Am gestrigen Abend schied die Weisweiler Elf in Oldenburg bereits in der Gruppenphase aus. Am Samstagabend klappte es beim ‚AOK Traditionsmasters‘ in Berlin besser. Im Finale traf man, wie im Vorjahr, auf Union Berlin. Dieses Mal zog man allerdings den Kürzeren.
Nachdem unter anderem Marcell Jansen, Filip Daems, Oliver Neuville und Peter Wynhoff die Weisweiler Elf am Freitag vertreten hatten, streiften sich am Samstagabend folgende Ex-Borussen die Raute über: Jörg Kässmann, Thorben Marx, Andrij Voronin, Jörg Neun, Peer Kluge, Martin Schneider, Chiquinho, Valandi Anagnostou und Jörg Jung. Mike Hanke musste kurzfristig aufgrund eines grippalen Infekts passen. 2017 konnte sich Hanke nicht nur als Turniersieger, sondern auch als ‚Spieler des Turniers‘ feiern lassen. Doch auch ohne ihn machte es die Weisweiler Elf gut.
In der mit 8.000 Zuschauern ausverkauften Max-Schmeling-Halle, in der die Fohlen im letzten Jahr den Titel gewinnen konnten, wurden zunächst die beiden Halbfinalisten in zwei Dreiergruppen ermittelt. Die Borussia bekam es dabei in der Gruppe A mit dem TSV 1860 München und dem FC Schalke 04 zu tun. In Gruppe B trafen die Glasgow Rangers auf die beiden Hauptstadtklubs Hertha BSC und Union Berlin. Die jeweilige Spielzeit war auf 2×10 Minuten angesetzt.
Sieg nach Rückstand im Eröffnungsspiel
Das Duell mit 1860 war zugleich das Eröffnungsspiel des Turniers. Der Münchener Benny Lauth kam bereits in der ersten Minute gefährlich vor das Tor von Jörg Kässmann, schoss aber knapp neben den Kasten. Nun hatte der TSV auf dem kleinen Kunstrasenfeld die Kontrolle über das Spiel und ging in Führung. Denn Benny Lauth spielte es so, wie man es in der Halle spielen muss – mit Bande. Sein Pass landete bei Nemanja Vučićević, der ohne Probleme freistehend vor dem Tor zum 0:1 einschieben konnte (7.). Praktisch im Gegenzug fiel der Ausgleich, als Peer Kluge einen Haken schlug und einfach mal abzog (8.). Mit dem 1:1 erfolgte auch der Seitenwechsel zur Halbzeit.
Jetzt waren es die Borussen, die besser ins Spiel kamen. Nach einer flachen Hereingabe, resultierend aus einer Ecke, brachte Martin Schneider sein Team mit 2:1 (12.) in Front. Jörg Neun hatte wenige Minuten später das 3:1 auf dem Fuß (15.), scheiterte aber freistehend vor dem gegnerischen Tor. Auf der anderen Seite konnte sich Kässmann einige Male auszeichnen und verhinderte mit starken Reflexen das zweite Gegentor. Jetzt spielten die Borussen die Führung runter. Kurz vor Schluss (18.) scheiterte Thorben Marx noch alleine am Torwart der Löwen. So blieb es beim 2:1 und einem gelungenen Einstand ins Turnier.
Heißes Duell mit Schalke
Die Chancen auf den Halbfinaleinzug standen damit schon gut, sodass ein Unentschieden im zweiten und letzten Gruppenspiel gegen den FC Schalke 04 das Weiterkommen sichern würde. Doch im Westderby geriet die Weisweiler Elf abermals in Rückstand. Tomasz Waldoch schoss nach einer Ecke zunächst mit links gegen die Bande, kam dadurch aber sofort wieder an den Ball und donnerte das Leder in den Winkel (2.). Danach hatten die Borussen Glück, als sie den Ball mit der Hand auf der Linie klärten und der Schiedsrichter das Spiel einfach weiterlaufen ließ – auf dem großen Feld wäre das ein klarer Fall für den Videoassistenten gewesen. Doch den gibt es beim Budenzauber Gott sei Dank nicht. Peer Kluge hatte die erste gute Chance für Borussia (4.), verzog aber übers Tor. Gleiches passierte Andrij Voronin (7./10.) vor der Halbzeit noch zweimal, als ihm der Ball über den Spann rutschte und das Tor deutlich verfehlte.
Doch nach der Pause wurde die Führung der Knappen egalisiert. Auf Vorlage von Peer Kluge nahm Chiquinho Maß und platzierte das Spielgerät mit einem Flachschuss in die linke untere Ecke (13.). Jetzt war wieder zweimal Jörg Kässmann gefragt, der unter anderem einen Freistoß klasse parierte (15./16.). Nun merkte man beiden Teams an, dass sie das Risiko rausnahmen und darauf bedacht waren, den Ball in den eigenen Reihen zu halten. Dadurch passierte bis zum Schluss nichts mehr und der VfL beendete die Gruppenphase folglich mit vier Punkten.
Halbfinalkrimi gegen Hertha BSC
Die Weisweiler Elf zog als Gruppensieger ins Halbfinale ein. In der anderen Gruppe konnten sich die beiden ‚Heimklubs‘ aus Berlin durchsetzen. Borussia traf dadurch auf den Zweitplatzierten Hertha BSC Berlin, die sich in letzter Sekunde für die Runde der letzten Vier qualifiziert hatte.
Ein Freistoß von Jörg Neun verfehlte kurz nach Spielbeginn das Tor nur knapp (2.). Dariusz Wosz hatte für die Hertha danach ebenfalls die erste gute Gelegenheit. Dann wurde es brenzlig vor dem Tor, Mineiro hatte gleich eine Doppelchance aus einem Gestocher heraus (4.), traf aber ebenfalls nicht. Die vergebene Chance von Peer Kluge (5.) wurde dann bestraft, denn wenige Sekunden später rappelte es hinten. Cairo spielte einen schönen Doppelpass mit Wosz und erzielte das 0:1. Die Weisweiler Elf hatte durch Thorben Marx und Jörg Jung weitere Chancen, sie schafften es aber nicht, den Ausgleich zu erzielen. Das bemängelte Thorben Marx noch während des Spiels: »Wir haben ja ganz gute Chancen gehabt, wenn wir einen machen, ist wieder alles offen. Aber in der Halle geht alles schnell, deswegen mache ich mir da keine Sorgen.«
Spiel gedreht und Ausgleich kassiert
Und er sollte recht behalten, denn noch während er hinter der Bande das Spiel analysierte, bewies Anagnostou ein feines Füßchen (9.) und schlenzte den Ball unhaltbar hoch ins Eck. Das war der Ausgleich, mit dem es in die Pause ging. Und erneut sollte die Mannschaft unter Aufsicht der VfL-Legender Herbert Laumen zunächst das Spiel drehen. In der 13. Minute erzielte Chiquinho dank einer schönen Einzelaktion das 2:1. Aber der starke Dariusz Wosz schoss (14.) nach einem schnellen Angriff über zwei Stationen den Treffer für die Hertha. Voronin hatte nun die Riesengelegenheit für die Borussia, doch Torhüter Norbert Henkel entschied das Privatduell für sich. Auch Kässmann musste sich beweisen, hielt den Kasten aber in den letzten Minuten sauber und parierte wenige Sekunden vor Schluss gegen Wosz bärenstark.
Entscheidung im Neunmeterschießen
Der Finalist musste also im Neunmeterschießen ermittelt werden. »Jetzt gewinnt der Glücklichere«, prognostizierte Jörg Kässmann. Und er sollte zum entscheidenden Rückhalt werden, denn nachdem Chahed und Marx für beide Teams verschossen, ahnte er gegen Gilberto die richtige Ecke und hielt den Ball. Kobiashvili traf zwar für die Hertha, da aber Chiquinho und Jörg Neun für die Weisweiler Elf sicher verwandelten, war das Finalticket gebucht.
Neuauflage des Vorjahres
Dort bekam man es mit Union Berlin zu tun, auf die man im letzten Jahr ebenfalls im Finale traf. Die erste gute Gelegenheit hatte Union schon in der zweiten Minute, aber auf Jörg Kässmann war wie in den Partien zuvor Verlass. Gegen den freistehenden Karim Benyamina hatte er dann keine Chance und die Berliner zogen mit 0:1 davon (3.). Chiquinho fehlten nur wenige Zentimeter und der Ball hätte im Netz gezappelt (5.). Noch vor der Halbzeit erhöhten Benyamina (8.) und Köhler (9.) den Spielstand auf ein deutliches 0:3, mit dem die Seiten getauscht wurden. Peer Kluge bemängelte vor allem die Chancenverwertung: »Ich glaube, das war schon gegen Hertha das Problem, dass wir die Tore nicht machen und dann kommt so ein Ergebnis zustande.« Borussia hatte zwar vor dem Finale eine wesentlich längere Spielpause als Union, aber das merkte man den Berlinern, die im Durchschnitt die deutlich jüngere Mannschaft stellten, nicht an. »Man sieht, dass bei Union noch einige aktiv sind. Es ist anstrengend und das merkt man am Ende des Tages«, bilanzierte Kluge.
Union mit Torfestival
Die zweite Hälfte des Finales lief dann wie erwartet. Während die zahlreichen Union-Anhänger auf der Tribüne Siegeshymnen anstimmten, passierte auf dem Platz nicht mehr viel. Thorben Marx konnte zwar von einem Fehlpass von Torwart Pieckenhagen profitieren und den Anschlusstreffer erzielen, der Ballast aus der ersten Halbzeit war jedoch zu groß. Union konterte clever und erzielte durch Benyamina das 1:4 (15.). Ronny Nikol konnte auf 1:5 erhöhen (16.) und Benjamin Köhler ließ es sich nicht nehmen quasi mit dem Schlusspfiff noch das 1:6 zu erzielen. Dabei blieb es dann letztlich. Für Union war es im neunten Anlauf der allererste Titelgewinn bei diesem Turnier. Die Borussen können trotz der Finalniederlage zufrieden sein, denn insgesamt zeigten alle Beteiligten eine gelungene Leistung.