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»Werde bei Borussia nicht zur Nummer eins, wenn ich nicht spiele«

BORUSSIAS TORWART-HOFFNUNG IM WARTESTAND – MORITZ NICOLAS (HIER MIT TW-TRAINER STEFFEN KREBS) WARTET BEI UNION BERLIN AUF SPIELPRAXIS. FOTO: DIRK PÄFFGEN, FOHLEN-HAUTNAH.DE

Seit letzten Sommer steht Moritz Nicolas leihweise in Diensten vom 1. FC Union Berlin. Bei Borussia Mönchengladbach hält man viel von dem jungen Nachwuchstorhüter, der bei den ‚Eisernen’ den nächsten Schritt auf der Karriereleiter machen sollte. Doch bisher kam Borussias Schlussmann der Zukunft nicht an Stammtorhüter Rafal Gikiewicz vorbei. Im Gespräch mit unserer Redaktion spricht der 22-Jährige unter anderem über die momentane Situation rund um den Corona-Virus, seine bisherige Zeit in Berlin und seine Zukunftspläne.

Fohlen-Hautnah: Moritz, zunächst die gerade in diesen Tagen wichtigste Frage: Wie geht es Dir?

Moritz Nicolas: Bei mir ist alles in Ordnung. Sowohl meine Familie als auch ich sind Gott sei Dank gesund. Ich versuche bestmöglich mit der Situation umzugehen.

Fohlen-Hautnah: Du hast die Situation schon angesprochen. Die ist für alle in Europa und auf der Welt völlig neu. Wie gehst Du damit um?

Moritz Nicolas: Ich bleibe im Prinzip zuhause und versuche mich fit zu halten. Glücklicherweise konnte ich bisher den Kraftraum bei Union nutzen. Seit dieser Woche trainiere ich zusammen mit meinem Torwarttrainer. Wir Torhüter haben ein Einzeltraining. Ansonsten mache ich viel Sport und versuche, im Kraftbereich zu arbeiten und mich fit zu halten.

Fohlen-Hautnah: Wie verarbeitest Du es mental, aktuell nicht in der gewohnten Art rausgehen zu dürfen? 

Moritz Nicolas: Natürlich ist die derzeitige Lage eine Umstellung, aber für mich ist es kein großes Problem darauf zu verzichten, mal ins Restaurant zu gehen. Viel wichtiger ist es, dass wir uns alle an die Regeln halten. Wenn meiner Freundin und mir die Decke mal auf den Kopf fällt, dann gehen wir im Wald spazieren oder eine Runde joggen.

Fohlen-Hautnah: Wie sieht in diesen Tagen Dein Alltag aus, um vor allem Langweile zu vermeiden?

Moritz Nicolas: Ich versuche, in meinem Alltag einen geregelten Tagesablauf zu haben. Meistens stehe ich relativ früh auf und beginne dann nach dem Frühstück mit meiner ersten Einheit. Mal gehe ich morgens laufen, mal fahre ich zum Stadion und trainiere dort im Kraftraum. Häufig ist es so, dass ich nachmittags nochmal eine zweite Einheit absolviere. Habe ich morgens Krafttraining gemacht, dann arbeite ich später an der Ausdauer. Ansonsten verbringe ich viel Zeit mit meiner Freundin, die derzeit viel im Homeoffice arbeitet.

Fohlen-Hautnah: Zu einem Torwart gehört gerade auch eine schnelle Reaktion. Wie kannst Du das in diesen Tagen trainieren?

Moritz Nicolas: Auf der einen Seite trainiere ich das natürlich zusammen mit meinem Torwarttrainer wenn ich auf dem Platz stehe, dann sind solche Übungen immer dabei. Ansonsten benutze ich noch eine App, um den Kopf zu trainieren. Mit dieser App haben wir schon bei Borussia wöchentlich gearbeitet. Das führe ich bei Union fort.

Fohlen-Hautnah: Wie haltet ihr innerhalb der Mannschaft Kontakt? Habt ihr eine WhatsApp-Gruppe oder ruft ihr euch gegenseitig an?

Moritz Nicolas: Genau. Wir haben zwei WhatsApp-Gruppen. In der einen ist die Mannschaft und in der anderen sind Mannschaft mit Trainerstab. In diese kommen dann Trainingspläne und aktuelle Informationen rein. 

Fohlen-Hautnah: Was vermisst Du aktuell am meisten?

Moritz Nicolas: Die Freiheit, sich so bewegen zu können, wie man möchte. Die Familienbesuche und natürlich auch den Fußball, die täglichen Begegnungen mit der Mannschaft auf dem Trainingsplatz.

Fohlen-Hautnah: Verfolgst Du jeden Tag in den Medien, was rund um den Corona-Virus passiert?

Moritz Nicolas: Ich schaue jetzt nicht minütlich aufs Handy, aber ein- bis zweimal am Tag  informiere ich mich dann schon in den Medien, welche neuen Entwicklungen es gibt. 

Fohlen-Hautnah: Hattest Du denn schon die Möglichkeit, die schöne Hauptstadt Berlin zu erkunden und wie groß war die Umstellung von Mönchengladbach in solch eine Millionenstadt?

Moritz Nicolas: Wir haben Berlin schon erlebt und uns Teile der Stadt angeschaut. Berlin ist eine schöne Stadt, die nie schläft. Es ist natürlich ein Stück weit anders als in Mönchengladbach. Zum Beispiel der Verkehr ist sehr anstrengend. Für eine relativ kurze Strecke braucht man aufgrund von Staus und vielen Menschen schon recht lange. Ansonsten war die Umstellung aber nicht allzu groß, da ich in der Nähe des Stadions wohne und viel Grün um mich herum habe. Da hält sich der Unterschied also in Grenzen. 

Fohlen-Hautnah: Lass uns mal zum Sportlichen kommen. Man muss kein allzu großer Prophet sein um zu erahnen, dass Du bis hierhin nicht zufrieden sein kannst…

Moritz Nicolas: Am Ende des Tages möchte jeder auf dem Platz stehen, das ist bis dato für mich nicht der Fall gewesen. Natürlich habe ich mir das Ganze anders vorgestellt. Mir war aber schon bewusst, dass Union Berlin letztes Jahr mit Rafal Gikiewicz eine gute Saison gespielt hat und er mit einem Bonus in die neue Spielzeit geht. So ist das einfach im Fußball. Der Plan war aber natürlich schon, im Laufe der Saison auf Spiele zu kommen. Bisher hat das nicht funktioniert. Das hängt sicherlich auch damit zusammen, dass wir als Mannschaft bis dato eine gute Saison spielen und gut dastehen. Für mich ist es im Moment natürlich schwierig, weil ich keine Einsätze habe. Aber für die Mannschaft ist die Situation mit der Punkteausbeute und dem Tabellenstand absolut positiv.

Fohlen-Hautnah: Wie ist dein Verhältnis zu Rafal Gikiewicz und wie siehst Du den Konkurrenzkampf?

Moritz Nicolas: Generell verstehen wir uns als Gruppe insgesamt gut. Am Ende des Tages will jeder spielen und seine Leistung bringen. Aber wir haben keine Probleme untereinander. Den Torwart wechselt man auch nicht mal so eben wie einen Feldspieler aus, insofern ist es schwierig, auf seine Minuten zu kommen. Ich habe gut trainiert und dementsprechend kann ich mir nichts vorwerfen. Es gab aber bisher eben auch keinen Grund etwas zu ändern, weil wir als Mannschaft einfach gut dastehen.

Fohlen-Hautnah: Borussia hat die Möglichkeit, Dich nach einem Jahr zurückzuholen…

Moritz Nicolas: Ich stehe regelmäßig im Austausch mit Borussia und dort speziell mit Steffen Krebs und Uwe Kamps. Wir telefonieren oft und und reden über verschiedene Dinge. Die bleiben aber intern. Grundsätzlich habe ich in meinen vier Jahren bei Borussia viel gelernt und habe ein sehr gutes Verhältnis zu Uwe Kamps. Ich habe generell die vier Jahre in Gladbach sehr genossen und habe viel gelernt. 

Fohlen-Hautnah: Wie hast Du auf die Vertragsverlängerung von Yann Sommer reagiert? Mindert das Deine Chance auf einen Stammplatz im Team? 

Moritz Nicolas: In erster Linie habe ich mich natürlich für ihn gefreut. Wir kennen uns seit vier Jahren. Er hat sich das absolut verdient durch seine Top-Leistungen in der Bundesliga, das muss man ganz klar sagen. Insofern habe ich ihm direkt gratuliert. Ich war aber auch über diesen Schritt informiert und sehe das ganz sportlich. Ich schaue erstmal auf mich und konzentriere mich nicht darauf, was drumherum passiert. Primär möchte ich gerne auf mehr Spielzeit kommen.

Fohlen-Hautnah: Bei Union steht weiterhin eine Vertragsverlängerung von Rafal Gikiewicz im Raum. Wäre es besser für Dich, wenn er nicht verlängern würde?

Moritz Nicolas: Man muss die Situation bewerten, die sich schlussendlich darstellt. Am Ende des Tages wird man durch einen Austausch zwischen allen Partien eine passende Lösung finden. Ob die dann weiter bei Union oder woanders heißt, wird sich dann zeigen. Intern tauschen wir uns natürlich über alle Szenarien aus.

Fohlen-Hautnah: Inwiefern unterscheidet sich das Torwarttraining von Michael Gsprurning zu Uwe Kamps und Steffen Krebs?

Moritz Nicolas: Uwe und Steffen sind beide top, da ist Borussia einfach top aufgestellt. Es macht richtig Spaß, mit ihnen zu arbeiten. Es war für mich insofern eine Umstellung, als dass ich jetzt „nur“ noch einen Torwarttrainer habe. Auf der anderen Seite legt jeder Torwarttrainer andere Schwerpunkte, die für ihn wichtig sind. Michael ist sehr interessiert, nimmt viel auf und lässt viele verschiedene Dinge mit einfließen. Er ist auf jeden Fall ein guter Typ. 

Fohlen-Hautnah: Wie ist denn Dein Verhältnis zu Cheftrainer Urs Fischer?

Moritz Nicolas: Ich habe gute Gespräche mit ihm, in denen er mir die Situation erklärt und wie er sie sieht. Wir besprechen jede Situation, wir stehen im regelmäßigen Austausch.

Fohlen-Hautnah: Wie erlebst Du denn die Stimmung ‚An der Alten Försterei‘?

Moritz Nicolas: Die Stimmung ‚An der Alten Försterei‘ ist top, das muss man ganz klar sagen. Auch nach Niederlagen herrscht eine gute Stimmung. Die Leute bleiben im Stadion und stehen hinter uns. Während des Spiels ist richtig Feuer drin, das ist beeindruckend. Dadurch, dass das Stadion relativ klein ist, fühlt es sich nochmal intensiver an. Aber auch die Borussia-Fans sind klasse und puschen die Mannschaft nach vorne. Im Borussia-Park ist absolut eine top Atmosphäre, das muss man genauso ganz klar sagen. 

Fohlen-Hautnah: Du hast die tolle Stimmung in beiden Stadien angesprochen. Ist für einen Torwart der Rückhalt der Fans vielleicht nochmal von größerer Bedeutung?

Moritz Nicolas: Natürlich ist es gut und wichtig, wenn du die Fans auf deiner Seite und im Rücken hast. Am Ende des Tages versucht man sich aber immer auf seine Leistung zu konzentrieren und sie bestmöglich abzurufen. Da ist es natürlich eine Hilfe, wenn du merkst, dass das Publikum mitgeht. Generell muss man aber erstmal seine eigene Leistung abliefern.

Fohlen-Hautnah: Dafür müssen aber natürlich erstmal wieder Spiele stattfinden. Wie wichtig wäre es, dass die Bundesliga-Saison noch zu Ende gespielt wird und wie groß ist diesbezüglich Deine Hoffnung?

Moritz Nicolas: Ich glaube schon, dass die Saison noch zu Ende gespielt wird, vermutlich ohne Zuschauer. Ich wünsche mir, dass wir noch ein paar Spiele haben, um die Saison zu Ende zu spielen. Ich möchte ja auch noch die Möglichkeit haben, auf Einsatzzeiten zu kommen.

Fohlen-Hautnah: Wenn wir schon bei Spielen ohne Zuschauer sind: Hast Du das Geister-Derby von Borussia gegen Köln am Fernsehen verfolgt? 

Moritz Nicolas: Ja, das habe ich gesehen. Es war schon sehr seltsam, es hatte für mich schon gefühlt ein wenig den Charakter eines Freundschaftsspiels. Ich kann mir vorstellen, dass es für einen Spieler im leeren Stadion vermutlich nochmal eine ganz andere Hausnummer war. Sicherlich ist so etwas generell nicht wünschenswert, aber in der momentanen Situation wohl alternativlos. 

Fohlen-Hautnah: Hast Du eigentlich ein Vorbild und könnte Moritz Nicolas vielleicht der nächste Marc-André der Stegen sein…?

Moritz Nicolas: Als ich noch ein kleiner Junge war, habe ich immer zu Oliver Kahn aufgesehen. Ich war ein richtig großer Fan von ihm. Man findet aber generell viele Spieler gut und versucht, sich auch bei dem einen oder anderen etwas abzuschauen. Und auf die Frage mit Marc. Ich würde mir natürlich wünschen, dass ich in Zukunft viele Spiele für Borussia absolvieren darf. 

Fohlen-Hautnah: „Er ist weiter Bestandteil unserer Zukunftsplanungen auf der Torhüterposition, deshalb haben wir den Vertrag mit ihm verlängert“, hat Max Eberl unter anderem vor Deiner Ausleihe nach Berlin gesagt. Ehrt dich das und wie sehen abschließend Deine Pläne für die Zukunft aus?

Moritz Nicolas: Natürlich freue ich mich über diese Aussage. Grundsätzlich freue ich mich auf jeden Fall, irgendwann zu Borussia zurückzukehren. Ich fühle mich bei Borussia einfach heimisch. Ich war vier Jahre dort und habe mich im Verein immer sehr gefühlt. Für mich ist es jetzt aber erstmal wichtig, dass ich Spielzeit bekomme. Es wäre schön, dann irgendwann wieder bei Borussia zu spielen und dort dann auch Spiele zu absolvieren. Ich stehe mit Gladbach im regelmäßigen Austausch und wir sprechen viel über die Zukunftsplanungen. Aber das kann ich aktuell nicht beeinflussen. Ich werde bei Borussia nicht zur Nummer eins, wenn ich bis dahin keine Spiele absolviert habe. Insofern ist es aktuell nicht wichtig auf das zu schauen, was vielleicht mal sein kann. Mein kurzfristiges Ziel ist und wichtig ist es, auf dem Platz zu stehen und zu spielen.

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