Ko Itakura sorgte für Jubel bei den Borussen, am Ende stand ein 1:1-Remis. Foto: Dirk Päffgen
Es war der wohl schwächste Auftritt der Fohlenelf seit langem. Vorne kam nichts zusammen, hinten hat auch die Dreierkette keine Entlastung gebracht – herausragend war nur Borussias starker Rückhalt im Tor. Alle wichtigen Zahlen in unserer VollGAS-Analyse, präsentiert von unserem Partner, der Kessels GmbH – Schweißen & Gase, aus Mönchengladbach.

Führungstreffer ohne Wirkung
Manchmal gibt es Spiele, in denen eine Mannschaft etwas Anlaufzeit benötigt. Eine schwächere erste Halbzeit, so mag man gegen Ende der ersten 45 Minuten gedacht haben, wird durch die Halbzeitansprache des Trainers korrigiert. Dass dann im Spiel zwischen Borussia und dem FC St. Pauli kurz vor Pausenpfiff auch noch das 1:0 für die Fohlen durch Innenverteidiger Ko Itakura fiel, war nicht weniger unerwartet als das, was in der zweiten Halbzeit geschah.
Denn die Halbzeitansprache von Borussias Cheftrainer Gerardo Seoane schien keineswegs gefruchtet zu haben. Trotz des Führungstreffers zum psychologisch wichtigen Zeitpunkt kamen die Fohlen so aus der Kabine, wie sie es schon zu Beginn des Spiels taten: Passiv, ohne Drang nach vorne und mit erstaunlich vielen Ballverlusten. Das belegen auch die Zahlen.
St. Pauli in allen Belangen überlegen
Fünf zu 26 Torschüsse und zwei zu elf Ecken aus Sicht der Borussia, dazu ging jeder vierte Pass zum Gegner oder ins Aus. Nach einer Stunde Spielzeit hatten die Gastgeber eine Balleroberungsdauer von gerade einmal 10,4 Sekunden. Zum Vergleich: Gladbach brauchte mit 23,3 Sekunden mehr als doppelt so lang. Und das xGoals-Ergebnis von 0,5 zu 1,6 zeigt, dass die Hamburger als Sieger in diesem Spiel vom Platz hätten gehen müssen. Im Fokus standen dabei auch die Innenverteidiger Nico Elvedi und Ko Itakura. Beide waren im Schnitt passsicherer als ihre Kollegen – Elvedi kam auf eine Passquote von 82 Prozent, Itakura war nur ein Prozent schwächer. Doch bei den Zweikampfwerten sieht es schlecht aus: Itakura gewann mit 62 % immerhin mehr als die Hälfte seiner Duelle, wohingegen Elvedi mit 17 Prozent in den meisten Fällen das Nachsehen hatte.
Nicht einmal die Umstellung auf Dreierkette hat den beiden aus der Stammzentrale Entlastung gebracht; der eingewechselte Fabio Chiarodia sah sich wie der Rest der Mannschaft einer Dauerbelagerung ausgesetzt. Am Ende scheiterte St. Pauli auch am eigenen Chancenwucher, wie auch Trainer Alexander Blessin über seine Mannschaft urteilte. Doch die Chancen, die die Kiezkicker auf das Tor von Borussias Tiago Pereira Cardoso brachten, konnte der seit Montag 19-Jährige souverän parieren – mit Ausnahme des Sonntagsschusses von Oladapo Afolayan fünf Minuten vor Ende der regulären Spielzeit.
Pereira Cardoso mit Spitzenwerten
Nicht umsonst wurde Pereira Cardoso für die Kicker Elf des Tages nominiert. Der Nationaltorhüter Luxemburgs fing 100 Prozent aller Flanken ab, parierte 89 Prozent aller Schüsse, zudem fand jeder seiner sieben Abwürfe einen Mitspieler. Wichtig war aber auch sein Verhalten abseits des Fußballerischen: Immer wieder gab er seinen Vorderleuten Kommandos und tobte in der ersten Halbzeit, als diese einen gefährlichen Distanzschuss zuließen, den der 19-Jährige mit einem Hechtsprung entschärfen musste. Pereira Cardoso kassierte einen Tag vor seinem 19. Geburtstag nach 289 Spielminuten sein erstes Gegentor in der Bundesliga – damit reiht er sich auf Rang vier der längsten Weißen Westen zum Karrierestart ein. Platz eins belegt Timo Horn, damals für Köln, mit 364 Minuten.
Im Kampf um Europa sollte es nicht zur Regel werden, dass Pereira Cardoso zum Held des Spieltags wird. Im kommenden Heimspiel gegen den SC Freiburg wird die Mannschaft eine andere Leistung zeigen – schließlich könnte die Leistung auf St. Pauli ein Weckruf zum besten Zeitpunkt gewesen sein.