Hannes Wolf erhält von Daniel fake das nötige Vertrauen und kommt aktuell auf Spielzeit. Foto: Dierk Päffgen.
Bei Borussia Mönchengladbach hatte es Hannes Wolf gewiss nicht leicht. Unter Daniel Farke erhält der Österreicher in den letzten Spielen das nötige Vertrauen und kommt zu regelmäßigen Einsätzen. Im Gespräch mit unserer Redaktion spricht der 23-Jährige unter anderem über die aktuelle Phase der Fohlenelf, seine letzten Einsätze, seine Entwicklung, seine Zukunftspläne und das Heimspiel gegen den SC Freiburg.
Fohlen-hautnah: Hannes, Sportlich läuft es derzeit sehr schleppend. Was sind die Gründe für die starken Leistungsschwankungen und was muss vielleicht innerhalb der Mannschaft noch besser werden?
Hannes Wolf: Das ist nicht so einfach zu erklären. Ein Beispiel: Ich finde, dass wir in den Spielen, in denen wir vom Endergebnis her nicht gut ausgesehen haben, phasenweise trotzdem gut begonnen haben, es dann aber nach einem Rückstand oder Rückschlag nicht geschafft haben, das Spiel zu drehen. Das ist ein Punkt, an dem wir ansetzen müssen. Der Trainer hat es nach Mainz auf der Pressekonferenz gesagt: Wir müssen es nach solchen Rückschlägen schaffen, das Spiel in unsere Richtung zu drehen und zu lenken. Wir müssen auch auswärts nach einem Rückstand kühlen Kopf bewahren.
Fohlen-hautnah: Wie bereitet ihr intern solche hohen Niederlagen wie beispielsweise in Mainz auf?
Hannes Wolf: Natürlich die Stimmung dann erstmal im Keller, aber wir besprechen die Dinge dann und arbeiten dran.
Fohlen-hautnah: Wie sind die Leistungsschwankungen und vor allem die fehlende Konstanz zu erklären? Es ist ja schon auffallend, dass man gegen Teams wie Bayern und Dortmund alles „raushaut“ und mithält und dann aber in Spielen wie gegen Mainz einknickt…
Hannes Wolf: Ich verstehe, dass darüber viel gesprochen und geschrieben wird und dass die Fans dann natürlich unzufrieden sind. Aber: Wir wissen, worum es geht. Ich erlebe uns ja auch in der Kabine vor den Spielen. Wir wollen jedes Spiel gewinnen, keine Frage. Aber: Konstanz ist ein Thema. Denn wenn du einmal top spielst und dann eine Woche später die Leistung nicht so wie du dir das vorstellst auf den Platz bringst, dann hat das etwas mit fehlender Konstanz zu tun.
Fohlen-hautnah: Kommen wir mal zu dir. Nach deiner Schulterverletzung bist du aktuell wieder fester Bestandteil des Kaders. Wie verlief die Rückkehr in die Mannschaft aus deiner Sicht?
Hannes Wolf: Ich hatte durch die Verletzung im Sommer einen anderen Zeitplan als die Mannschaft. Ich war einen Monat in Österreich und habe dort meine Reha gemacht. Ich habe dann den Urlaub dazu genutzt, um mit der U23 zu trainieren, so dass ich in einer guten Verfassung in die Vorbereitung einsteigen konnte. So hatte ich keine Anpassungsprobleme und bin froh, dass wir es genauso gemacht haben. Dadurch bin ich auf einem guten Level eingestiegen.
Fohlen-hautnah: In Hoffenheim hast du dein erstes Saisontor erzielt. Wie gut war der Treffer für dein Selbstvertrauen?
Hannes Wolf: Natürlich hat mir das gutgetan. Ich hatte gegen Augsburg und Hoffenheim lediglich Kurzeinsätze. Und dann ist es gut, wenn du dann triffst. Nach so einer langen Leidenszeit beflügelt so ein Tor. Das hat mir Selbstvertrauen gegeben und sicher auch dazu beigetragen, dass ich dreimal von Beginn spielen durfte.
Fohlen-hautnah: Du hast es schon gesagt. Daniel Farke schenkt dir derzeit viel Einsatzzeit und damit auch Vertrauen. Inwiefern ist das und die Wertschätzung, die dir der Trainer entgegenbringt, wichtig für dich und deine weitere Entwicklung und das Selbstvertrauen?
Hannes Wolf: Für jeden Spieler ist es wichtig, das Vertrauen des Trainers zu spüren. Dann ist es einfach leichter, eine gute Performance auf den Platz zu bringen. Für meine Entwicklung ist jede Minute wichtig. Das ist einfacher, wenn man 60, 70 oder 90 Minuten spielt. Ich bin sehr froh, dass das in den letzten Spielen der Fall ist. Ich habe im Training nie aufgehört, Gas zu geben und mache das auch weiterhin.
Fohlen-hautnah: In der Rückrunde der vergangenen Spielzeit hast du auf Leihbasis für Swansea City gespielt. Wie war deine Zeit in England aus sportlicher Sicht aber auch persönlich und gab es auch die Überlegung und die Möglichkeit, in England zu bleiben oder kam das für dich nie infrage, weil du dich bei Borussia und in der Bundesliga durchsetzen möchtest?
Hannes Wolf: Damals war der Wechsel wichtig für mich, weil ich zu einem Zeitpunkt nach England gegangen bin, an dem ich bei Borussia gar nicht mehr gespielt habe. Ich habe dann die Championship und Swansea gewählt weil klar war, dass ich viele Spiele machen kann. Bis auf drei Spiele, bei denen ich aufgrund von Corona gefehlt habe, habe ich alle Spiele gespielt. Das tat mir auf jeden Fall gut und war eine neue Erfahrung. Auch wenn ich mich sehr wohl gefühlt habe, war es immer mein Plan, wieder zurückzukommen. Im Fußball weiß man aber nie, was passiert. Als dann klar war, dass Daniel Farke kommt war klar, dass ich bei Borussia meine Chance suchen will. Bisher hat sich das ausgezahlt.
Fohlen-hautnah: Du bist noch ein junger Spieler und mit der Entwicklung sicher noch nicht am Ende. Was läuft gut und was musst du aus deiner Sicht noch verbessern?
Hannes Wolf: Danke, aber ich bin jetzt ich nicht mehr so jung (lacht). Ich bin schon in einem durchaus gestandenen Fußballer-Alter und habe einiges gesehen und erlebt. Ich habe es jetzt geschafft, mich so zu festigen, dass ich mich nach Rückschlägen nicht verrückt machen lasse, sondern einfach dranbleibe und Gas gebe. Ich glaube schon, dass harte Arbeit irgendwann belohnt wird. Natürlich kann und muss man sich immer verbessern. Ich bin davon überzeugt, dass ich noch nicht am Ende meiner Entwicklung bin. Ich komme mit meiner Vergangenheit in Salzburg und Leipzig beispielsweise aus einem etwas anderen Fußball-Konzept. Bei Borussia sind mittlerweile wieder mehr Ballbesitz und Ruhe am Ball gefragt. Das sind sicherlich noch Punkte, die ich verbessern kann und muss. Aber ich glaube, dass ich da auf einem guten Weg bin. Und mit jedem Training wird das besser.
Fohlen-hautnah: Du wirst im Sommer, blendet man deine Leihe nach Swansea mal aus, drei Jahre bei Borussia sein. Wie schaust du auf die bisherige Zeit zurück und würdest du die Entscheidung wieder treffen?
Hannes Wolf: Natürlich habe ich mir in den drei Jahren anderes gewünscht und erhofft. Grundsätzlich fühle ich mich hier wohl und ich weiß, dass Borussia ein großer Verein ist, der immer in der Lage ist, in der Bundesliga vieles zu erreichen. Auch wenn man mal durch Phasen geht, in denen es nicht so einfach ist, ist es schon etwas Besonderes, für einen Verein wie Borussia zu spielen. Deshalb würde ich die Entscheidung immer wieder so treffen.
Fohlen-hautnah: Dein Vertrag läuft noch bis Sommer 2024. Kannst du dir einen Verbleib darüber hinaus vorstellen oder strebst du eventuell eine Veränderung an?
Hannes Wolf: Grundsätzlich hängt es auch davon ab, was der Verein möchte. Ich habe Vertrag und kann mir natürlich auch vorstellen, darüber hinaus die nächsten Jahre hier zu verbringen. Ich muss mir aber ehrlich gesagt auch etwas anderes vorstellen können, weil es eben auch nicht nur an mir liegt. Wenn der Verein aber auf mich zukommen würde, dann würde ich auch Gespräche führen, keine Frage.
Fohlen-hautnah: Für dein Heimatland hast du bereits das Trikot der U21 getragen, die A-Nationalmannschaft hingegen, lässt noch auf sich warten. Das dürfte auch ein Traum von dir sein. Wie schätzt du da deine Chancen ein und gab es schonmal ein Gespräch mit Ralf Rangnick?
Hannes Wolf: Ich war ja unter Ralf im Sommer dabei und es war eigentlich geplant, dass ich spiele. Dann habe ich mir im Abschlusstraining leider einen Hexenschuss zugezogen und war dann für ein paar Tage raus und habe es nicht mehr geschafft, in den beiden abschließenden Spielen zu spielen. Aber ich glaube, dass grundsätzlich vieles davon abhängt, wie es bei Borussia läuft und wie viel ich spiele. Dann denke ich, dass ich schon in naher Zukunft wieder bei der Nationalmannschaft sein und dann hoffentlich mein Debüt geben kann. Natürlich ist das immer etwas Besonderes, für sein Land zu spielen. Deshalb ist das ein großes Ziel von mir und ich glaube, dass ich mir den Traum verwirklichen kann.
Fohlen-hautnah: Wenn wir bei Träumen sind. Was für welche hast du in Bezug auf den Fußball und was möchtest du generell noch erreichen?
Hannes Wolf: Es ist immer etwas Besonderes, sich international messen zu können. Man hat es ja bei Frankfurt gesehen, was möglich ist. Und das habe ich vorhin gemeint. Deshalb bin ich bei einem Verein wie Borussia, der in der Lage ist, am Ende einer guten Saison auch in Europa zu spielen. Dass das nicht jedes Jahr gelingen kann, ist uns auch klar. Aber das zählt zu meinen Zielen.
Fohlen-hautnah: Wenn du bei Borussia von Europa sprichst. Zumindest die Conference League ist nicht meilenweit weg. Wir haben schon besprochen, dass dafür aber eben vor allem Konstanz von Nöten ist. Was glaubst du also, ist in dieser Saison noch möglich?
Hannes Wolf: Für uns geht es jetzt erst einmal darum, in den Spielen konstanter aufzutreten. Für was es dann am Ende reicht, wird man dann sehen. Ich denke schon, dass die Saison für uns auf jeden Fall noch positiv enden kann.
Fohlen-hautnah: Kommen wir zum Schluss nochmal zur Gegenwart. Dort wartet am Samstag die Aufgabe gegen Freiburg. Was erwartest du für ein Spiel und wie müsst ihr auftreten, um die drei Punkte bei euch zu behalten?
Hannes Wolf: In der Bundesliga muss man grundsätzlich immer bereit und aggressiv sein. Freiburg ist eine Mannschaft, die es richtig gut macht und die sich in den letzten Jahren top entwickelt hat. Sie spielen einen unangenehmen Fußball. Aber wir spielen Zuhause und wollen natürlich dagegenhalten und die die Punkte bei uns behalten. Ich glaube, dass mit Freiburg und auch dann Leipzig zwei Top-Gegner auf uns warten. Ich hoffe, dass wir am Samstag eine Top-Leistung auf den Platz bringen mit viel Aggressivität und viel Laufbereitschaft und unserem Fußball. Dann sind wir durchaus in der Lage, Freiburg zu schlagen.