Bei Borussia Mönchengladbach ist Roland Virkus im Bereich der Jugend und Amateure das Pendent zu Sportdirektor Max Eberl. Im Interview mit unserer Redaktion spricht der 48-Jährige unter anderem über den Kampf um die Top-Talente, deren Anforderungen und Ausbildung sowie über die Personalplanbungen im Jugend- und Amateurbereich.
Fohlen-Hautnah: Herr Virkus, Sie arbeiten nun seit nunmehr sage und schreibe 28 (!) Jahren für Borussia Mönchengladbach. Eine im Fußballgeschäft herausragende und nicht alltägliche Zeit. Kam nie mal etwas anderes infrage?
Roland Virkus: Ich bin in der Tat seit fast 28 Jahren bei Borussia. In dieser Zeit war ich über 20 Jahre Trainer, ehe ich Jugend- und Amateurkoordinator wurde. Also ich habe schon etwas anderes gemacht. Borussia ist einfach ein geiler Club. Und wenn man in Mönchengladbach geboren ist und für diesen Klub arbeitet, dann ist das für mich eine Lebensaufgabe.
Fohlen-Hautnah: Seit 2004 sind Sie verantwortlich für das Jugendleistungszentrum und seit 2008 Jugend- und Amateurkoordinator. Was hat sich in dieser Zeit in Bezug auf die Jugendarbeit entscheidend geändert?
Roland Virkus: Es ist insgesamt alles viel professioneller geworden. Früher war es so, dass ein Spieler auch mal nicht gesehen wurde. Heutzutage ist das aufgrund des engen Netzwerkes unmöglich. Es passiert nur noch sehr selten, dass Spieler vielleicht mal nicht von einem Top-Klub gesichert werden. Heute ist alles gläsern, du kannst keinen mehr verstecken. Die Top-Klubs kämpfen um die Top-Talente. Und da ist es entscheidend, schneller zu sein als die anderen. Da sind wir ganz gut dabei. Aber wir müssen aufpassen, denn auch anderer Klubs arbeiten in diesem Bereich hervorragend.
Fohlen-Hautnah: Gerade auch der Kampf um Top-Talente wird immer härter. Dennoch gelingt es ihnen und Max Eberl immer wieder, mögliche Stars von Morgen an den linken Niederrhein zu locken. In wie weit hat sich das Buhlen um Top-Talente verändert und womit kann Borussia im Vergleich zu anderen Klubs vor allem punkten?
Roland Virkus: Zunächst einmal mit der Historie. Wir haben in den letzten Jahren sehr viele Spieler nach oben gebracht. Wir können den Spielern einen Weg aufzeigen wie es möglich ist, bei uns in den Profibereich zu kommen. Und wir zeigen ihnen den Weg nicht nur auf, sondern die Jungs können inzwischen auch sehen, dass viele vor ihnen diesen Weg bei uns auch tatsächlich gegangen sind. Das ist ein großer Faustpfand für Borussia und sollte es auch bleiben. Es ist natürlich so, dass wir in den letzten Jahren immer ein, zwei Spieler nach oben durchbringen konnten. Es scheint ein bisschen die Regel zu sein. Aber wenn man die anderen Vereine sieht, ist es sicherlich nicht die Regel, dass man immer einen Spieler zu den Profis durchbringt. Es wird auch mal ein Jahr geben, wo es kein Spieler bis zu den Profis schafft. Aber letztendlich muss genau das immer unser Ziel sein.
Fohlen-Hautnah: Ist also gerade die gute Durchlässigkeit zu den Profis ein Pluspunkt im Werben um junge Talente?
Roland Virkus: Genau das ist es. Es ist für uns auf jeden Fall ein Pluspunkt, dass wir aufzeigen können, wie viele qualitativ gute Spieler es schon bis zu den Profis geschafft haben. Und es ist so, dass wir nicht auf Masse, sondern punktuell nach Spielern suchen und versuchen, den einen Spieler, für den wir uns interessieren, mit allen Mitteln zu uns zu holen.
Fohlen-Hautnah: Mittlerweile sind um das Team von Chefkoordinator Mario Vossen neun weitere Scouts tätig? Genug, um die geplanten Räume abzudecken?
Roland Virkus: Jeder unserer Scouts hat natürlich noch ein Netzwerk. Über dieses hinweg sind wir immer sehr, sehr gut informiert. Die Struktur bei Borussia ist wirklich gut. Wir können relativ schnell Entscheidungen treffen. Das müssen wir uns beibehalten.
Fohlen-Hautnah: Seit Ende letzten Jahres steht ihnen im Leistungszentrum Manfred Stefes zur Seite und. Ein Mann mit Erfahrung. Wie klappt die Zusammenarbeit mit ihm, was genau ist seine Aufgabe und was bringt er mit ein, was vielleicht zuvor gefehlt hat?