Julian Weigl: »Seoane? Er führt viele Einzelgespräche und ist klar in seiner Ansprache«

Julian Weigl ist ein Kandidat für das Kapitänsamt. Foto: Dirk Päffgen.

Julian Weigl gehört bei Borussia Mönchengladbach zu den tragenden Säulen und soll auch unter Gerardo Seoane eine Führungsrolle übernehmen. Im Trainingslager am Tegernsee sprach der 27-Jährige unter anderem über Borussias neuen Trainer und dessen Spielidee, seine Rolle in der Mannschaft und die Ziele für die neue Saison und kommenden Jahre. 

Julian Weigl über:

… die bisherige Vorbereitung: 

Es macht auf jeden Fall Spaß. Wir hatten eine lange Pause, in der man die Zeit auch dazu nutzen konnte, die abgelaufene Saison ein bisschen Revue passieren zu lassen und um Kraft zu tanken. Wir haben schon für unseren Urlaub einen knackigen Fitness-Plan mit an die Hand bekommen, so dass wir nicht von Null beginnen mussten. Ich habe im Urlaub für mich Padel-Tennis entdeckt. Ich habe mich dann einfach auch gefreut, die Jungs wiederzusehen und loszulegen. Trotzdem ist die Vorbereitung immer anstrengend. Aber ich glaube, dass wir grundsätzlich auf einem guten Weg sind.

… die Aufarbeitung der letzten Saison:

Wenn ein Trainer entlassen wird, ist das immer auch eine Niederlage von uns Spielern, weil wir stehen auf dem Platz. Ich persönlich versuche dann auch auf meine eigene Entwicklung und Leistung zu schauen. Da gab es auf jeden Fall auch Luft nach oben, auch wenn ich glaube, dass ich sehr gut angekommen bin und mich in die Mannschaft gut eingebracht und meinen Platz gefunden habe. Trotzdem stand ich mit auf dem Platz. Viele Dinge sind nicht so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben. Als ich dann informiert wurde, dass es einen Trainerwechsel gibt, dann ist das ein Umstand, den man in diesem Geschäft kennt. Für mich persönlich war auch nichts Neues. Ich habe in meiner Karriere viele Trainer gehabt. Dann war es wichtig für mich, mit dem neuen Trainer in den Austausch zu gehen. Er hat mich dann im Urlaub kontaktiert. Wir haben natürlich schon das eine und andere Gespräch geführt. Dann geht der Blick nach vorne.

… die gravierendsten Änderungen unter Gerardo Seoane:

Generell geht es gerade darum, unsere Spielidee zu verinnerlichen. Wir haben viel an unserem Pressing gearbeitet und am Spiel mit dem Ball. Die Ansprachen sind klar. Jeder soll auf dem Platz wissen, was er zu tun hat. Wie wir nach vorne spielen wollen, wie wir in den verschiedenen Räumen verteidigen wollen. All das ist in der Vorbereitung wichtig, weil man viel ausprobieren kann. Der Trainer hat eine ganz klare Idee vom Fußball und wir sind gerade Step by Step dabei, die umzusetzen.

… die Spielidee von Gerardo Seoane und den Vergleich zu Daniel Farke:

Es ändert sich natürlich schon etwas. Ich glaube, dass wir versuchen werden, ein höheres Pressing zu spielen. Der Trainer hat klar die Idee, auch die Lösungen nach vorne zu suchen. Gerade auch für meine Position hat er mit in den ersten Gesprächen gesagt, auch immer das Auge nach vorne zu haben und nach Ballgewinn ein bisschen aggressiver zu spielen, um unsere Waffen mit tiefen Läufen und die von Franck Honorat und Tomáš Čvančara diazugewonnene Schnelligkeit dann auch zu nutzen. Da sind wir gerade in einem Prozess, die Jungs mit einzubauen und Ihre Stärken kennenzulernen, um dann auch wieder einen guten Teamgeist hinzubekommen. Das ist auch ein ganz wichtiger Schwerpunkt für uns. Wir haben viele Spieler verloren, haben aber auch frisches Blut dazubekommen. Da entwicklen sich gerade ein neuer Geist und natürlich auch eine neue Hierarchie. Da sind wir mitten in der Phase, in der es sich herauskristallisiert, wer Verantwortung übernimmt und welchen jungen Spieler man vielleicht mit an die Hand nehmen muss. Wir da auf einem gute Weg.

… Gemeinsamkeiten zur Spielidee von Roger Schmidt:

Es gibt schon eine Sachen, die Roger auch abverlangt hat und die auch gut zu unserem Kader und unseren Spielern passen. Trotzdem hat der Trainer schon seine eigenen Idee und versucht nichts zu kopieren. Aber natürlich sind es beides Trainer, die vollen Einsatz wollen und die schnelles Umschalten mögen. Das glaube ich, wird unserem Spiel generell auch guttun.

… die Probleme der letzten Saison in Bezug auf den vielen Ballbesitz:

Ich glaube schon, dass wir letzte Saison phasenweise gezeigt haben, dass wir das Umschalten gut können und auch gut kontern können. Natürlich bringt es immer nochmals was Neues rein, wenn ein Trainer das wirklich abverlangt, nach jedem Ballgewinn erstmal den Block nach vorne zu suchen. Es ist jetzt natürlich nicht so, dass man dann immer die Lösung nach vorne findet oder dass er immer will, dass wir den tiefen Ball spielen oder den Steckpass spielen. Manchmal ist es auch mal so, dass wir mal durchatmen müssen und dann mal auf Ballbesitz spielen. Aber ich glaube, der Grundgedanke, dass der erste Blick nach vorne geht, soll jeder verinnerlichen. Das wird uns mit Sicherheit helfen. Und wie schon gesagt: Wir haben Spieler mit Speed. Nathan Ngoumou wird das mit Sicherheit auch helfen.

… seine Aufgabe, mit Ball den Rhythmus mit vorzugeben:

Natürlich. Ich bin genauso in einem Prozess das mit anzunehmen, was der Trainer von mir will. Ich kann das, was er von mir verlangt. Ich muss jetzt einfach schauen, dass ich das Training für Training und Spiel für Spiel abrufen kann. Natürlich versuche ich gerade von meiner Position heraus, Ruhe ins Spiel zu bringen. Das ist eine Stärke von mir in meinem Spiel. Auch da gibt es noch Verbesserungspotenzial.

… die Situation im defensiven Mittelfeld:

Verletzungen sind immer ärgerlich, gerade auch in dieser Phase. Chris Kramer kam richtig gut aus dem Urlaub, Manu habe ich beim ersten Spiel mit Frankreich verfolgt. Dann kam die Verletzung. Die Jungs werden jetzt erstmal an ihrem Aufbau arbeiten. Manu ist schon ganz gut in Tritt, was die Fitnessarbeit angeht. Wir, die fit sind, versuchen uns einzubringen. Für die jungen ist es natürlich gut, Spielzeit zu bekommen und ein bisschen aus dem Schatten rauszukommen und sich zu zeigen. Ich finde, Rocco Reitz und Oscar Fraulo machen das richtig gut. Florian Neuhaus und ich versuchen, die beiden an die Hand zu nehmen und ihnen zu helfen.

… über spezielle Dinge, die Seoane eingeführt hat:

Bisher gibt es da noch nichts Außergewöhnliches. Auf jeden Fall führt er viele Einzelgespräche. Er macht kurze Meetings und ist ganz klar in seiner Ansprache und zeigt nicht 1.000 Videos, sondern die Dinge die gut und schlecht sind. Auch da ist er sehr klar. Jedes Training ist gut vorbereitet. Wir bekommen immer gesagt, was gemacht wird, was der Schwerpunkt ist und auf was wir uns fokussieren sollen. Genauso ist es vor den Spielen. Da sagt er klar, wie wir die im Training geübten Dinge umsetzen sollen.

… seine Ziele für die kommende Saison:

Über konkrete Ziele haben wir bislang noch nicht gesprochen. Uns allen ist klar, dass es keine leichte Saison werden wird und es vielleicht auch mal den einen oder anderen Rückschlag geben kann und wir uns finden müssen. Für mich ist wichtig, dass wir jetzt erst einmal mit der neuen Truppe zusammenwachsen und einen positiven Geist entwickeln. Wenn uns das gelingt und wir die Spielidee des Trainers gut umsetzen, bin ich überzeugt, dass wir auch gute Ergebnisse einfahren werden.

… seine Ziele für die kommenden fünf Jahre, für die er unterschrieben hat:

Ich hätte mich auf jeden Fall nicht so lange committed, wenn ich nicht das Potenzial im Verein gesehen hätte. Zum einen fühle ich mich hier total wohl. Und obwohl es so ein großer Verein ist, ist es eine familiäre Atmosphäre, in der man sich bestmöglich weiterentwickeln und wohlfühlen kann. Natürlich bin ich trotzdem persönlich auch maximal ambitioniert. Deswegen möchte ich schon, dass wir uns in den Jahren, in denen ich hier bin, stetig verbessern. Wenn wir das schaffen, mit welcher Geschwindigkeit auch immer, dann ist es ein Wunsch von mir, mit Gladbach irgendwann wieder ins internationale Geschäft zu kommen.

… seine Ambitionen für die Nationalmannschaft:

Ich habe immer gut daran getan. Mich auf den Vereinsfußball zu konzentrieren. Es bringt auch nichts, sich da immer verbissen zu positionieren. Ich muss die bestmögliche Leistung bei Borussia abliefern. Dann wird alles andere kommen.

…seine Rolle in der Mannschaft:

Von meinem Alter und meiner Erfahrung bin ich nun verpflichtet, mehr Verantwortung zu übernehmen und voranzugehen. Das muss aber immer aus einem natürlichen Impuls passieren. Neben der fußballerischen Qualität, die ich auf den Platz bringen möchte, ist es mein Ziel, mich in der Mannschaft einzubringen und Dinge klar anzusprechen. So war ich schon immer, aber jetzt bin ich als Mensch und Persönlichkeit gewachsen und möchte in dieser Saison noch mehr in diese Führungsrolle hineinwachsen.

… die Kapitänsfrage:

Bei uns in der Mannschaft ist das aktuell kein großes Thema. Der Trainer hat gesagt, dass er sich in den nächsten ein, zwei Wochen entscheiden wird. Das können wir alle abwarten. 

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