Nach der Blamage in Saarbrücken hatten die Fans Redebedarf. Foto: Dirk Päffgen
Endstation Saarbrücken. Für Borussia Mönchengladbach ist der Traum vom Pokalfinale in Berlin ausgeträumt. Im Viertelfinale des DFB-Pokals unterlag man am Dienstagabend mit 1:2. In der dritten Minute der Nachspielzeit hatte Kai Brünker den Borussen den Knockout versetzt und sie für eine gerade in der zweiten Hälfte enttäuschende Darbietung bestraft. Im VfL-Lager suchte man zumindest hinterher nicht nach Ausreden.
Aus der Traum. Womöglich so gut wie nie, waren die Chancen in diesem Jahr, erstmals nach 1995 wieder den Einzug ins DFB-Pokal-Endspiel zu schaffen. Schließlich waren bis auf Bayer Leverkusen alle Bundesligisten bereits ausgeschieden. Die Werkself bekommt es im Halbfinale mit Fortuna Düsseldorf zu tun, die Fohlen wären Anfang April auf den Betzenberg nach Kaiserslautern gereist.
Diese Route kann man nun streichen. Wieder einmal hat Pokalschreck 1. FC Saarbrücken einen Favoriten geschlagen. Dass die Borussen aus Mönchengladbach dazugehören, haben sie sich selbst zuzuschreiben. 21 (!) Torschüsse gaben die Borussen ab, nur einer davon landete im Tor. Neben dem mitunter katastrophalem Defensivverhalten umschreibt die Statistik das Dilemma – die mangelnde Torchancenverwertung.
In der ersten Hälfte die Entscheidung verpasst
Gerade vor der Pause gab es nach dem 1:1-Zwischenstand Möglichkeiten, dem Drittligisten klar zu zeigen, wer hier ins Halbfinale möchte. »In der ersten Halbzeit sind wir ganz gut reingekommen und hatten gute Torchancen. In dieser Phase hätten wir das Tor machen müssen«, haderte Roland Virkus und Julian Weigl sagte: »Bis zur Halbzeit hätten wir schon zwei bis drei Tore erzielt haben müssen. Aus der einzigen Halbchance für Saarbrücken haben wir das Gegentor bekommen.«
»Das Aus haben wir uns selbst zuzuschreiben, weil es uns nicht gelungen ist, vor allem in der Startphase defensiv konsequenter zu sein und bei den Möglichkeiten, die wir hatten, entschlossener und klarer zu sein«, ärgerte sich Gerardo Seoane und legte den Finger in die Wunde: »Bei unseren Abschlüssen fehlte uns definitiv die nötige Klarheit.«
Die nötige Klarheit und nach der Pause vor allem die nötige Kreativität und Durchschlagskraft. Saarbrücken konnte auf dem tiefen Geläufe eigentlich nicht mehr, die Borussen aber auch nicht. Weil sie keine Lösungen parat hatten, gegen den tief stehenden Drittligisten. »In der zweiten Halbzeit haben wir dann keine zwingenden Aktionen mehr gehabt«, brachte es Virkus auf den Punkt und Seoane stimmte zu: »In der zweiten Halbzeit ist es uns nicht gelungen, uns gegen einen tiefen Block durchzusetzen, sei es im Eins-gegen-Eins, durch Flanken oder Standardsituationen.«
»Haben uns eigentlich keine klaren Torchancen herausgespielt«
»In der zweiten Halbzeit wurde der Platz immer schwieriger zu bespielen, aber das kann keine Ausrede sein. In der Nachspielzeit haben wir uns dann den Konter gefangen, was niemals hätte passieren dürfen«, monierte Weigl. »Natürlich waren wir dominant, haben uns aber eigentlich keine klaren Torchancen herausgespielt.«
Und so kam es dann, wie es irgendwie kommen musste. Die Borussen rannten verzweifelt und ohne Lösungen zu finden an, der FCS beschränkte sich aufs Verteidigen und suchte die eine Möglichkeit. Die ergab sich dann auch in der 93. Minute und Brünker bestrafte die Fohlen für ihren schwachen Auftritt und warf sie so kurz vor der Verlängerung aus dem Pokal. In der Nachspielzeit haben wir uns dann den Konter gefangen, was niemals hätte passieren dürfen.
Am Ende gab es auf Seiten des VfL einzig und alleine Kopfschütteln und Schockstarre. Nicht zuletzt auch bei den Fans im Stadion und an den TV-Geräten gleichermaßen. Unmittelbar nach Spielschluss hatten die Fans in der Kurve Redebedarf ob des geplatzten Traums. »Ich kann jeden Fan verstehen, der nach Saarbrücken gekommen ist und jetzt total enttäuscht ist. Das sind wir auch«, sagte Virkus.
»Natürlich können wir die Fans verstehen. Sie unterstützen uns schon die ganze Saison unglaublich, obwohl wir nicht die Sterne vom Himmel spielen«, sagte Weigl. »Natürlich wissen wir, wie wichtig ihnen der Pokal ist. Für sie ist ein Traum zerbrochen, für uns auch.« Das aber eben auf eine Art und Weise, die so nicht einfach mal so abzutun ist…