Top-Transfer: Tim Kleindienst ist bei Borussia voll eingeschlagen. Foto: Dirk Päffgen
In den ersten beiden Teilen unserer Reihe haben wir die Transfers der ersten zwei Jahre unter Roland Virkus analysiert. Der dritte und letzte Teil handelt vom Sommer 2024. Über die Verpflichtungen von Philipp Sander, Kevin Stöger und Tim Kleindienst: Unser Prüfstand, präsentiert vom Autohaus Waldhausen + Bürkel aus Mönchengladbach.
Führungsspieler brauchte Borussia – Sander ein „no-brainer“



Nach dem in den ersten beiden Transferphasen unter Virkus‘ Regie eine klare Tendenz Richtung „Jugend forscht“ erkennbar war, machte Borussias Geschäftsführer Sport zurecht einen Mangel an Führungsspielern auf dem Platz aus. Was folgte war eine regelrechte „Leader-Offensive“ – angefangen mit dem Transfer von Philipp Sander.
Sander brachte schon auf dem Papier all das mit, was in Borussias Zentrale gebraucht wurde: Erfahrung als Kapitän in der umkämpften zweiten Liga, das perfekte Fußballeralter mit 26 und vor allem eine günstige Ausstiegsklausel von einer Millionen Euro. Damit war der Transfer des gebürtigen Rostockers ein „no-brainer“ für die sportliche Führung. Und wie jüngst die Verletzung von Rocco Reitz zeigt, ist das zentrale defensive Mittelfeld mit Sander gut besetzt. Seine bisherige Bilanz: 20 Einsätze in der Bundesliga, davon vier über die volle Distanz bei einem erzielten Treffer. Nur einmal stand Borussias Nummer 16 ohne Einsatz im Kader. Damit war der Sander-Transfer Virkus‘ nächste wichtige Entscheidung – und die Rolle des Sechsers wird bei Borussia in Zukunft wohl noch wichtiger werden.
Stöger wieder unentbehrlich
Dasselbe gilt für den nächsten Neuzugang des vergangenen Sommers. Kevin Stöger, sogar ablösefrei gekommen, spielte sich durch seine herausragenden Leistungen für den VfL Bochum in den Fokus vieler Bundesligavereine.
Zu Beginn der Saison war Stöger unangefochtener Stammspieler bei den Fohlen, fügte sich nahtlos in das System von Trainer Gerardo Seoane ein. Nach einer kurzen Durststrecke zur Mitte der Hinrunde, in der der Österreicher meist nur von der Bank kam, kämpfte er sich jüngst zurück in die Startaufstellung und steuerte in der aktuellen Saison zwei Tore sowie vier Vorlagen bei. Stöger ist ebenfalls ein Leader auf dem Platz, und mit seinem starken linken Fuß ist er besonders bei Standards eine Waffe.
Für Borussia ist der Österreicher sowohl qualitativ als auch quantitativ eine wichtige Verstärkung. Das einzige Manko: Mit 31 Jahren zählt Stöger zu den älteren Profis im Kader, doch bringt ihm das auch einen Erfahrungsvorteil ein. Zweifelsohne: Auch Stöger war ein äußerst wichtiger und guter Transfer von Roland Virkus, vor allem vor dem Hintergrund, dass er ablösefrei an den Niederrhein gekommen ist.
Virkus‘ Königstransfer – jeder weiß, wer
Zwar nicht ablösefrei, doch für den – verhältnismäßig – geringen Betrag von sieben Millionen Euro kam Tim Kleindienst aus Heidenheim zu den Fohlen. Seitdem wird nahezu jede Woche über den Stürmer geschrieben: Wieder ein Treffer, eine Vorlage oder eine Top-Leistung des Mannes, den wohl jeder als den Königstransfer von Roland Virkus bezeichnen würde. Kleindienst schoss bereits 14 Treffer in dieser Saison, legte sechsmal vor und spielte mit Ausnahme der Auswärtspleite beim VfL Wolfsburg, wo er wegen Grippe fehlte, in jedem Spiel von Beginn an – und wurde auch nur dreimal ausgewechselt.
Neben seiner fußballerischen Qualität ist Kleindienst sowohl verbal als auch non-verbal präsent. Er geht voran und reißt sein Team durch seinen Kampfgeist auch ohne Worte mit. Sein Saisonziel, zweistellig zu treffen, hat der Stürmer bereits erreicht; im Fohlendress wurde er erstmals für die Nationalelf nominiert. Auch für ihn persönlich hat sich der Wechsel an den Niederrhein geholt. Und für seinen Sportdirektor war Kleindienst wohl das größte Argumente, mit dem er sich die Vertragsverlängerung verdient hat.
Zwei weitere Transfers konnte Virkus in der Winterpause eintüten: Kevin Diks vom FC Kopenhagen und Jens Castrop vom 1. FC Nürnberg. Vor dem Hintergrund seiner bisherigen Transfers ist zu erwarten, dass der Sportdirektor auch diesmal einen guten Riecher hat und den Kader mit Bedacht verstärkt hat. Denn eines ist in den letzten Wochen erkennbar geworden: Borussia hat ein neues Gesicht – und Virkus hat durch seine Arbeit maßgeblich dazu beigetragen, dass die Fohlen wieder um Europa mitspielen.