gegen Skrzybski (19.) und nach Tolkin-Ecke (21.).
Chiarodia unterläuft folgenschwerer Fehler
Zwei Minuten später war Borussias Nummer eins dann aber geschlagen. Chiarodia unterlief ein schlimmer, zu kurzer Rückpass zu Omlin. Bernhardsson hatte aufgepasst, schnappte sich die Kugel, rumkurvte Omlin und schob die Kugel zum 2:0 ein (23.).
Die nächste kalte Dusche für die Borussen, die sich bei ihrem Keeper bedanken konnten, dass es in der Folgezeit nicht noch höher stand. Die Abwehr der Fohlen war derart löchrig, dass Kiel eigentlich schon die Partie entscheiden müssen. Erst parierte Omlin gegen Bernhardsson, dann gegen Machino (32.). Drei Minuten später verfehlte Rosenboom das Ziel mit seinem Schuss nur knapp (35.).
Dähne mit starker Rettungstat gegen Hack
Auf der Gegenseite die Borussen, die defensiv wie ein Hühnerhaufen daherkamen und offensiv erst einen Schuss aufs Tor zustande gebracht hatten. Zwei Minuten vor der Pause muss Hack eigentlich den Anschlusstreffer machen, doch KSV-Keeper Dähne lenkte den Kopfball aus sieben Metern mit einem Weltklasse-Reflex an die Querlatte (43.). Dass der Ball nicht reinging passte irgendwie zu einer gerade defensiv hanebüchenen ersten Halbzeit.
Omlin gleich wieder gefordert
In der Kabine dürften da seitens Seoane deutliche Worte gefallen sein, denn ein solcher Auftritt durfte die zweite Hälfte natürlich nicht zeichnen. Personelle Änderungen nahm Seoane erstmal nicht vor. Kurz nach Wiederanpfiff hatte Omlin gleich zu tun und konnte sich erneut auszeichnen. Nach einer Ecke fing der Keeper den Kopfball von Machino mit einer starken Parade ab, ehe Becker den Nachschuss über das Tor setzte (47.).
Čvančara bringt die Fohlen heran
Auf der Gegenseite war von den Fohlen offensiv weiterhin nicht viel zu sehen. Bis zu 60. Minute. Da brachte Hack eine schöne Flanke in den Strafraum zu Čvančara, der die Kugel mit dem Scheitel zum Anschlusstreffer in den Machen versenkte. Kurze zeit später war der Arbeitstage für Hack und Reitz beendet, Honorat und Neuhaus kamen (61.). Das Tor war dann so etwas wie ein Weckruf, denn in der Folgezeit gaben die Borussen den Ton an. Sie wollten mehr als „nur“ den Anschlusstreffer.
Plea sorgt für den Ausgleich
Und die Borussen kamen dann auch zum verdienten Ausgleichstreffer. Honorat setzte sich mit Elan durch und spielte fast von der Torauslinie ins Zentrum. Dort legte sich Plea den Ball zurecht schiss die Kugel ins rechte untere Eck zum 2:2 (69.). Der ‚Kölner-Keller‘ checkte noch eine Abseits-Situation, doch der Treffer zählte.
Die Freude über den Ausgleich währte aber nicht allzu lange. Eine knappe Viertelstunde vor Schluss lagen die Störche wieder in Front. Gigović bekam an der Strafraumkante den Ball und jagte ihn mit Power zum 3:2 ins kurze Eck (76.).
Honorat gleicht erneut aus, Kiel antwortet wieder
Vier Minuten vor Schluss glich Honorat erneut aus, in dem er die Kugel ins untere Eck legte (88.). Doch das Ende war das an der Kieler Förde noch nicht. In der Nachspielzeit brachte Machino das Holstein-Stadion erneut zum <beben und brachte die Kieler wieder in Führung. Der Japaner nagelte einen Ball aus 13 Metern halbrechter Position ins kurze Eck. Omlin flog vergebens und Kiel ging zum dritten Mal in Führung (90.+1).
Es gab insgesamt neun Minuten Nachspielzeit und da hatte Kiel eine weitere dicke Möglichkeit, endgültig den Deckel drauf zu machen. Harres stand quasi blank vorm Tor, brachte die Kugel aber nicht in den Maschen unter (90.+6). Kurze Zeit später war Schluss und Kiel dürfte sich nach einem vogelwildem Spiel über einen wichtigen Dreier im Abstiegskampf freuen. Für die Borussen hingehen, dürfte nach der nächsten Pleite und vier Punkten Rückstand auf den BVB der Traum vom internationalen Geschäft geplatzt sein…
Die Kurzstatistik zum Spiel:
Holstein Kiel: Dähne – Becker, Zec, Ivezić – Rosenboom, Gigović, Ramberg, Tolkin (40. Porath) – Skrzybski – Bernhardsson, Machino
Weiter im Kader: Engelhardt (ETW), Weiner (ETW); Javorcek, Johansson, Knudsen, Schulz, Harris, Pichler
Borussia Mönchengladbach: Omlin – Scally, Itakura, Chiarodia (69. Friedrich), Ullrich (82. Netz) – Weigl (82. Stöger), Reitz (61. Neuhaus) – Čvančara, Plea, Hack (61. Honorat) – Kleindienst
Weiter im Kader: Pereira Cardoso (ETW), Sippel (ETW) Lainer, Fukuda
Tore: 1:0 Machino (15.), 2:0 Bernhardsson (23.), 2:1 Čvančara (60.), 2:2 Plea (69.), 3:2 Gigović (76.), 3:3 Honorat (86.), 4:3 Machino (90.+1)
Gelbe Karten: Ivezić, Machino / Čvančara
Bes. Vorkommnisse: Keine
Schiedsrichter: Robert Hartmann (Wangen)
Zuschauer: 15.034 (Holstein-Stadion, ausverkauft)