Borussia Mönchengladbach ist wieder zurück in der Spur. Nach zuletzt drei Pflichtspielniederlagen in Folge inklusive dem Pokalaus gegen Frankfurt gewannen die Borussen beim 1. FSV Mainz 05 am Ende verdient mit 2:1 und zeigten dabei eine starke Auswärtsleistung. Europa bleibt somit weiter in Reichweite. Die Protagonisten hatten allen Grund zum Strahlen.
Der Stachel bei Borussia Mönchengladbach und deren Anhängern saß tief nach dem bitteren Popkalaus gegen Eintracht Frankfurt. Vor heimischem Publikum hatte man die große Chance verpasst, nach 22 Jahren mal wieder zum Pokalfinale nach Berlin zu reisen. Besonders die schwache erste Hälfte gegen die Adlerträger hatte für Kopfschütteln gesorgt und lag schwer im Magen. Die hatte man komplett verschlafen und hatte Glück, nicht nach 45 Minuten schon 0:3 hinzuliegen.
Schlussendlich zog man dann erst im Elfmeterschießen den Kürzeren. Obwohl man das hätte durchaus vermeiden und seinerseits in der Verlängerung den Finaleinzug gut und gerne hätte klarmachen können. Hätte, hätte, Fahrradkette. Der Pokal 2017 war Geschichte für die Borussen, die daran zu knabbern hatten. Dazu kamen dann mit den schweren Verletzungen von Oscar Wendt und Josip Drmić zwei weitere Hiobsbotschaften.
Bitteres Pokalaus mehr als ordentlich verdaut
Wieder zwei längerfristige Ausfälle für die personell eh schon arg gebeutelten Borussen. »Wir pfeifen aus dem letzten Loch«, hatte es Dieter Hecking nach dem Pokalaus auf den Punkt gebracht. Und das auch in Bezug auf die Kondition. In Mainz erwartete die Fohlenelf das 48. Pflichtspiel der laufenden Saison. Keine Mannschaft der Bundesliga hat so viele Spiele auf dem Buckel.
Die Frage lautete also: Wie würde die sich nahezu von selbst aufstellende Mannschaft all das verkraften in Mainz, wo man nur eines der letzten fünf Spiele gewinnen konnte? Nach den 90 Minuten bei den Rheinhessen kann man festhalten: Die Fohlenelf hat eine tolle Reaktion und eine starke Auswärtsleistung gezeigt. Der Fohlenelf war das bittere Pokalaus überhaupt nicht anzumerken. Sie lief mit über 116 Kilometer sogar zwei mehr als Mainz.
»Ich muss meine Mannschaft für diesen Auftritt in Mainz ausdrücklich loben«, freute sich Dieter Hecking zurecht. »Es war nicht einfach, nach dem Pokalspiel die Enttäuschung aus den Köpfen zu bekommen«.
»Es war eine sehr schwierige Woche für uns. Aber wir sind in dieser Saison schon öfter nach Rückschlägen wieder aufgestanden«, sagte Lars Stindl. »Wir wollten unbedingt eine Reaktion zeigen und ich denke, wir haben das in der ersten Halbzeit und phasenweise in der zweiten Hälfte auch sehr gut gemacht«.
»Insgesamt geht ein großes Kompliment an die Mannschaft. Jeder, der heute reinkam, hat seine Sache sehr gut gemacht und sich voll und ganz eingebracht«, lobte der Kapitän. »Das zeigt, dass es einfach stimmt in der Mannschaft«.
»Wichtig ist, dass wir die drei Punkte mitgenommen und eine super Reaktion nach dem Pokalspiel am Dienstag gezeigt haben«, sagte Jonas Hofmann und Nico Schulz lobte anschließend bei Sky: »Das zeigt, dass wir eine geile Truppe sind und dass wir uns auch nach Rückschlägen nie hängen lassen, sondern den Kopf oben behalten und weiter Gas gegen. Wir haben heute genau die richtige Antwort auf den Dienstag gegeben«.
Nico Schulz der Mann des Spiels
Das haben die Borussen ohne Zweifel. Im Gegensatz zum Spiel gegen Frankfurt war man von der ersten Sekunde an hellwach, ergriff die Initiative, ließ kaum etwas zu und setzte die abstiegsbedrohten Mainzer unter Druck. »Wir haben das Mainzer Pressing sehr geschickt umspielt, sie kamen nie in eine richtige Drucksituation«, sagte Dieter Hecking.
Und nach etwas über einer halben Stunde hatte man dann die defensiv gut sortierten Gastgeber geknackt. Lars Stindl hatte für die verdiente Führung gesorgt. Es war der elfte Saisontreffer für den Kapitän, der zudem erstmals in vier aufeinanderfolgenden Bundesligaspielen getroffen hatte.
Aufgelegt hatte den Treffer Nico Schulz, der den verletzten Oscar Wendt auf der linken Abwehrseite vertrat und eine starke Partie ablieferte. Es war der erste Startelfeinsatz für den 24-Jährigen, der bis dato nicht an Wendt vorbeigekommen war. Unmittelbar nach Wiederanpfiff traf er dann selbst in die Maschen und sorgte so für die Vorentscheidung.
»Es war ein rundum gelungener Nachmittag. Ich freue mich, dass ich der Mannschaft mit meiner Vorlage und meinem Tor helfen konnte. Beim ersten Treffer muss ich gestehen, dass ich eigentlich selbst auf den Kasten zielen wollte, zum Glück stand Lars goldrichtig und hat den Ball über die Linie gedrückt«, gab der Man oft he Match strahlend zu Protokoll und beschrieb sein Tor: »Mein Tor zum 2:0 war aber genauso gewollt. Ich habe die lange Ecke anvisiert, und zum Glück ist er auch dort eingeschlagen«.
So kurz nach Wiederanpfiff zu treffen, passte den Borussen natürlich voll in den Kram. Mainz wirkte angezählt. »Das frühe Tor war natürlich gut für den Kopf«, sagte Hofmann und Hecking stimmte zu: »Wir hatten dann das Glück in Führung zu gehen, und der zweite Treffer direkt nach der Pause hat uns natürlich in die Karten gespielt«.
Doch gänzlich die Flinte ins Korn geworfen hatten die Rheinhessen dennoch nicht. Auch, weil bei den Borussen so langsam der Tank auf Reverse lief und es versäumte, mit einem dritten Tor auch letzte kleine Zweifel aus dem Weg zu räumen. »Man hat uns angemerkt, dass die Kraft allmählich nachließ«, sagte Hofmann. »Wir haben die Räume, die sich geboten haben, nicht genutzt und den Sack damit nicht zugemacht. Am Ende sind wir deshalb noch einmal in die Bredrouille gekommen«.
Europa weiter im Blick
»Mainz war erst am Ende gefährlich – auch, weil bei uns die Beine schwerer wurden«, stimmte Hecking zu. Zwar kam Mainz so noch zum Anschlusstreffer, doch der kam Gott sei Dank zu spät. Die Borussen warfen noch einmal alles rein, hielten mit vereinten Kräften dagegen und brachten den Vorsprung über die Zeit.
Unter dem Strich stand ein verdienter Sieg der Borussen, die so im Kampf um die Europa League-Plätze weiter ein Wörtchen mitreden können. Mit nunmehr 42 Punkten trennen die Fohlenelf lediglich zwei Punkte von Platz sieben und drei von Platz sechs. Und mit dem achten Rückrundensieg muss drei Spieltage vor Schluss nun auch nicht mehr nach unten geschaut werden. »Wir mussten gewinnen, um die Chance auf einen Europapokalplatz zu wahren, werden in den verbleibenden Spielen alles reinwerfen und dann sehen, was am Ende dabei herauskommt«, sagte Stindl.
»Mit 42 Punkten brauchen wir jetzt nicht mehr Richtung Abstiegsplätze gucken«, sagte Nico Schulz. »Mal gucken was nach oben noch möglich ist, wenn wir unsere letzten drei Spiele erfolgreich bestreiten«.
»In den drei ausstehenden Spielen wollen wir die Chance, die wir noch auf die internationalen Plätze haben, nutzen«, gab Hofmann die Marschrichtung vor. Und damit genau das am Ende rauskommt, sollten zumindest die beiden Heimspiele gegen Augsburg und Darmstadt gewonnen werden.