Roland Virkus ist seit 2022 Geschäftsführer Sport bei Borussia. Foto: Dirk Päffgen
Seit Roland Virkus bei Borussia Mönchengladbach im Februar 2022 die Geschicke als Geschäftsführer Sport übernommen hat, wurden unter seiner Regie viele neue Spieler an den Niederrhein geholt. Anlässlich der jüngsten Verpflichtungen von Kevin Diks und Jens Castrop lohnt sich ein genauerer Blick: Wer ist eingeschlagen? Wer konnte sich nicht durchsetzen? Wer braucht noch Zeit? Unser Prüfstand, präsentiert vom Autohaus Waldhausen + Bürkel aus Mönchengladbach.
Itakura war gleich ein Königstransfer
Nach einer auffälligen Saison bei Schalke 04 geriet Ko Itakura in den Fokus vieler Bundesligisten, doch Roland Virkus setzte sich damals gegen die Konkurrenz durch und stellte mit dem Japaner eine seiner ersten Festverpflichtungen vor, indem er die Ausstiegsklausel von 5 Mio. Euro zog und ihn von Manchester City an den Niederrhein lotste. Seitdem hat sich Itakura, eigentlich fürs defensive Mittelfeld geholt, zum Abwehrchef entwickelt und konnte seinen Marktwert von 7,50 Mio. Euro auf 15 Mio. Euro verdoppeln – was inzwischen das Interesse anderer Vereine geweckt hat. Allein in dieser Saison hat Itakura 19 von insgesamt 20 Bundesligaspielen bestritten, fehlte nur gegen Bochum aufgrund eines Infekts, und wurde in allen anderen Spielen über die volle Distanz eingesetzt. Im Sommer könnte Itakura den nächsten Schritt in seiner Karriere gehen – und würde Borussia nach dann drei Jahren wohl einen satten Gewinn in die Kasse spülen. In jedem Fall war der 28-Jährige Virkus‘ erster Königstransfer, dessen Wert durch seine starken Leistungen gewachsen ist.
Weigl und Omlin übernahmen schnell Verantwortung
Zunächst per Leihe, ein Jahr später dann fest für 8 Mio. Euro Ablöse, kam Julian Weigl im Sommer 2022 von Benfica Lissabon zu Borussia. Als Wunschspieler Daniel Farkes übernahm Weigl das Mittelfeldzentrum schnell, bestritt nahezu jedes Spiel, in dem er einsatzbereit war, und wurde unter Gerardo Seoane zum Vize-Kapitän ernannt. Weigl ist Dreh- und Angelpunkt in Borussias Spielaufbau und verlängerter Arm des Trainers auf dem Platz. Inzwischen gilt: Wenn Weigl fit ist, spielt er auch; anders als auf seiner Nebenposition, auf der sich Rocco Reitz und Philipp Sander meist einen Zweikampf liefern. Ebenso wie Itakura ist Weigl ein Volltreffer auf dem Transfermarkt gewesen – und weil der eigentliche Kapitän, Jonas Omlin, seinen Stammplatz im Tor verloren hat, führt Weigl die Fohlen seit dem vierten Spieltag dauerhaft auf den Platz.
Eigentlich würde Omlin die Borussen-Binde noch tragen, doch Verletzungen bremsten den Schweizer immer wieder aus. Und sein Vertreter, Moritz Nicolas, hat aufgrund starker Leistungen den Stammplatz im Tor erobert. Als Ersatz für Yann Sommer, der im Winter 2023 dem Ruf des FC Bayern folgte, bekam Omlin sofort die Nummer eins bei Borussia und wurde seiner Rolle als Stammtorhüter ohne Anlaufprobleme gerecht. Omlin bewies schnell seine Leader-Qualitäten, sprach unangenehme Wahrheiten an und wurde im Sommer 2023 zum Kapitän ernannt. Inzwischen hat Nicolas ihm den Rang abgelaufen: Verletzungspech und Rückschläge beim Wiedereinstieg verhinderten Omlins Comeback, und der 31-Jährige wird wohl lange auf eine Chance warten müssen, um wieder erste Wahl zu werden. Dennoch war Omlin zum Zeitpunkt seiner Verpflichtung ein wichtiger und nachvollziehbarer Transfer. Doch ist fraglich, ob er sich dauerhaft mit der Reservistenrolle begnügen wird.
Ngoumou steht am Scheidepunkt, Fraulo kämpft um Spielzeit in Utrecht
Eine ähnliche Situation wie Omlin durchlebte auch Nathan Ngoumou in seinen ersten zweieinhalb Jahren in Mönchengladbach. Der Franzose kam damals mit großen Erwartungen – Virkus wollte der Offensive mehr Tempo verleihen, doch schwankende Leistungen und eine starke Konkurrenz mit Franck Honorat sorgten dafür, dass Ngoumou immer weniger Spielzeit erhielt. Einsätze von der Bank sind die Regel, zudem blieb auch Ngoumou nicht von Verletzungen verschont und hatte regelmäßig mit Rückschlägen zu kämpfen. In Stuttgart blühte der Franzose allerdings auf – erzielte seinen ersten Saisontreffer und hatte auch sonst großen Anteil am Auswärtssieg der Fohlen. In den kommenden Wochen wird sich zeigen, ob Ngoumou die Abwesenheit Honorats nutzen und sich wieder mehr Spielzeit erarbeiten kann. Denn das könnte über seine Zukunft bei Borussia entscheiden.
Ob Oscar Fraulo diese Zukunft in Gladbach haben wird, ist hingegen mehr als fraglich. Nachdem der inzwischen 21-Jährige im Sommer 2022 aus Midtjylland zu Borussia wechselte, kam er in seiner ersten Saison auf gerade einmal zwei Einwechslungen und insgesamt sieben Minuten Einsatzzeit in der Bundesliga. Um auf hohem Niveau Spielpraxis zu erhalten, wurde Fraulo seit Sommer 2023 an den FC Utrecht in den Niederlanden verliehen, wo er in der Saison 2023/24 in jedem Spiel eingesetzt wurde. Ähnlich vielversprechend begann die aktuelle Saison für Fraulo – in der Hinrunde wurde er (abzüglich drei Spielen Sperre) in elf Partien eingesetzt, davon fünfmal über 90 Minuten. Seit Dezember war der Däne jedoch kein Faktor mehr und kam, wenn überhaupt, nur von der Bank; beim Auswärtsspiel bei PEC Zwolle vergangenen Samstag spielte er dann wieder von Beginn an und durfte bis Spielende auf dem Feld bleiben. Bleibt abzuwarten, wie sich seine Situation entwickelt, doch angesichts der Umstände ist es unwahrscheinlich, dass Fraulo sich bei Borussia durchsetzen wird – zumal sich Utrecht eine Kaufoption für den 21-Jährigen gesichert hat.
Im 2. Teil unseres Prüfstands nehmen wir unter anderem dann die Transfers von Tomáš Čvančara, Franck Honorat und Robin Hack unter die Lupe.