Maximilian Wöber un die Borussen sind defensiv alles andere als sattelfest. Foto: Dirk Päffgen.
Mit 35 Gegentoren aus 16 Bundesliga-Spielen verabschiedete sich Borussia Mönchengladbach in die Winterpause. Damit stellen die Fohlen die zweitschwächste Hintermannschaft der Liga. Die Defensive ist neben unzähligen verspielten Führungen das größte Manko und ein regelrechtes Handicap. Unsere aktuelle Baustelle Borussia, präsentiert von der Schotes Firmengruppe.
Das Spiel zwischen Eintracht Frankfurt und Borussia Mönchengladbach war sinnbildlich für die Hinrunde der Fohlenelf. Über weite Strecken führten die Borussen die letzte Partie des Jahres 2023 an und stellte sich in der Schlussphase einmal mehr selbst ein Bein. Der Platzverweis von Max Wöber brach den Fohlen das Genick, Frankfurt drehte das Spiel mit zwei Toren in der Nachspielzeit und bescherte der Elf vom Niederrhein die siebte Niederlage.
Sieben verspielte Führungen sind Bestwert in der Liga
Keine Mannschaft in der Liga verspielt so oft eine Führung wie Borussia. Stolze sieben Spiele gab die Mannschaft von Gerardo Seoane bereits aus der Hand. Zwar befinden sich die Fohlen seit diesem Sommer in einem großen Umbruch, doch irgendwann müssen sie auch mal in diesem Bereich zulegen und die richtigen Schlüsse aus ihren negativen Erfahrungen ziehen. »Wir haben in dieser Saison schon mehrere Male eine Führung noch spät aus der Hand gegeben. Das kann mit einer jungen Mannschaft passieren, dennoch müssen wir uns auch in dieser Hinsicht weiterentwickeln. Das abzustellen, muss unsere Aufgabe für die Rückrunde sein«, brachte es Julian Weigl auf den Punkt.
Vor allem auswärts fällt dieses Manko schwer ins Gewicht. Schon am ersten Spieltag beim FC Augsburg wurde das Problem deutlich. Im August gaben die Fohlen in dieser Partie gleich zweimal einen Zwei-Tore-Vorsprung aus der Hand (2:0 und 3:1), lagen zwischenzeitlich in Rückstand und konnten am Ende zumindest beim 4:4 noch einen Punkt mitnehmen. Auch im eigenen Stadion bedeutete eine Führung noch längst nicht, dass Borussia auch gewinnt. Gegen den FC Bayern führten die Fohlen ebenfalls, verloren am Ende noch mit 1:2. Im Borussia-Park stand gegen den FSV Mainz 05 ein 2:0 auf der Anzeigetafel, ehe man noch zwei Tore kassierte und Unentschieden spielte. Die unrühmliche Serie setzte sich in Dortmund fort (2:0-Führung), auch gegen Bremen bedeutet ein 2:1 zu Gunsten von Borussia keinen Sieg. Den Schlusspunkte dieser Serie setzte nun die Last-Minute-Niederlage in Frankfurt.
Nur Darmstadt hat eine schwächere Defensive
Mit 35 Gegentore ist die Fohlenelf die ‚Schießbude der Liga‘. Mehr waren es nach 16 gespielten Partien in der Liga nur zweimal (zuletzt in der Saison 2010/11). Nur einmal schafften es die Gladbacher, kein Gegentor zu kassieren (4:0 gegen Wolfsburg). Lediglich Darmstadt hat noch mehr Gegentore (41). Allerdings fällt beim Aufsteiger die 0:8-Pleite bei den Bayern deutlich ins Gewicht. Den Borussen mangelt es in der Defensive, bei der die Probleme meist schon im Mittelfeld anfangen, an Robustheit. Zwar führten teilweise auch individuelle Fehler zu Gegentoren, letztlich verteidigen die Fohlen allerdings im Kollektiv nicht gut genug. Es passt ins Bild, dass keine andere Mannschaft in der Bundesliga so viele Schüsse aufs eigene Tor zulässt: Über 270 Versuche gaben die gegnerischen Teams nun schon gegen Borussia ab.
Kaschiert wird die schwache Defensive von der guten Offensive. Mit 31 erzielten Toren liegt Borussia auf Platz sechs in der Bundesliga. Mit acht Treffern nach Ecken sorgen die Fohlen für einen Bestwert. Seit Beginn der Erhebung dieser Daten 1992 kam noch keine Mannschaft auf so viele Tore nach Ecken in einer Saison. Es ist also auch ein Teil des Umbruchs und der Entwicklung einer Mannschaft, dass sie solch starken Leistungsschwankungen unterliegt. In den nächsten Monaten ist es allerdings die Aufgabe von Seoane und seinem Trainerteam, die guten Ansätze in ein gefegtes Gewerk umzusetzen. In Frankfurt zeigten die Gladbacher nämlich bis zum Platzverweis in der 89. Minute eine ordentliche Defensivleistung, daran gilt es unbedingt anzuknüpfen.
Die Bilanz nach 16 Partien in der Liga fällt von daher eher neutral aus. »Die Zwischenbilanz nach 16 Spieltagen fällt gemischt aus. Wir haben ein paar Dinge ganz gut, aber auch vieles nicht so gut gemacht. Auf jeden Fall können wir aus den Spielen einiges lernen und unsere Schlüsse ziehen. Nach der Winterpause werden wir im neuen Jahr wieder voll angreifen«, sagte Robin Hack nach dem Spiel in Frankfurt. Auch, wenn das nicht zu einer attraktiveren Spielweise beiträgt, muss sich Borussia ab Januar auf die Stabilisierung der Defensive konzentrieren. Andernfalls kommt irgendwann der Zeitpunkt, an dem die Offensive die vielen Gegentore auch nicht mehr wettmachen kann.