Borussia Mönchengladbach kann also doch noch gewinnen. Nach zuvor vier Pleiten in Folge gelang in Hannover endlich der langersehnte Dreier. Der Sieg fiel mit 1:0 zwar knapp aus, war unter dem Strich aber verdient. Man musste kein großer Prophet sein um zu wissen, dass sich die Borussen hinterher erleichtert zeigten.
Der Jubel von Christoph Kramer und der gesamten Mannschaft war ausgelassen und bezeichnend für die letzten Wochen. Nachvollziehbar. Schließlich war es ein ganz schwerer Rucksack, den die Borussen bis zur 71. Minute in der HDI Arena mit sich rumschleppten.
Nach zuvor 431 torlosen Minuten und 77 Torschussversuchen war der Bann endlich gebrochen und das Runde zappelte mal wieder im Eckigen. »Natürlich war das erstmal pure Erleichterung«, sagte Dieter Hecking ins Sky-Mikrofon.
Auch dem 53-Jährigen war an der Seitenlinie ein Stein vom Herzen gefallen. Und das gerade auch deshalb, weil seine Mannschaft erneut einige Anläufe gebraucht hatte, um die verdiente Führung zu erzielen. »Wenn man gesehen hat, wie viele Chancen wir schon wieder hatten. Dann denkst du ‚Belohnt euch endlich mal wieder für so einen guten Auftritt’«, so Hecking. »Es ist natürlich schon so, dass etwas abfällt.«
Acht Torschüsse hatten die Borussen im ersten Durchgang und gute Möglichkeiten – doch es war eben das alte Lied von der Chancenverwertung. »In der ersten Halbzeit haben wir hinten nichts zugelassen und vorne mehrere gute Chancen gehabt. Leider ist es uns nicht gelungen, früher in Führung zu gehen«, haderte Lars Stindl.
»Wir mussten uns einfach mit einem Sonntagsschuss erlösen«
»Auch heute haben wir wieder eine sehr gute erste Halbzeit gespielt mit vielen guten Torchancen, die wir wieder nicht genutzt haben«, sagte Jannik Vestergaard. »In so einer Phase kann es passieren, dass das Kollektiv zusammenbricht.«
Doch genau das passierte nicht. Weil die Borussen die Köpfe oben behielten und dranblieben. Und dann kam eben die 71. Spielminute, die für die Erlösung sorgte. »Es war großes Glück, weil so einer gelingt mir nicht so oft. Ich habe einfach mit links draufgehalten, dass er drin war, da war ich selbst ein wenig überrascht«, sagte Torschütze Christoph Kramer bei Sky und zeigte sich erleichtert: »Es war sehr wichtig, wahrscheinlich musste als Knotenlöser so ein Glücksschuss reingehen. Es war natürlich so gewollt, aber es war auch Glück dabei.«
»Wir mussten uns einfach mit einem Sonntagsschuss erlösen«, meinte Vestergaard. »Es braucht dann so einen Schuss, wie dem von Chris Kramer mit links. Einen solchen Schuss habe ich von ihm im Training glaube ich noch nicht gesehen«, freute sich Hecking und Stindl stimmte zu: »Dann brauchte es eben so einen Sonntagsschuss wie den von Chris Kramer. Er hat sich das verdient.«
»Ein Schritt in die richtige Richtung«
Verdient hatten sich die Borussen in der Folgezeit dann auch die drei Punkte. Weil sie in der Druckphase der Hannoveraner alles reinwarfen und mit Leidenschaft dagegenhielten. »Hannover hat uns nach der Pause auch richtig unter Druck gesetzt. Dass wir diesem Druck aber Stand gehalten haben, sagt einiges über den Charakter unserer Mannschaft aus«, freute sich Vestergaard.
In der Tat. Endlich konnte man sich für den betriebenen Aufwand wieder belohnen und unter dem Strich verdient die drei Punkte mit an den linken Niederrhein nehmen. »Es war heute ein hartes Stück Arbeit für uns. Es ist nie einfach in Hannover zu spielen. Es ist eine gute Mannschaft. Wir haben aber dagegengehalten und versucht, den Bock heute umzustoßen und den Negativlauf zu stoppen«, so Matthias Ginter. »Es war nicht einfach, aber wir haben wieder viel investiert. Deswegen geht der Sieg unter dem Strich auch in Ordnung.«
»Natürlich war das heute ein Schritt in die richtige Richtung. Der Sieg war verdient. Die letzten Wochen waren sehr zäh für uns, heute haben wir uns für eine ordentliche Leistung endlich mal wieder belohnt«, zeigte sich auch Stindl erleichtert.
»Fußball ist Ergebnissport. Wir hatten in den letzten Wochen einfach nicht die Ergebnisse und hatten auch zwei Spiele, in denen es auch vom Spielerischen nicht gut gelaufen ist für uns«, sagte Kramer. »Wir haben uns letzte Woche und heute mit viel Leidenschaft zurückgekämpft. Deswegen tun uns drei Punkte nach so einer Serie sicherlich gut.«
»Wir schauen von Spiel zu Spiel«
Gerade für den Kopf sowie das Selbstvertrauen war und ist es wichtig, dass der Knoten endlich geplatzt und mal wieder ein Erfolgserlebnis gelungen ist. So ist man mit nun 34 Punkten wieder im Rennen und hat die Europa League in Sichtweite – was zeigt, wie eng beisammen die Liga derzeit ist. Doch großartig beschäftigen wollen sich die Borussen damit zumindest jetzt nicht.
Nicht zu Unrecht. Schließlich macht eine Schwalbe noch keinen Sommer. Vielmehr gilt es, weiter zu punkten und im kommenden Heimspiel gegen Werder Bremen den Auswärtssieg zu vergolden. »Nach zuvor vier Niederlagen und diesem einen Sieg in Hannover wäre es falsch, jetzt wieder von Europa zu sprechen. Wir schauen von Spiel zu Spiel – auch wenn das sehr langweilig klingt«, gab Yann Sommer die Marschrichtung vor. »Es ist der Weg, den wir gehen müssen. Am Freitag kommt in Bremen ein Gegner, gegen den es wieder ein schwieriges Spiel wird.«
So brachte es Jannik Vestergaard abschließend auf den Punkt: »Wie haben es uns gegenseitig gezeigt, dass wir Spiele gewinnen können. Jetzt geht’s weiter.«