Marvin Friedrich: »Möchte mich bei Borussia durchsetzen und Stammspieler werden«

Gut gelaunt im Interview: Marvin Friedrich möchte unter Gerardo Seoane neu angreifen. Foto: Dirk Päffgen

In der abgelaufenen Saison lief es nicht rund für Marvin Friedrich bei Borussia Mönchengladbach. Das soll sich in der neuen Spielzeit unter Gerardo Seoane ändern. Im Trainingslager am Tegernsee sprach der 27-Jährige im Interview mit unserer Redaktion unter anderem über die letzte Saison, den Umbruch, seine ersten Eindrücke von Gerardo Seoane und seine Ziele für die nächsten Jahre.

Fohlen-Hautnah: Marvin, zunächst eine hypothetische Frage: Wäre Daniel Farke noch Trainer, wäre Marvin Friedrich aller Voraussicht nach nicht mehr Gladbacher?

Marvin Friedrich: Ich habe noch Vertrag. Insofern stellt sich diese Frage nicht.

Fohlen-Hautnah: Es gab aber Gerüchte um eine Rückkehr zu Union Berlin. War da was dran?

Marvin Friedrich: Ernsthafte Gespräche gab es nie, aber natürlich habe ich mir generell schon meine Gedanken in verschiedene Richtungen gemacht, weil ich auf mehr Einsatzzeiten kommen wollte. Ich hatte eine gute Zeit in Berlin, auf die ich gerne zurückschaue. Aber mehr war das jetzt wirklich nicht.

Fohlen-Hautnah: Wie bewertest du denn die Entwicklung von Union Berlin und schaust du noch mit einem Auge auf die Champions League?

Marvin Friedrich: Natürlich schaue ich noch auf das, was Union macht. Ich bin mittlerweile Fan von Union Berlin. Alleine schon deshalb weil ich weiß, wie man dort arbeitet. Ich kenne die Verantwortlichen und schaue immer gerne zurück auf die Zeit. Ich freue mich, wenn sie Spiele gewinnen und bin gespannt, wie sie sich in der Champions League schlagen. 

Fohlen-Hautnah: In Bezug auf das bekannte Interview: Es gab Kritik dafür, dass du dich öffentlich geäußert hast. Gab es danach Gespräche im Verein?

Marvin Friedrich: Ich muss ehrlich sagen, dass ich das Interview, das ich seinerzeit gegeben habe, nicht ganz so schlimm fand, wie es alle beschrieben haben. Ich habe mit den Verantwortlichen darüber gesprochen und wir haben unsere Standpunkte ausgetauscht. Damit war und ist das Thema für mich erledigt und ich denke für die Verantwortlichen auch.

Fohlen-Hautnah: Jetzt gab es diesen Trainerwechsel. Wie war das für dich, hast du dich nach der letzten Spielzeit auch mal selbst reflektiert?

Marvin Friedrich: Natürlich. Wenn es nicht läuft, dann denkt man über alles nach und hinterfragt sehr viel. Schlussendlich ist die Saison vorbei und ein neuer Trainer ist da. Jetzt schauen wir mal, was passiert.

Fohlen-Hautnah: Der eine oder andere Fan hat sich letzte Saison gefragt, was Marvin Friedrich denn falsch macht, dass er nicht spielt. Du auch?

Marvin Friedrich: Es gab natürlich Phasen, in denen ich mich das gefragt habe. Ich habe im Training immer versucht, Gas zu geben. Es gab Spiele, in denen es nicht so gut lief und ich habe dennoch keine Spielminuten bekommen. Aber ich beschäftige mich nicht mehr mit der letzten Saison. Die ist Vergangenheit. Ich schaue jetzt nur noch nach vorne und versuche, mich im Training anzubieten und hoffe dann natürlich, dass ich mehr Einsatzzeiten bekomme. 

Fohlen-Hautnah: Siehst du den neuen Trainer also auch als neue Chance für dich und als eine Art Neustart an?

Marvin Friedrich: Absolut. Ich will mich neu anbieten und alles in die Waagschale werfen. Gerade in der Vorbereitung will ich zeigen, was ich kann.

Fohlen-Hautnah: Gerardo Seoane hat bereits viele Einzelgespräche geführt. Er hat sicherlich auch mit dir gesprochen…

Marvin Friedrich: Ich habe vom Trainer einen sehr guten Eindruck. Er ist sehr kommunikativ und hat einen klaren Plan. Es macht Spaß unter ihm. Er hat zu mir gesagt, dass ich Gas geben und mich anbieten soll. Das werde ich tun und dann wird der Trainer entscheiden, ob es reicht. 

Fohlen-Hautnah: Die ersten Wochen unter Gerardo Seoane sind rum. Was macht er für einen Eindruck auf dich und was ist anders als im Vergleich zu Daniel Farke? Er hat eine klare Ansprache, hat auch Julian Weigl gesagt.

Marvin Friedrich: Was ‚Jule‘ gesagt hat, kann ich nur bestätigen. Der Trainer macht klare Ansagen und hat eine klare Spielidee, die wir versuchen umzusetzen. Man erkennt klar, was er für einen Fußball spielen möchten. Er möchte, dass wir als Mannschaft zusammenarbeiten, auch defensiv. Das alles ist ein Prozess, der Zeit in Anspruch nimmt, aber wir sind da auf einem guten Weg. Ich finde auch, dass er klare Ansprachen und Vorstellungen von dem hat, wie unser Fußball aussehen soll. All das gilt es jetzt umzusetzen.  

Fohlen-Hautnah: Du gehörst zu den erfahrenen Spielern im Kader. Siehst du es da auch als deine Aufgabe an, mit Verantwortung zu übernehmen beziehungsweise bist du so ein Typ, der das gerne macht und führt?

Marvin Friedrich: Wir haben mit unseren Kapitän Lars Stindl und Jonas Hofmann Spieler verloren, die viel Verantwortung übernommen haben. Jetzt versuche ich natürlich, mich noch mehr einzubringen. Ich kenne das noch aus meiner Zeit bei Union Berlin. Deshalb versuche ich, den Jungs zu helfen und vorneweg zu gehen.

Fohlen-Hautnah: Du hast sowohl mit Yann Sommer als auch aktuell mit Jonas Omlin zusammengespielt. Was unterscheidet beide Torhüter, wo gibt es Parallelen und wie würdest du Jonas Omlin als Typ und Torhüter beschreiben.

Marvin Friedrich: Es sind beides Schweizer (lacht). Beide haben ihre Qualitäten. Yann Sommer ist nicht von ungefähr zum FC Bayern München gewechselt und Deutscher Meister geworden. Jeder kennt seine Qualitäten. Auch Jonas Omlin hat Qualitäten. Die Spiele, die er für uns gemacht hat, waren wirklich top. Yann Sommer ist am Ball wirklich super, aber das kann Jonas auch. Ich finde schon, dass sie unterschiedliche Stärken haben.

Fohlen-Hautnah: Auch unter Daniel Farke gab es nicht die gewünschte nachhaltige Stabilität in der Defensive. Woran lag das deiner Meinung nach und was muss sich ändern, damit das wieder besser wird?

Marvin Friedrich: Zunächst einmal kann man das nicht nur auf die Defensive schieben. Ich kenne es aus meiner Zeit in Berlin. Da standen elf Spieler auf dem Platz, die alle defensiv mitgearbeitet haben. Jeder wusste, dass das Tor verteidigt werden muss. Und nicht nur vier Abwehrspieler oder noch die 6er dazu. Wenn man als Team verteidigt, dann steht man defensiv automatisch besser. Ich finde, dass wir all das letzte Saison zu oft nicht gut gemacht haben. In der Bundesliga steckt so viel Qualität, dass es dann schwer wird, zu Null zu spielen. Wir müssen als Mannschaft wieder konstant dahin kommen, dass wir von vorne bis hinten kompakt stehen und gemeinsam unser Tor verteidigen. Wenn wir das machen, bin ich mir sicher, dass wir viel stabiler stehen und weniger Gegentore kassieren werden.

Fohlen-Hautnah: Auf der anderen Seite war auch die Chancenverwertung ein großes Manko. Was muss deiner Meinung nach da besser werden, damit es wieder effektiver wird?

Marvin Friedrich: Ich bin ehrlich. Ich bin Defensivspieler, stehe lieber so lange wie möglich kompakt und versuche, so lange es geht, kein Gegentor zu bekommen. Vorne ist dann immer etwas möglich. Ob es durch einen Standard oder individuelle Klasse ist. Deshalb bin ich der Meinung, dass wir als Mannschaft wieder dahin kommen müssen, dass wir alle zusammen defensiv arbeiten. Und wenn du defensiv gut stehst, dann kommt es offensiv automatisch. 

Fohlen-Hautnah: Du hast bei Borussia für vier Jahre unterschrieben. Warum hast du dich für so eine lange Zeit gebunden und was hast du dir für die Zeit vorgenommen?

Marvin Friedrich: Der entscheidende Punkt für mich war, dass Borussia Mönchengladbach für mich ein Verein ist, der in der Bundesliga zu den Top 7 Klubs gehört. Natürlich wissen wir auch, dass jetzt ein großer Umbruch stattgefunden hat und wir kommende Saison schauen müssen, dass wir konstante Leistungen bringen. Persönlich möchte ich mich bei Borussia durchsetzen und Stammspieler werden. Ich möchte so viele Spiele machen, wie es nur geht.

Fohlen-Hautnah: Apropos Umbruch: Wie geht man damit als Spieler und Mannschaft um?

Marvin Friedrich: Ich finde, man kann es auch als Chance sehen, wenn Spieler den Verein verlassen und neue dazukommen. Man kann dann auch wieder als Truppe zusammenwachsen. Also ich sehe das gar nicht so dramatisch wie vielleicht der eine oder andere. Ich sehe es eher als Chance, dass man wieder Schritte nach vorne machen kann. 

Fohlen-Hautnah: Was glaubst du ist, trotz des Umbruchs, in der kommenden Spielzeit möglich?

Marvin Friedrich: Da jetzt eine Prognose abzugeben, ist schwer. Wir sind gerade dabei, als Mannschaft zusammenzuwachsen. Ich möchte da keine Platzierung ausgeben sondern ich finde, dass wir einfach von Spiel zu Spiel schauen sollten. Wir müssen in jedes Pokal- und Bundesligaspiel alles reinwerfen. Dann wird man am Ende sehen, wo für es gereicht hat.

Fohlen-Hautnah: Trotz der, nennen wir es mal, durchwachsenen Saison, ist die Euphorie unter den Fans da. Erneut wurden 30.000 Dauerkarten verkauft, sowohl beim Trainingsauftakt als auch am Tegernsee sind über 1.000 Fans dabei. Was macht das alles mit dir?

Marvin Friedrich: Das ist auch einer dieser Gründe, warum ich mich für Borussia entschieden habe. Ich wusste, dass der Verein Fans hat, die in Massen ins Stadion kommen und ihren Verein bedingungslos unterstützen. Wenn der Borussia-Park voll ist, dann ist die Stimmung einzigartig. Auf jeden Fall sollte uns das einen Schub geben, wenn man weiß, dass die Fans wieder hinter uns stehen und uns anfeuern, auch wenn die letzte  Saison nicht ganz so gut war. Jetzt geht es wieder bei Null los und da sollten wir alle als Verein mit den Fans zusammen in die richtige Richtung schauen alles versuchen und geben, um eine bessere Saison zu spielen als die letzte.

Fohlen-Hautnah: Welche Schlagzeile möchtest du am Saisonende lesen wollen?

Marvin Friedrich: Gladbach hat eine erfolgreiche Saison gespielt! Ich würde mir einfach wünschen, dass wir als Verein auf die Saison zurückschauen und sagen können, dass wir vieles richtig gemacht haben. 

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