Borussia Mönchengladbach hat sich am gestrigen Abend einen Punkt in Leipzig erkämpft. Trotz zweimaligen Rückstandes gelang es der Mannschaft, jeweils auszugleichen und das Spiel am Ende sogar zu dominieren. Erleichterung, Zufriedenheit und sogar ein bisschen Ärgernis darüber, dass man kein drittes Tor mehr erzielen konnte, waren anschließend in den Gesichtern der Borussen abzulesen.
Nach der enttäuschenden Leistung gegen Frankfurt kam die Mannschaft von Dieter Hecking dieses Mal besser ins Spiel und hatte bereits nach zwei Minuten die erste große Chance. Doch Jonas Hofmann schoss den Ball meilenweiter über den Kasten. Erst in der Zeitlupe sah man, dass der Ball vor seiner Berührung unglücklich versprang. »Ich hab das Gefühl, dass ich dadurch den Ball nicht mit dem Fußballschuh, sondern mit dem Knöchel oder noch weiter oben getroffen habe. Das passiert leider, ich hätte ihn gerne reingemacht«, beschrieb Hofmann nach dem Spiel die Situation.
Gegentor, Elfmeter, Gegentor
In der 17. Minute gelang den Leipzigern dann durch Timo Werner die Führung. Der Nationalspieler löste sich im Strafraum von jeglichen Gegenspielern und netzte gekonnt ein. Doch die Fohlenelf ließ sich davon nicht aus dem Konzept bringen. Acht Minuten später wurde Jonas Hofmann im Strafraum unsanft gebremst und Thorgan Hazard konnte den fälligen Elfmeter zum 1:1 verwandeln. Und prompt antwortete Leipzig wieder mit einem Treffer. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte hätte Raffael dann sein erstes Saisontor erzielen müssen. Doch der Brasilianer hatte Pech und sein Schuss mit dem Außenrist drehte sich ein paar Zentimeter neben den Pfosten. »Wir hatten in der ersten Halbzeit drei riesige Chancen. Da hätten wir mehr Kapital draus schlagen müssen«, gab Lars Stindl zu.
Hofmann angeschlagen
Das 2:1 war gleichzeitig der Halbzeitstand. Der bis dahin gute Jonas Hofmann blieb aber verletzungsbedingt in der Kabine. »Ich habe eine ganz leichte Knochenhautreizung am Gesäß. Da ist der Schmerz vor der Halbzeit größer geworden. Da wollten wir kein Risiko eingehen, dass noch eine Sehne reißt«, so Hofmann. Eine offizielle Diagnose gibt es noch nicht. Es bleibt zu hoffen, dass es nicht den nächsten Ausfall zu beklagen gibt. Für ihn kam Patrick Herrmann in die Partie.
Hermann rettet im eigenen Sechzehner
Herrmann war auch gleich gefordert, als er in der 46. Minute Emil Forsberg den Ball in allerhöchster Not im eigenen Strafraum abluchste und einen Einschuss verhinderte. »Wir waren nach der Halbzeit direkt in den Zweikämpfen drin, waren bissig und aggressiv und haben die zweiten Bälle gewonnen, das kam uns natürlich zugute«, so Herrmann, der mit seiner ersten Aktion direkt bewies, dass er sofort im Spiel drin war.
Geplatzter Knoten bei Stindl
Die Fohlenelf zeigte jetzt, dass sie sich mit allem gegen eine drohende Niederlage zu wehren wusste. »Nach der Halbzeit haben wir Gas gegeben und das Spiel in die Hand genommen – das, was wir von Beginn an vorhatten«, erklärte Lars Stindl. Für den Kapitän platzte der Knoten in der 61. Minute. Dennis Zakaria eroberte den Ball, legte ihn rüber zu Stindl, der den Ball aus rund 20 Metern mit dem Innenrißt ins lange Eck schlenzte – ein typisches Tor des Offensivspielers, der in dieser Situation ein gutes Auge und einen feinen Fuß bewies. »Gott sei Dank«, freute sich der Nationalspieler über sein erstes Saisontor.
Kramer mit dicker Lippe
Borussia erspielte sich jetzt weitere Chancen, doch Raffael (72.) und Wendt (89.) vergaben aus guter Position. Zwischen diesen beiden Möglichkeiten sah der Leipziger Naby Keita völlig berechtigt die Rote Karte. Sein hohes Bein traf Kramer mitten im Gesicht, der sofort blutend zu Boden sank. Noch während der Behandlung signalisierte er, dass er unbedingt weiterspielen möchte. »Es sah schlimmer aus als es ist. Es ist nur die Lippe betroffen, keine Zähne. Den Fuß hätte ich in der Höhe nicht erwartet, ich dachte zuerst, es sei der Ellenbogen«, kommentierte er das Foul. Nach dem Spiel wurde der 26-jährige mit zwei Stichen genäht.
»Es ist ein schmaler Grat«
In der Schlussphase konnte sich Borussia nicht noch weiter belohnen, zumal Leipzig in Unterzahl auf Konter lauerte. In dieser Phase hätte Borussia die Angriffe noch ein wenig klarer und präziser ausspielen können. Das bestätigte auch Kramer und ergänzte: »Es ist aber nicht ganz einfach: Gegen Leipzig muss man aufpassen, weil sie sehr schnell und gefährlich im Umschaltspiel sind. Deswegen konnten wir nicht ins letzte Risiko gehen.« Sein Trainer bestätigte diese Aussage mit folgenden Worten: »Es ist ein schmaler Grat, wie früh man gegen eine solche Mannschaft aufmacht und sie damit womöglich zu Kontern einlädt.«
Es blieb also beim 2:2 und einem gewonnen Punkt beim Vizemeister. Dieter Hecking attestierte seinem Team im Anschluss eine »sehr gute Leistung«. Hecking, der unter der Woche seinen 53. Geburtstag feierte, nahm das Unentschieden zufrieden zur Kenntnis: »Wir wollten uns unbedingt gut präsentieren und etwas mitnehmen aus Leipzig. Das ist uns gelungen.«
Übermorgen geht’s weiter
Es war schon nach Mitternacht, als die Mannschaft wieder am Borussia-Park eintraf. Nach dem Spiel ging es darum, mit dem Charterflug so schnell wie möglich wieder Richtung Heimat aufzubrechen, um wenig Zeit zur Regeneration zu verlieren. Schon am Dienstag ist Borussia Mönchengladbach wieder gefordert.
Dann ist der Aufsteiger aus Stuttgart zu Gast. Borussia möchte mit einer ähnlich engagierten Leistung die Punkte im Borussia-Park behalten. »Ich denke, dass die Erwartungshaltung gegen Stuttgart wieder groß sein wird. Da wollen viele einen Dreier sehen. Ich kann verspreche, dass wir alles dafür tun werden«, gab Jonas Hofmann bekannt. Sportdirektor Max Eberl blickte ebenfalls kurz nach Abpfiff schon wieder voraus: »Wir haben gezeigt, dass wir uns wehren, aber dann auch noch Fußball spielen können. Jetzt wollen wir natürlich gerne zu Hause gewinnen. Dafür müssen wir eine Leistung zeigen wie heute.«