Baustelle Borussia: So wird der Umbruch irgendwann zum Einbruch 

Teilweise erlaubten sich die Fohlen haarsträubende Fehler. Foto: Dirk Päffgen

Die Saison 2023/ 24 verlief für Borussia Mönchengladbach extrem enttäuschend. Unter dem großen Ziel des Umbruchs sind die Fohlen gestartet, das Fazit fällt allerdings ernüchternd aus. Bis zum vorletzten Spieltag musste man um den Klassenerhalt zittern, das hatte Gründe. Unsere aktuelle Baustelle Borussia, präsentiert von der Schotes Firmengruppe. 

Bilanz wie ein Absteiger 

Zum Abschluss der Spielzeit gab es für Borussia Mönchengladbach nochmal eine krachende Niederlage beim Vizemeister VfB Stuttgart. Die Leistung war fast schon sinnbildlich für die Saison, denn erneut musste man viele Gegentore hinnehmen und nach vorne ging herzlich wenig – um nicht zu sagen gar nichts. Das zog sich wie ein roter Faden durch die 34 Spiele in der Bundesliga. Eigentlich hatte sich Trainer Gerardo Seoane auf die Fahne geschrieben, die Defensive zu stabilisieren. Das gelang nicht, stattdessen kassierten die Fohlen unglaubliche 67 Gegentore. Selbst unter Daniel Farke und Adi Hütter mussten die Torhüter nicht so oft hinter sich greifen. Ein kollektives Verteidigen blieb aus, individuelle Fehler wurden eiskalt bestraft. 

In der Rückrunden-Tabelle landete Borussia nur auf Platz 17. Statt einer Entwicklung folgte eher ein regelrechter Rückschritt. Lediglich zwei Siege gelangen der Fohlenelf, nur Absteiger Darmstadt hat noch weniger (einen Sieg). Generell durften die Anhänger der Gladbacher nur siebenmal über drei Punkte jubeln. Weniger gab es nur in der Saison 2006/ 07 (6), damals stieg man als Tabellenletzter ab. Die damaligen Absteiger Mainz und Aachen hatten dort wie die Borussen heuer 34 Punkte. Allerdings hätte den Fohlen dann die bessere Tordifferenz von heute (-11) gereicht. Aber es zeigt, wie knapp es dieses Jahr für die Fohlen war, die lediglich einen Punkt vor Union Berlin und Bochum landeten. 

Für diesen geringen Vorsprung sorgten auch die verspielten Führungen. Im letzten Heimspiel gegen Frankfurt gaben die Borussen zum insgesamt 13. Mal eine Führung aus der Hand, das war einsame Spitze in der Bundesliga. Hätten die Fohlen nur einen Bruchteil der Zähler geholt, wäre die Saison um einiges entspannter gewesen. 

Wenige Lichtblicke 

Freuen durften sich die Borussen zumindest über die Entwicklung zweier Spieler: Rocco Reitz und Robin Hack waren die positiven Erscheinungen im Spiel. Reitz schaffte endgültig seinen Durchbruch in der Bundesliga und kam in allen 34 Bundesliga-Spielen zum Einsatz. Das Vertrauen rechtfertigte der 21-Jährige mit sechs eigenen Treffern sowie drei Torvorbereitungen. Auch Neuzugang Hack überzeugte auf ganzer Linie, vor allem seiner starken Rückrunde sei Dank. Mit zehn Toren und zwei Vorlagen war der 25-Jährige der stärkste Borusse und erzielte sogar nach 21 Sekunden das schnellste Tor der Saison (am 17. Spieltag gegen Stuttgart). Franck Honorat sorgte für eine belebte Außenbahn und schlug die zweitmeisten Flanken aus dem Spiel heraus (99). Lediglich David Raum aus Leipzig übertraf die Marke des Franzosen (141). 

Wie viel Umbruch haben wir schon gesehen? 

Die sportliche Führung gab vor der Saison die Rückkehr auf den Borussia-Weg als Ziel aus. Doch wohin dieser Weg, vor allem sportlich, führt, ist derzeit noch ungewiss. Fakt ist, der Umbruch wäre beinahe krachend gescheitert, dem darf sich niemand verschließen. Von den Fans wurde die Marschrichtung zunächst mit einem großen Vorschuss mitgetragen, doch nach dem peinlichen Pokal-Aus in Saarbrücken drohte die Stimmung zu kippen. Es bleiben viele Zweifel und Fragezeichen, die in den kommenden Wochen und  Monaten aus der Welt geräumt werden müssen. Die Verantwortlichen müssen nun vorangehen und dem Kader wieder ein Gesicht geben, um sich selbst in die Lage zu bringen, eine deutlich bessere Saison zu spielen. Nun sind Mut und kreative Lösungen in Sachen Transfers gefragt, vielleicht braucht es auch mal ‚unbequeme‘ Spieler. 

Sicherlich trug Roland Virkus noch immer die Altlasten von Max Ebert und auch Corona mit sich rum, als die Fohlen mit vielen ablösefreien Abgängen zu kämpfen hatten. An der kommenden Transferperiode muss er sich nun aber auch messen lassen. Es bedarf einer deutlich höheren Kaderbreite. Damit der Umbruch nicht zum Einbruch wird, muss sich in der Spielzeit 2024/ 25 einiges ändern. Neben den Verantwortlichen abseits des Platzes liegt es aber auch an den Akteuren auf dem Rasen, sich selber wieder mehr in die Verantwortung und Pflicht zu nehmen. Hier blieben auch einige Spieler weit hinter ihren eigenen Ansprüchen und Möglichkeiten. 

Abschied zweier Legenden 

Tony Jantschke kam bereits in seiner 16. unterschiedlichen Saison für Borussia zum Einsatz und stellte damit den Vereinsrekord von Uwe Kamps und Christian Hochstätter ein. Dass es die letzte Spielzeit für das Urgestein im Verein war, ist hinreichend bekannt. Genau wie bei Patrick Herrmann, der nach über einem Jahrzehnt bei den Fohlen seine Fußballschuhe an den Nagel hängt. Glücklicherweise bleiben beide dem Verein in anderen Funktionen noch erhalten. Zwar spielten sie sportlich keine tragende Rolle mehr, waren aber für zahlreiche Spieler eine Identifikationsfigur und Anlaufpunkt. Dieser fällt nun weg. 

Mit Christoph Kramer könnte ein weiterer verdienter Spieler den Verein verlassen. Derzeit mehren sich die Gerüchte in den Medien, dass Borussia mit dem Weltmeister von 2014 über eine Vertragsauflösung verhandelt. Sicherlich haben sich beide Parteien im Verlaufe der Saison etwas auseinander gelebt, doch Borussia muss aufpassen, sein Gesicht nicht völlig zu verlieren. Fakt ist jedenfalls, dass Kramer nach starken Jahren im Trikot der Fohlenelf einen würdigen Abschied verdient hat. Und so bleibt die Personalie des 33-Jährigen nicht die einzige Baustelle, die in der Sommerpause geschlossen werden muss… 

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