Nach Farke-Aus: Der Trainerwechsel alleine wird nicht reichen

Da war die Welt noch in Ordnung, nun die ist Ehe zischen Borussia und Daniel Farke geschieden. Foto: Dirk Päffgen

Die Ehe von Borussia Mönchengladbach und Daniel Farke ist Geschichte. Beide Seiten trennten sich einvernehmlich. Sportlich hat es einfach nicht gepasst zwischen den Fohlen und dem 46-Jährigen. Am linken Niederrhein hat man jetzt die große Chance, sich in vielen Bereichen neu aufzustellen. Diese Gelegenheit müssen nun alle Verantwortlichen sehen und vor allem ergreifen. Unser Kommentar zur aktuellen Situation. 

Seit Freitagnachmittag (02. Juni 2023) ist es nun offiziell: Borussia Mönchengladbach und Daniel Farke gehen getrennte Wege. Nach nur einer Spielzeit im Borussia-Park muss der 46-Jährige den Klub wieder verlassen. Mit großen Ambitionen gestartet, brach die oftmals ‚zitierte‘ Übergangssaison Farke letztlich das Genick. Sportlich gibt es sicherlich genug Gründe für die Trennung, menschlich ist der gebürtige Ostwestfale aber ein Verlust.

Farke verhielt sich bis zum letzten Tag äußerst fair und stellte sich auch trotz massiven Gegenwind, vor allem durch lautstarke Pfiffe im eigenen Stadion, immer wieder schützend vor die Mannschaft. Allerdings gab es auch Situationen, in denen der Fußball-Lehrer die berühmte Schönrederei-Rhetorik unpassend anwendete (So wie nach dem 1:4 gegen Absteiger Hertha BSC oder dem 1:2 gegen den VfB Stuttgart). Rhetorisch wusste Farke sehr zu überzeugen, leider blieb es allerdings nur bei Worten.

Bei Friedrich nicht clever – Auch die Mannschaft muss sich hinterfragen

In der Rückrunde fiel die Fohlenelf teilweise in sich zusammen und zeigte oftmals blutleere Auftritte. Christoph Kramer hatte genau das auch moniert. Das sollte dann schon zu bedenken geben. Seit Januar 2023 punktete die Borussia wie ein Abstiegskandidat: Nur 19 Zähler sprangen aus 21 Partien heraus, viel zu wenig bei all der vorhandenen Qualität im Kader. Apropos. Da muss man Farke auch ankreiden, immer erst spät gewechselt und an Spielern festgehakte zu haben, die erstens ihre Konstanz verloren hatten und den Klub verlassen haben, anstatt auf Spieler der Zukunft zu setzen.

Und auch wenn man das bekannte Frust-Interview von Marvin Friedrich in der Art und Weise nicht unbedingt gut heißen muss, so kann man es irgendwie nachvollziehen. Hier reagierte Farke nicht angemessen. Im Gegenteil: Er zählte stattdessen auf, wie wenig Gegentore man denn ohne ihn lediglich bekommen hat. Alles andere als vor den Spieler stellend und motivierend. Hinzu kommt die drittschwächste Auswärtsbilanz mit nur einem Sieg und mageren zehn Punkten. Die Chance auf einen unbelasteten Neuanfang in der kommenden Spielzeit war damit aus sportlicher Sicht dahin.

Nach intensiven Gesprächen steht Borussia, zumindest derzeit, wieder ohne Trainer da. Die Frage stellt sich mit Blick auf die gerade während des Spiels beim BVB auftauchenden Gerüchte um die Entlassung allerdings, ob die Analyse wirklich ausschlaggebend war oder die Trennung sowieso nicht schon feststand. Unterdessen heißt es also: Alles auf Null. Die nahezu identische Mannschaft hat es nach dem Aus von Adi Hütter also geschafft, den nächsten Trainer vom Hof ‚zu jagen‘. Bei allem Respekt, aber die Elf vom Niederrhein muss sich an dieser Stelle auch mal ganz groß selbst hinterfragen. Auch die sportliche Führung rund um Roland Virkus steht nun mehr denn je unter Druck. Denn: Die nächste Entscheidung beziehungsweise der nächste Trainer muss endlich funktionieren und greifen!

Borussia ist und bleibt sexy

Die vergangenen drei Jahre, angefangen bei der ‚Ära‘ Marco Rose, waren mehr als turbulent für die Borussen. Deshalb muss es jedem im Verein ein Anliegen sein, wieder in ruhige Fahrwasser zu kommen. Die mögliche Lösung mit Nils Schmadtke als neuen Sportdirektor scheint eine gute zu sein, so kann der Verein Kompetenzen bündeln und auf mehrere Schultern verteilen. Mit Gerardo Seoane könnte ein Trainer aus dem ‚obersten Regal‘ zur Fohlenelf stoßen. Das zeigt, welche große Anziehungskraft der Verein trotz der aktuellen Entwicklungen immer noch hat.

Ein weiterer Beweis dafür sind vor allem die Fans, die trotz der enttäuschenden Spielzeit in den Borussia-Park geströmt sind wie lange nicht mehr. 52.438 Zuschauer im Schnitt bedeuten einen neuen Zuschauer-Rekord. Borussia ist und bleibt sexy, die Anhänger lieben ‚ihren‘ Klub. Das haben sie gerade auch in der abgelaufenen Spielzeit oft genug gezeigt – Zuhause wie auswärts. Der Klub hat einen enormen Kredit bei den Fans – er sollte und darf ihn sich nicht noch mehr verspielen. Es braucht jetzt Neuanfang, mit dem man sich auch identifizieren kann und der gute Chancen hat, auch nachhaltig wieder die Ambitionen des Klubs zu erreichen.

Es braucht ambitionierte Ziele

Vielleicht sollten die Verantwortlichen in diesem Zusammenhang auch mal die Zielsetzung überdenken. Es ist sicherlich völlig richtig, dass sich Borussia derzeit in einem starken Wandel befindet. Das sollte auch allen Fans bewusst sein und damit der Vereinsführung (mal wieder) ein Vertrauensvorschuss gewährt werden. Aber: In der abgelaufenen Spielzeit spielten Virkus und Farke die sportlichen Ziele oftmals herunter und sendeten damit möglicherweise auch falsche Signale an die Mannschaft. Schließlich sei es durchaus normal, dass man mit lustlosen Auftritten mehr oder weniger zufrieden sei. 

Daran muss sich etwas ändern. Es fehlt der Impuls zu sagen, ‚wir wollen wieder ins internationale Geschäft‘. Dieses Unterfangen braucht Zeit und ist sicherlich nicht von heute auf morgen zu bewältigen. Aber: Jeder Mensch, auch Fußballspieler, braucht ein Ziel, auf das er hinarbeiten kann. Vor allem Leistungssportler brauchen Ziele, Spiele und Pokale, für die sie sich zerreißen können.

Es braucht jetzt clevere Transferentscheidungen

Vielleicht sollten die Verantwortlichen am Borussia-Park etwas von ihrer Bescheidenheit abrücken und für die nächsten zwei, drei Spielzeiten auch öffentlich nochmal klare Ziele formulieren. Dann, da sind wir uns sicher, ziehen auch die Spieler wieder an einem Strang! Und Apropos Spieler. Ein erneuter Trainerwechsel reicht alleine nicht.

Es braucht jetzt clevere Transferentscheidungen und solche, die der Mannschaft frischen Wind/neue Impulse geben – damit auch der neue Trainer eine echte Chance hat, den Klub auf dem oftmals erwähnten ‚Borussia-Weg’ wieder nach oben zu führen. Jonas Omlin, Jonas Hofmann und Julian Weigl sind echt Typen und Spiele dafür, die sich reinhauen und um die man eine Fohlenelf aufbauen kann.

»Es ist sicherlich so, dass eine Menge Spieler vor der Tür stehen, jetzt müssen wir sie reinlassen. Der Klub ist ein großer und es ist auch eine gute Aufgabe, mit diesem Klub wieder Ziele anzugehen, wieder die obere Tabellenhälfte anzugreifen« sagte Roland Virkus Mitte April und versprach: »Deswegen gibt es schon Spieler, die gerne zu Borussia Mönchengladbach wollen.« Da darf man dann gespannt sein, welche Spieler das sind und ob sie auch zum neuen Trainer und sein System und zum Umbruch passen…

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