Ex-Borusse im Interview – Mirza Mustafić: »Borussia ist für mich ein sehr bedeutender Verein«

Ex-Borusse Mirza Mustafic im Trikot der SV Elversberg. Foto: picture alliance/dpa | Tom Weller

Von 2013 bis 2019 trug Mirza Mustafić das Trikot von Borussia Mönchengladbach. Zu einem Profi-Einsatz reichte es für den Offensivmann allerdings nicht. Nach 50 Spielen für die U23 zog des ihn über die SV Elversberg und CS Fola Esch zum FK Sarajevo. Dort hat der heute 26-Jährige sein Glück gefunden. Im Gespräch mit unserer Redaktion spricht er unter anderem die Zeit bei der Borussia, sein Debüt für die luxemburgische Nationalmannschaft und Moritz Nicolas.

Fohlen-hautnah: Mirza, zunächst einmal die Frage wie ist der Stand der Verletzung, die du dir im Spiel der luxemburgischen Nationalmannschaft gegen Frankreich zugezogen hast?

Mirza Mustafić: Danke der Nachfrage. Mir geht es soweit gut. Ich habe mich an der Schulter verletzt. Aber es ist nicht schlimm und von daher kann in zügig wieder auf dem Platz stehen.

Fohlen-hautnah: Gegen die Équipe Tricolore hast du dein Debüt für die Nationalmannschaft Luxemburgs gegeben. Beschreibe mal dieses Gefühl und wie war es, gegen Weltstars wie Kylian Mbappé, Marcus Thuram etc. zu spielen und was hast du aus diesem Spiel mitgenommen?

Mirza Mustafić: Es war ein sehr schönes Gefühl mein Debüt für Luxemburg gegeben zu haben. Vor allem gegen so eine Mannschaft wie Frankreich. Es war eine tolle Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Des motiviert mich, weiter Gas zu geben, damit ich wieder so schöne Momente erleben kann, denn davon träumt man als kleines Kind. Aus dem Spiel nehme ich mit, dass auf diesem Niveau alles viel schneller geht, man auch vom Kopf her sehr schnell sein und schneller Entscheidungen treffen muss.

Fohlen-hautnah: In der Jugend hast du auch für die U-Mannschaften für Bosnien-Herzegowina gespielt. Warum hast du dich schlussendlich für die A-Nationalmannschaft deines Geburtslandes entschieden?

Mirza Mustafić: Um ehrlich zu sein habe ich über das Thema Nationalmannschaft nie viel nachgedacht, sondern war ausschliesslich auf die Aufgaben im Verein fokussiert. Luxemburg ist fussballerisch sehr vorangekommen und ich habe dem Land viel zu verdanken. Von daher gab es da gar keine Zweifel.

Fohlen-hautnah: Generell zeigt die Nominierung von Luc Holtz, dass sich deine bisherige Entwicklung und Leistungen ausgezahlt haben. Wie war das für dich, als dich Holtz angerufen und gesagt hast, dass du dabei bist?

Mirza Mustafić: Ich war sehr glücklich und aufgeregt. Ich kann dem Trainer nur danken, dass er mir die Möglichkeit gegeben hat, für Luxemburg spielen zu dürfen.

Fohlen-hautnah: Auf welchem Level siehst du den luxemburgischen Fußball?

Mirza Mustafić: Der luxemburgische Fussball ist in den letzten Jahren deutlich vorangekommen. Ich glaube, dass die Ergebnisse da alles sagen.

Fohlen-hautnah: Hast du vor deiner Entscheidung für die Nationalmannschaft mal mit den Borussen Yvandro Sanches Borges und Tiago Pereira Cardoso gesprochen?

Mirza Mustafić: Nein. Weil für mich eben sofort klar war, dass ich für Luxemburg spielen möchte. Yvandro habe ich auch noch nicht kennengelernt, da er zurzeit verletzt ist. Aber mit Tiago habe ich während der Länderspiele natürlich gesprochen. Wir haben auch viel über die Zeit im Internat gesprochen, da er aktuell ja auch noch im FohlenStall wohnt.

Fohlen-hautnah: Wie siehst du denn die Entwicklung von Yvandro und Tiago und was traust du bedien auf nationaler und internationaler Ebene zu?

Mirza Mustafić: Beide sind sehr talentiert. Ich glaube, dass sie eine Menge im Fussball erreichen werden, wenn sie weiter fokussiert und diszipliniert bleiben. Ich traue ihnen sehr viel zu.

Fohlen-hautnah: Womit wir die Brücke zur Borussia geschlagen haben. Du hast von 2013 bis 2019 das Borussia-Trikot getragen und dabei unter anderem anderem 50-Einsätze für die U23 absolviert. Die letzten beiden Jahre hattest du sogar einen Profivertrag und hast sowohl unter André Schubert als auch unter Dieter Hecking bei den Profis trainieren dürfen. Zu einem Einsatz in der Bundesliga hat es aber nie gereicht. Wo liegen da die Gründe?

Mirza Mustafić: Das ist eine sehr gute Frage. Ich glaube, dass es daran lag, dass Borussia zu dieser Zeit sehr erfolgreich war. Borussia hat ihn diesen Jahren immer international gespielt und da hat man dann deshalb vielleicht etwas weniger auf die jüngeren Spieler, sondern mehr auf die gestandenen Spieler gesetzt. Das nötige Glück spielt aber auch eine Rolle.

Fohlen-hautnah: Wie schaust du generell auf die Zeit bei Borussia zurück und was war Borussia für eine Station für dich?

Mirza Mustafić: Bei Borussia bin ich sozusagen groß geworden. Ich habe sechs wundervolle Jahre dort verbracht und blicke sehr gerne auf die Zeit zurück. Ich bin sowohl fussballerisch als auch neben dem Platz reifer geworden.

Fohlen-hautnah: Kann man sagen, dass Thomas Flath, Arie van Lent und Horst Steffen – alle auf ihre Art und Weise – dir am meisten mit auf den Weg gegeben haben?

Mirza Mustafić: Ja, das kann man schon sagen. Horst Steffen war ja mein Trainer in Elversberg, Thomas Flath und Arie van Lent bei Borussia. Jeder einzelne von Ihnen hat mich ein Stück weit besser gemacht und dafür bin ich Ihnen dankbar.

Fohlen-hautnah: Hast du noch Kontakt zur Borussia und verfolgst du das Geschehen aus Bosnien heraus?

Mirza Mustafić: Direkten Kontakt nicht, da alle meine Mitspieler von damals nicht mehr da spielen. Aber natürlich verfolge ich die Ergebnisse noch und schaue Spiele, wenn es die Zeit erlaubt. Borussia ist für mich ein sehr bedeutender Verein.

Fohlen-hautnah: In der U23 hast du auch mit Moritz Nicolas zusammengespielt. Er war in der abgelaufenen Spielzeit als Jonas Omlin-Vertreter ein Großer Rückhalt. Hättest du ihm einen solchen Weg damals zugetraut?

Mirza Mustafić: Mir war damals schon klar, dass Moritz eine sehr grosse Rolle spielen wird. Er war damals schon aussergewöhnlich stark. Moritz hatte eine enorme Präsenz auf dem Platz. Die hat er heute auch. Aber so ist der Fussball. Manchmal dauert es eine Zeit. Ich bin mir sicher, dass man sich früher oder später immer durchsetzet, wenn man Qualität hat und hart an sich arbeitet. 

Fohlen-hautnah: Während deiner Zeit bei Borussia hattest du einige Angebote (Benfica Lissabon, AS Monaco). Dennoch hast du dich zunächst für einen Verbleib entschieden und bist dann 2019 zur SV Elversberg gewechselt. Warum dieser Wechsel? 

Mirza Mustafić: Der Wechsel kam damals zustande, da ein Wechsel nach Holland im letzten Moment gescheitert ist. Ich wollte nicht mehr lange auf andere Vereine warten. Elversberg hatte sich sehr um mich bemüht. Ich hatte gute Gespräche mit Horst Steffen und hatte direkt ein sehr gutes Gefühl, da er mich aus meiner Gladbacher-Zeit kannte.

Fohlen-hautnah: So richtig in Schwung bist du dort vor allem auch aufgrund von Verletzungen nicht gekommen, so dass du den Wechsel zu CS Fola Esch vollzogen hast. Dort lief es dann richtig gut, so dass du bereits nach einem Jahr zu FK Sarajevo gewechselt bist, wo du bis heute unter Vertrag stehst. Warum hast du dich für diesen Wechsel entschieden?

Mirza Mustafić: Manchmal muss man einen Schritt zurückmachen, um zwei nach vorne machen zu können. Sarajevo ist ein ganz besonderer Verein mit einer großen Geschichte. Ich kannte den Verein damals schon, da meine Eltern aus Bosnien kommen und mein Vater den Fussball dort auch verfolgt hat. Als das Angebot von Sarajevo kam, habe ich nicht lange überlegt.

Fohlen-hautnah: In der abgelaufenen Spielzeit hast du 23 Spiele von beginn an gespielt, 5-Mal wurdest du eingewechselt. Lediglich zweimal hast du aufgrund einer Gelbsperre gefehlt. Wie zufrieden bist du also mit der letzten Saison – mir dir persönlich und dem Team? Immerhin dürft ihr in der Qualifikation zur Conference League spielen.

Mirza Mustafić: Für mich persönlich war es eine sehr gute Saison. Ich habe gefühlt jedes Spiel gespielt und bin mit meinen Leistungen sehr zufrieden. Als Team hatten wir dieses Jahr Höhen und Tiefen. Zum Glück konnten wir uns aber für Europa qualifizieren. Im nächsten Jahr wollen wir dann aber auf jeden Fall um die Meisterschaft mitspielen. 

Fohlen-hautnah: Hat man mit dir, als man erfahren hat, dass du mal bei Borussia gespielt hast, eigentlich mal über die beiden Play-off-Spiele gesprochen, die Borussia gegen Sarajevo 2014 bestritten hat? Das war für FK ja schon ein Highlight.

Mirza Mustafić: Selbstverständlich. Ich war damals sogar im Stadion. Es kommt mir vor, als wäre es erst gestern gewesen. Die Stimmung war überragend.

Fohlen-hautnah: Wie stark würdest du euch einschätzen, sprich wo würdest du FK in Deutschland ansiedeln?

Mirza Mustafić: Das ist schwer zu vergleichen, da ein anderer Fussball gespielt wird. Aber in der 2. Liga würden wir auf jeden Fall eine sehr gute Rolle spielen.

Fohlen-hautnah: Wie lebt es sich denn in Sarajevo, wie sehr wohl fühlst du dich und was ist anders als zum Beispiel in Deutschland?

Mirza Mustafić: Es lebt sich sehr gut. Ich habe mich in die Stadt verliebt und fühle mich sehr wohl. Es ist überall etwas los. Die bosnische Kultur ist ein bisschen anders. Alle Leute sind hier sehr entspannt. 

Fohlen-hautnah: Du hast in Sarajevo noch ein Jahr Vertrag mit der Option auf ein weiteres Jahr. Wie sieh deine Zukunftsplanung aus und was möchtest du in deiner Karriere noch erreichen beziehungsweise welche Träume hast du?

Mirza Mustafić: Im Fußball ist es immer schwer, in die Zukunft zu schauen. Man weiß nie, was passiert. Aktuell bin ich aber sehr glücklich in Sarajevo. Ich würde gerne mal an einer Welt- oder Europameisterschaft teilnehmen und Champions League spielen .

Fohlen-hautnah: Apropos. Die EM in Deutschland ist im vollen Gange. Was versprichst du dir von ihr und wer ist dein (Geheim-) Favorit?

Mirza Mustafić: Ich hoffe, dass es ein Turnier mit spannenden Spielen, vielen Toren und Überraschungsmannschaften wird .Mein Geheimfavorit ist die Türkei.

Fohlen-hautnah: Abschließend. Du hast noch ein paar Jahre als Profi vor dir. Hast du dir schon Gedanken über die Karriere nach der Karriere gemacht? 

Mirza Mustafić: Das ist eine gute Frage, mit der ich mich noch nicht beschäftigt habe. Das ist auch noch weit weg. Zunächst möchte ich gesund bleiben, jeden Tag und in jedem Spiel alles geben und das Bestmögliche erreichen. Ich denke aber schon,  dass ich auch nach meiner Karriere – in welcher Form auch immer – weiterhin im Fußball aktiv sein werde.

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