Es war ein bitterer Abend für Borussia Mönchengladbach in Dortmund. Im Auswärtsspiel beim BVB setzte eine heftige Klatsche, die am Ende auch in der Höhe verdient war. Die Gladbacher Borussen machten so ziemlich alles falsch und wurden in ihre Einzelteile zerlegt.
Als Schiedsrichter Manuel Gräfe das Borussen-Duell im Signal Iduna Park abgepfiffen hatte, war das für die Gladbacher Borussen wohl wie eine Art Erlösung. Denn in den 90 Minuten zuvor hatten sie überhaupt keine Schnitte gegen den spielstarken BVB, der die Fohlenelf in seine Einzelteile zerlegte.
»Wir müssen zum einen versuchen, das Dortmunder Offensivspiel einzudämmen. Zum anderen müssen wir selbst möglichst viel Ballbesitz erlangen und mutig sein«, hatte Dieter Hecking vor der Partie beim Champions League-Teilnehmer gefordert.
Doch genau das ging gründlich in die Hose. Lediglich in den ersten zwanzig Minuten ging der Matchplan auf und es gelang, den BVB in Schach zu halten. Die Fohlenelf verteidigte diszipliniert und verschob gekonnt, so dass die starke BVB-Offensive kaum zur Geltung kam. Auf der anderen Seite hatte man selbst gute Möglichkeiten, um seinerseits in Führung zu gehen. »Bei unseren beiden Chancen in der ersten Halbzeit hat ein wenig die Konzentration gefehlt«, monierte Denis Zakaria und meinte: »Wenn wir diese genutzt hätten, wäre es wahrscheinlich ein anderes Spiel geworden«.
Tobias Sippel allein gelassen
»Wenn man in Dortmund in Führung geht, kann das viel bewirken«, stimmte Patrick Herrmann zu. Hätte, hätte, Fahrradkette. Es kam bekanntlich anders, denn stattdessen ging der BVB in Front. Und ab der 1:0-Führung ging bei der Fohlenelf rein gar nichts mehr. Man verteidigte schlecht, ließ sich hinten rein drücken und macht dem BVB das Toreschießen leicht. Ja man lud ihn förmlich dazu ein. So folgten dem ersten fünf weitere Treffer, bei denen Tobias Sippel einem leid tun konnte.
»Wir haben heute zu viele Fehler gemacht. Der Einzige, der mir heute aus der Kritik rauskommt, ist Tobi Sippel. Den haben wir heute in vielen Phasen des Spiels alleine gelassen«, sagte Dieter Hecking. »Wir haben den Gegner auch eingeladen. Wir haben drei Tore selbst vorbereitet. »So wie wir unsere Gegentore bekommen haben, das geht nicht – und gegen Borussia Dortmund erst recht nicht«.
Ein Abend zum Vergessen
Der BVB nutzte die Schläfrigkeit und Naivität der Gladbacher Borussen gnadenlos aus und zerlegte sie in seine Einzelteile. Immerhin gelang den Fohlen durch Lars Stindl noch der Ehrentreffer. Und das just in der Phase, als der BVB etwas den Fuß vom gas genommen hatte. So richtig freuen konnte sich darüber natürlich niemand. Zu derbe war die Demontage und die ungenügende Leistung der Gladbacher Borussen an diesem Abend.
»Wir haben wenig bis nichts von dem umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten. Wir wollten hinten sicher stehen, das haben wir nicht geschafft. Wir wollten selber Ballbesitzphasen haben, das haben wir nicht geschafft«, fand Matthias Ginter, der an alter Wirkungsstätte einen schlechten Tag erwischte, deutliche Worte. »Die Bälle haben wir viel zu schnell und viel zu leicht verloren. Die Konter, die wir zweifelsohne hatten, haben wir auch nicht genutzt. So kommt dann am Ende so ein Ergebnis zu Stande«.
Ein Ergebnis, das auch in der Höhe komplett verdient war und schmerzt. Doch die für Gladbacher Borussen war an diesem Abend in Dortmund nichts zu holen, weil man nichts von dem, was man sich vorgenommen hatte, umsetzten konnte. Man war schlichtweg überfordert. Dortmund war eine Klasse besser – das muss man anerkennen, sagte Herrmann.
Einem der Titelfavoriten wollte man versuchen, ein Bein zu stellen. Schlussendlich hat man sich im übertragenen Sinne beide Beine selbst gebrochen und ist mächtig unter die Räder kommen. »Insgesamt war das eine deftige und auch in dieser Höhe verdiente Niederlage. Wir müssen uns einiges vorwerfen lassen«, sagte es Stindl treffend und wusste: »Insgesamt war das natürlich zu wenig von uns«.
»Man muss es akzeptieren, dass wir heute leider nur ein Gegner waren. Wir haben heute unseren Meister gefunden, das muss man anerkennen. Wir müssen das Spiel heute schnell abhaken«, sagte Hecking. Einfach sein dürfte das nach so einer Klatsche nicht. Aber dennoch muss es schnell passieren. Schließlich wartet mit dem gut gestarteten und unangenehm zu bespielenden Aufsteiger Hannover 96 die nächste Aufgabe.
Zuvor muss man den Auftritt in Dortmund und die dort gemachten eklatanten Fehler aber nochmals genau unter die Lupe nehmen und analysieren. Denn man kann durchaus in Dortmund verlieren, so aber definitiv nicht. Dieter Hecking wird viel Aufbauarbeit leisten müssen.